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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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ging?«, stellte sie ihn zur Rede. Otho nickte betrübt. Dafür Worte zu finden, war er nicht fähig.
    »Bist du ein Mann oder eine Memme?«, richtete die Kaiserin eine Frage an ihn, die er so ähnlich früher schon aus Poppaeas Mund nicht gerne gehört hatte. Eine lange, bedrohliche Pause folgte. Dann Octavia, mit leise zischender Stimme: »Ich will, dass du Poppaea umbringst!« Der General spürte, wie ihn eisige Kälte durchrieselte. »Herrin, das kannst du nicht verlangen. Es wäre Frevel!«, stammelte er. Aus Octavias Augen blickte ihn die Kälte eines Basilisken an.
    »Erzähle du mir nicht, was ich verlangen kann«, fauchte sie böse. »Wenn du dich weigerst, werde ich dem Kaiser sagen, du hättest dich an mir vergriffen. Mag er mich als Frau auch schon längst abgeschrieben haben, er wird es nicht dulden, dass du seine Würde in den Schmutz gezogen hast. Glaube mir, dein Tod würde kein angenehmer sein, zumal dadurch ein Hindernis auf seinem Weg zu Poppaea aus der Welt wäre. Oder glaubst du, er würde dich schonen, weil du ein erfolgreicher General warst?«
    Nein, Otho wusste nur zu genau, dass Octavia recht hatte. Und überhaupt, mit ihr war nicht zu spaßen, sie würde ihn eiskalt dem Zorn Neros ausliefern, wenn er sich weigerte, ihrem Befehl zu gehorchen. Zudem – hatte die Treulose den Tod nicht verdient? Und gab es in Rom nicht Gesetze, die es dem Oberhaupt einer Familie erlaubten, mit missliebig gewordenen Mitgliedern nach Gutdünken zu verfahren? Doch Otho konnte sich eine Welt ohne Poppaea kaum vorstellen. Würde nicht alles ringsum für ihn in Düsternis versinken? Und selbst wenn er sich zu der infamen Tat durchringen sollte, was, wenn er – was wahrscheinlich war – dabei ertappt würde? Dann stand ihm zweifellos ein schlimmer Tod in der Arena bevor. Nero, der Liebestolle, würde keinen Augenblick zögern, den Mörder seiner Angebeteten den Löwen oder sonstigem wilden Getier vorzuwerfen.
    Als Otho – scheinbar willfährig – dieses Problem mit der Kaiserin zu erörtern suchte, begriff er, dass diese an alles gedacht hatte. »Die Hure ist schon im Gästetrakt des Palastes untergebracht«, eröffnete sie ihm. »Heute Nacht noch kannst du die Tat ausführen, der Kaiser ist auf einem Empfang für den parthischen Gesandten. Lass dir von meiner Nichte ein Kleid geben, als Frau verkleidet, kannst du dich unauffällig im Palast bewegen!« Für die Prätorianer am Eingang würde gesorgt sein, bedeutete sie ihm noch mit verschwörerischer Stimme, ein Schlaftrunk würde ihnen die Augen verschließen.
    Otho merkte wohl, dem Mordauftrag würde er nicht mehr entrinnen können. Zudem richtete es Fortuna, die ewig Zweideutige, ein, dass er an der Tür mit Drusilla beinahe zusammenstieß. Die hektische Röte ihres Gesichts und ihre freudig erschrockenen Blicke verrieten ihm nur zu deutlich, wie es um ihre Gefühle für ihn bestellt war. Es war für Otho ein Kinderspiel, die Arglose zu überreden, ihm eines ihrer Gewänder zu überlassen – er wolle einem Freund einen Streich spielen, wie er behauptete.
    Drusilla, die von ihrem heimlich Geliebten nichts Böses vermutete, klatschte wie ein Kind in die Hände und führte ihn in ihr Gemach, wo sie ihn mit allem versorgte, um ihn als Frau durchgehen zu lassen. Befriedigt ließ sie ihn vor ihren großen Spiegel aus poliertem Silber treten, betrachtete ihn von allen Seiten und rief entzückt: »Sieh nur, was für ein hübsches Mädchen ich aus dir gemacht habe!«
    Otho warf nur einen flüchtigen Blick auf sein verändertes Selbst. Also wirklich, ein Mädchen! Wenn das nicht zum Lachen war – wäre der Anlass dieser Scharade nur nicht so tödlich ernst gewesen! Er hauchte Drusilla einen flüchtig dankbaren Kuss auf die Wange und suchte das Weite. Dass das liebende Mädchen, von Neugier getrieben, ihm auf lautlosen Sohlen heimlich nachschlich, nahm er, in düsteres Brüten versunken, nicht wahr.
    Was die Prätorianer vor Poppaeas Appartement betraf – die schliefen fest, wie Octavia es versprochen hatte. Und auch Poppaea schlief, der noch immer unschlüssige Mörder merkte es, als er leise ihr Gemach betrat. Sie schlief, hingestreckt auf einer Liege – aus tyrrhenischem Purpur, versteht sich! –; der Kaiser wusste Bescheid um ihre heimlichen Wünsche und hatte sich beeilt, sie zu erfüllen. Aus dem Nebengelass war nur das dumpfe Schnarchen von Poppaeas Amme zu hören. Auch sie war also, nach einem vermutlich aufregenden Tag, zufrieden entschlummert. Hatte sie
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