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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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der Journalisten allmählich herausgebildet hatte, fanden sie ihre wichtigste Aufgabe darin, die Neugierde des Volkes in dieser Hinsicht umfassend zu befriedigen. Soweit es die Königshöfe früherer Zeiten betraf, hatte das Volk – oder doch seine Repräsentanten – das Recht, das Bett des Königs zu besichtigen und ihm dabei seine Reverenz zu erweisen. Ergänzend zu dieser Bettenschau machten es sich die Herausgeber verschiedener Gazetten zur Aufgabe, pikante Geschichten darüber zu verbreiten, was sich hinter den geschlossenen Bettvorhängen abspielte. Oft genug wurden solche brisante Bettgeschichten auch zu einem Mittel der Politik. Ein unliebsam gewordener Herrscher oder auch nur ein Mitglied der Regierung konnte durch subtile Berichte aus seinem Intimleben gleichsam an den Pranger gestellt werden. Freilich mussten die Urheber solcher Skandalgeschichten vorsichtig zu Werk gehen, um nicht mit der allgegenwärtigen und gefürchteten Zensur in Konflikt zu kommen. In vielen Fällen riskierte man, für unstatthafte Berichterstattung mit Gefängnis bestraft zu werden. Doch wo immer sich kleine und große Skandalgeschichten als publikationstaugliches Material erwiesen, taten die Presseleute mehr oder minder wagemutig ihr Bestes, um es unter die Leute zu bringen.
    Aufstieg und Fall bedeutender Persönlichkeiten war damals schon zu einem nicht unbedeutenden Teil vom Wohlwollen einer allzeit geschäftigen Presse abhängig. Selbst allerhöchste Herrschaften wie die französische Königin Marie Antoinette verdankten ihren angeschlagenen Ruf bei den Franzosen einer emsig gegen sie schürenden »Journaille«. Der mehr oder weniger ernsthafte Aufdeckerjournalismus sieht auch heute noch seine wesentliche Rolle darin, Missstände anzuprangern und das Fehlverhalten von in der Öffentlichkeit wichtigen Persönlichkeiten an den Tag zu bringen. Doch damit nicht genug. Allmählich bildete sich eine ganz bestimmte Art von Berichterstattung heraus, die sich vor allem auf das Privatleben von Prominenten spezialisierte. Diese sogenannte Yellow Press wird ausschließlich von Gesellschaftsklatsch gespeist. Ihr Fokus richtet sich mehr oder weniger zunächst auf gekrönte Häupter und wichtige öffentliche Personen. Große politische Affären wie die Spionageskandale um Günter Guillaume zur Zeit der Regierung Brandt oder um den Verteidigungsminister John Profumo in England, aber auch Watergate in den USA oder die Amouren der amerikanischen Präsidenten Kennedy und Clinton sind durch diese Art der Information ans Tageslicht gekommen und haben gewaltige Wellen geschlagen.
    Heute ist man in dieser Hinsicht bescheidener geworden. Neben Theater- und Filmstars kommen auch Sportgrößen, Pop-Ikonen und Kurzzeitstarlets in den Genuss intimer journalistischer Beobachtung. Schließlich kann ein ebenso neugieriges wie indiskretes Publikum nicht genug davon bekommen zu erfahren, was sich in Madonnas Schlafzimmer tut, wer von den Prominenten seine Nächte mit dieser oder jener Model-Queen verbringt oder welche High-Society-Lady sich demnächst scheiden lassen wird. So oder ähnlich lauten die Fragen der Gesellschaftsreporter, deren Karriere und Einkommen von den brisantesten Storys und den heißesten Schnappschüssen abhängen, die sie ihren Herausgebern liefern können. Bettgeheimnisse zu entschlüsseln, gehört zu den pikantesten und oft auch verwegensten ihrer Aufgaben, und nicht selten gewinnen sie durch ihre indiskreten Tätigkeiten einen äußerst problematischen Einfluss auf die Opfer ihrer professionellen Neugierde. Personen wie die als Filmikone ihre Zeit überdauernde Marilyn Monroe, der Popstar Michael Jackson oder die tragisch gescheiterte Prinzessin Diana litten oft genug unter der massiven Zudringlichkeit, mit der ihnen die Presseleute zu Leibe rückten. Allerdings ist hier eine deutliche Wechselwirkung zu beobachten. Denn zumeist war es ja gerade ein Bündnis mit bestimmten Presseerzeugnissen, das ihre Prominenz begründete. In vielen Fällen lieferten sie selbst den Stein des Anstoßes, der sie später förmlich überrollte. Und meist erkannten sie zu spät, dass ihr ganzes persönliches Leben davon überschattet und vor allem ihre dunklen Bettgeheimnisse vor aller Augen ausgebreitet und so sie selbst zu Jagdtrophäen öffentlicher Indiskretion wurden.

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