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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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erschien dem besorgten Vater ganz und gar nicht geheuer, und er beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. Doch auf seine direkte Frage zeigte sich Michael schockiert und bezeichnete die Zuneigung, die ihn mit Jordie verband, als »kosmisch« – vermutlich meinte er damit so etwas wie schicksalhaft. Sexuelle Motive stritt er indessen energisch ab.
    Für eine Weile zeigte sich Vater Chandler beruhigt und förderte das Verhältnis seines Sohnes zu Michael sogar. Doch die Zeit schmiedete die beiden ungleichen Freunde immer enger aneinander. Jordie weigerte sich schließlich, Gleichaltrige zu treffen oder an Schulveranstaltungen teilzunehmen. Auch entfremdete er sich seinen Eltern immer mehr. Er lebte sozusagen von einer Begegnung mit Michael bis zur nächsten, führte stundenlange Telefonate mit ihm und übernahm völlig kritiklos die skurrilen Ansichten seines Idols – eine Situation, die kein verantwortungsbewusster Vater hingenommen hätte. Evan forderte von June das Sorgerecht für seinen Sohn und ließ ihr gerichtlich verbieten, diesen weiterhin zu Besuchen nach Neverland zu bringen.
    Es kam, wie es kommen musste: Das Zerwürfnis zwischen den Beteiligten war unwiderruflich. Am Zug waren nunmehr die Anwälte und bald auch der Beamtenapparat der Jugendwohlfahrt und in deren Gefolge die Staatsanwaltschaft. Es war Vater Chandler gelungen, mit Hilfe eines sogenannten »Wahrheitsserums«, das er seinem Sohn während einer Zahnbehandlung verabreicht hatte, Jordie dazu zu bringen, sexuelle Handlungen mit Michael zuzugeben. Dabei soll auch von bestimmten Körpermerkmalen die Rede gewesen sein, die auf ein gewisses Maß von Intimität schließen ließen. Für den Außenstehenden musste dabei freilich unklar bleiben, wie weit Evan durch beharrliche Suggestivfragen bei solchen Aussagen nachgeholfen haben mag. Ähnliches gilt für ein weiteres Gespräch, das von einem Psychiater mit Jordie geführt wurde; durch dieses kam dann eine ganze Lawine von Vorwürfen ins Rollen, die beinahe zur beruflichen wie psychischen Vernichtung des Showstars geführt hätte. Während er sich noch auf einer Tournee im fernen Bangkok befand, kam es auf der Neverland-Ranch zu einer Razzia, in deren Verlauf Tonnen von »Beweismaterial« beschlagnahmt wurde, von persönlichen Tagebüchern und Fotomaterial bis hin zu benutzter Bettwäsche. Für Michael, der mit seiner Intimsphäre extrem restriktiv umging, muss allein der Gedanke daran der blanke Horror gewesen sein. Diskretion war bei dieser nach bester US-Sheriff-Manier durchgeführten Aktion keineswegs gefragt. Vielmehr scheint es den damit Beauftragten ein zynisches Vergnügen bereitet zu haben, das Privatleben des anrüchigen Stars zu durchforsten. Schließlich schwirrten so viele bizarre Gerüchte über ihn durch die Presse, da konnte es durchaus als Privileg betrachtet werden, sich an Ort und Stelle ein Bild zu verschaffen und möglicherweise durch gezielte Indiskretionen selbst ein wenig an dem großen Kuchen mitzunaschen. Sensationelles geriet freilich kaum in die Hände der emsigen Spürhunde. Jemand wie Michael Jackson hatte schließlich jede Menge gut arbeitendes Dienstpersonal, und die Leute wussten auch ohne ausdrückliche Anweisungen des Chefs, was sie zu tun hatten. Kurz: Auf Neverland hatte lange vor der bevorstehenden Razzia ein größeres Saubermachen stattgefunden, sofern dies tatsächlich notwendig war.
    Höhepunkt der gerichtlichen Anordnungen war eine körperliche Untersuchung, bei der die Angaben, die von Jordie stammten, auf ihre Richtigkeit geprüft werden sollten. »Behandelt mich nicht wie einen Verbrecher, ich bin unschuldig!«, soll der ob dieses Ansinnens am Rand eines Zusammenbruchs stehende Showstar gefleht haben. Doch die Justizmaschinerie blieb unerbittlich: Er musste diese für ihn nahezu unerträgliche Demütigung über sich ergehen lassen. Mit einem Wort: Es wurde in und um die Causa Neverland so viel Schmutzwäsche gewaschen, dass auch eine robustere Natur darunter zusammengebrochen wäre. Dass bei all diesem Hin und Her – war Mr. Jackson nun ein verirrter Pädophiler oder war er es nicht? – auch beachtliche Geldsummen im Spiel waren, machte die Sache nicht besser. Immerhin, der Fall wurde gegen die Zahlung von mehr als zwanzig Millionen Dollar an Jordie bzw. dessen Eltern schließlich beigelegt. Die darüber empörte Liz Taylor konnte wohl zu Recht behaupten, dass es sich dabei um eine gut ausgeklügelte Erpressung seitens der Chandlers gehandelt
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