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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers
Autoren: Glen Cook
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»Vielleicht, Arzt. Vielleicht auch nicht. Ein interessantes Rätsel, nicht wahr? Geht zu eurem Hauptmann zurück. Entscheidet euch. Rasch. Eure Feinde schlagen jeden Augenblick los.« Er entließ uns mit ei- ner Handbewegung.
    »Gib die Tasche einfach ab!« fauchte der Hauptmann Candy an. »Dann beweg deinen Hin- tern wieder hierher.«
Candy nahm die Kuriertasche auf und zog ab. »Sonst noch jemand mit Widerworten? Ihr Bastarde habt eure Chance gehabt, mich loszu- werden. Die habt ihr verpatzt.«
Es herrschte gereizte Laune. Der Hauptmann hatte dem Gesandten ein Gegenangebot auf den Vorschlag gemacht, daß er unseren Vertrag übernehmen würde, falls der Syndikus eines plötzlichen Todes starb. Candy sollte dem Botschafter die Antwort des Hauptmanns überbrin- gen.
    Tom-Tom murmelte: »Ihr wißt nicht, was ihr tut. Ihr wißt nicht, bei wem ihr unterschreibt.«
»Dann erleuchte mich. Nein? Croaker. Wie sieht es da draußen aus?« Er hatte mich losge- schickt, die Lage in der Stadt zu erkunden. »Es ist ganz bestimmt die Pest. Allerdings keine Art, die ich je zuvor gesehen habe. Die For- valaka muß der Vektor sein.«
Der Hauptmann sah mich aus verengten Augen an. »Ärztesprache. Ein Vektor ist ein Überträger. Die Pest bricht in engen Räumen um seine Opfer aus.«
Der Hauptmann knurrte: »Tom-Tom. Du kennst dieses Mistvieh.« »Hab noch nie gehört, daß eines Krankheiten verbreitet. Und alle von uns, die in der Gruft waren, sind immer noch gesund.«
Ich meldete mich zu Wort: »Der Überträger ist unwichtig. Die Pest ist wichtig. Sie wird schlimmer werden, wenn die Leute nicht bald die Leichen verbrennen.« »In die Bastion ist sie noch nicht gekommen«, stellte der Hauptmann fest. »Und eine positi- ve Wirkung hat sie schon. Die regulären Garnisonsmannschaften desertieren nicht mehr.« »Im Stöhner bin ich auf starke Feindseligkeit gestoßen. Die stehen dort kurz vor der Explo- sion.«
»Wie bald?«
»Zwei Tage? Drei höchstens.«
Der Hauptmann kaute auf der Unterlippe. Es war schon eng und wurde immer enger. »Wir müssen…«
Ein Garnisonstribun schob sich durch die Tür. »Am Tor ist eine Meute. Sie haben eine Ram- me dabei.«
»Los«, sagte der Hauptmann.
Wir brauchten nur Minuten, um sie zu zerstreuen. Ein paar Geschosse und ein paar Töpfe mit heißem Wasser. Unter einem Hagel von Flüchen und Beleidigungen suchten sie das Wei- te.
Die Nacht brach herein. Ich blieb auf der Mauer und beobachtete, wie in der Ferne Fackeln die Stadt durchstreiften. Die Meute entwickelte sich weiter und baute ein Nervensystem auf. Wenn sie ein Gehirn entwickelte, würden wir uns mitten in einer Revolution wiederfinden. Allmählich ließ die Bewegung der Fackeln nach. Heute nacht würde sich die Explosion noch nicht ereignen. Vielleicht morgen, falls die Hitze und die Feuchtigkeit zuviel wurden. Später hörte ich Kratzgeräusche zu meiner Rechten. Dann Klicken. Scharren. Leise, leise, aber es war da. Kam näher. Schrecken erfüllte mich. Ich wurde so reglos wie die Wasser- speier über dem Tor. Die Brise wurde zum arktischen Wind.
    Etwas kam über die Brüstung. Rote Augen. Vier Beine. Finster wie die Nacht. Ein schwar-
zer Leopard. Er bewegte sich so fließend wie Wasser, das abwärts rinnt. Er lief die Treppe in den Hof hinunter und verschwand.
Der Affe in meinem Stammhirn wollte einen hohen Baum erklettern, kreischen und mit Ex- krementen und vergammeltem Obst um sich werfen. Ich rannte zur nächstgelegenen Tür, nahm einen sicheren Weg zum Quartier des Hauptmanns und trat ein, ohne anzuklopfen. Er lag auf seiner Pritsche, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Sein Zimmer wurde von einer schwach brennenden Kerze erleuchtet. »Die Forvalaka ist in der Bastion. Ich hab gesehen, wie sie über die Mauer kam.« Meine Stimme quiekste wie die von Goblin.
Er grunzte.
»Hast du verstanden?«
»Ich hab’s verstanden, Croaker. Hau ab. Laß mich in Ruhe.« »Jawohl, Sir.« Also. Es fraß ihn auf. Ich ging rückwärts zur Tür… Der Schrei war laut und lang und hoffnungslos und endete abrupt. Er kam aus der Unter- kunft des Syndikus. Ich zog mein Schwert, stürmte zur Tür hinaus – und rannte Candy über den Haufen. Er stürzte zu Boden. Ich blieb über ihm stehen und fragte mich wie betäubt, war- um er schon so früh wieder zurück war.
»Komm wieder rein, Croaker«, befahl der Hauptmann. »Willst du dich umbringen lassen?« Aus dem Quartier des Syndikus erklangen weitere Schreie. Der Tod war
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