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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers
Autoren: Glen Cook
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wirklich.«
Er war jetzt in der Defensive. »Was zur Hölle soll das heißen?« »Da zeigt jemand seinen Kumpels die kalte Schulter. Behandelt sie wie Dreck. Dann deser- tiert er. Da werden die Leute doch neugierig genug und ziehen los, um festzustellen, was hier eigentlich abläuft.«
»Weiß der Hauptmann, daß ihr hier seid?« Wieder sah ich zu Schweiger. Er nickte. »Jep. Willst du es uns nicht verraten, alter Freund? Ich, Schweiger, der Hauptmann, Pökel, Elmo, Goblin, wir können uns schon etwas den- ken…«
»Versuch bloß nicht, mich aufzuhalten, Croaker.« »Warum suchst du eigentlich ständig Streit? Wer hat irgend etwas davon gesagt, daß wir dich aufhalten wollen? Wenn man dich hätte aufhalten wollen, dann wärest du jetzt nicht hier. Du wärest nicht einmal aus der Nähe des Turms weggekommen.«
    Er war verdattert.
»Pökel und der Alte haben schon gesehen, was los war. Sie haben dich gehen lassen. Ein paar von uns anderen, wir würden schon gerne den Grund wissen. Ich meine, wir haben so eine Ahnung, daß wir es wissen, und wenn es das ist, was wir uns denken, dann hast du zu- mindest meinen Segen. Und den von Schweiger. Und vermutlich wohl den von allen anderen, die dich nicht aufgehalten haben.«
Raven verzog das Gesicht. Er wußte ungefähr, worauf ich hinauswollte, aber er konnte es nicht begreifen. Daß er nicht zu den alteingesessenen Brüdern der Kompanie gehörte, ließ zwischen uns einen Verständigungsgraben aufklaffen. »Sieh es doch mal so«, sagte ich. »Ich und Schweiger denken uns, daß ihr bei den Kämpfen ums Leben gekommen seid. Alle beide. Niemand braucht etwas anderes zu erfahren. Aber weißt du, es sieht so aus, als ob du von zu Hause wegläufst. Selbst wenn wir dir alles Gute wünschen, sind wir vielleicht doch ein wenig verletzt wegen der Art und Weise, wie du es tust. Du wurdest per Abstimmung in die Kompanie eingeschworen. Du bist mit uns durch die Hölle gegangen. Du… Denk doch nur einmal daran, was du und ich gemeinsam durchge- macht haben. Und du behandelst uns wie Dreck. Das kommt nicht allzu gut an.« Allmählich begriff er. Er sagte: »Manchmal ergibt sich etwas, das so wichtig ist, daß du es deinen besten Freunden nicht sagen kannst. Es könnte euch alle das Leben kosten.« »Dachte ich mir schon. He! Ruhig bleiben.« Schweiger war abgestiegen und tauschte sich mit Darling aus. Sie schien die Spannung zwi- schen ihren Freunden gar nicht zu bemerken. Sie erzählte Schweiger, was sie getan hatten und wohin sie gingen.
»Hältst du das für klug?« fragte ich. »Nach Opal? Dann solltest du vielleicht ein oder zwei Dinge wissen. Erstens, die Lady hat gewonnen. Vermutlich hast du dir das schon gedacht. Hast es kommen sehen, oder du wärest nicht abgehauen. In Ordnung. Noch wichtiger: Der Hinker ist wieder da. Sie hat ihn nicht umgelegt. Sie hat ihn aufgepäppelt, und jetzt ist er ihr bester Mann.«
Raven erbleichte. Es war das erste Mal, daß ich ihn wirklich verängstigt gesehen hatte. Aber seine Furcht bezog sich nicht auf ihn selbst. Er sah sich selbst als wandelnder Toter, als ein Mann, der nichts zu verlieren hatte. Aber jetzt hatte er Darling und eine Sache, an die er glau- ben konnte. Er mußte am Leben bleiben.
»Ganz genau. Der Hinker. Ich und Schweiger haben das lang und breit besprochen.« Tat- sächlich war mir das erst gerade eben eingefallen. Ich hatte das Gefühl, daß er es besser schlucken würde, wenn mutmaßlich einiges an Planung darin eingeflossen war. »Wir glauben, daß die Lady es früher oder später herausfindet. Sie wird etwas unternehmen wollen. Wenn sie die Verbindung zu euch herstellt, dann habt ihr den Hinker auf den Fersen. Er kennt dich. Er würde sich in deinen alten Jagdgründen umsehen, weil er sich denkt, daß du vielleicht mit ein paar alten Freunden Verbindung aufgenommen haben könntest. Hast du irgendwelche Freunde, die dich vor dem Hinker verstecken können?« Raven seufzte und schien in sich zusammenzufallen. Er steckte seine Waffe weg. »Das war mein Plan. Ich dachte, wir setzen nach Beryll über und verstecken uns dort.« »Beryll ist zwar nur formal gesehen mit der Lady im Bündnis, aber ihr Wort ist dort trotz-
    dem Gesetz. Ihr müßt irgendwohin gehen, wo man noch nie von ihr gehört hat.«
»Wohin denn?«
»Das hier ist nicht der Teil der Welt, in dem ich mich auskenne.« Jetzt schien er sich genü- gend beruhigt zu haben, also stieg ich ab. Er warf mir einen argwöhnischen Blick zu und ent- spannte sich dann. Ich sagte:
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