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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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übel gelaunt. Das Versprechen, das er Poppaea, von ihren sinnlichen Reizen überwältigt, gegeben hatte, nagte an seinen Gedanken. Unerfreuliche Hürden galt es zu überwinden, ehe er Octavia, die tugendhafte und selbstbewusste Kaiserin, in die Wüste schicken konnte. Bestimmt würde sie mit Zähnen und Klauen verteidigen, was sie ihre ehelichen Rechte nennen mochte. Nero kannte das, er hatte immer schon seine liebe Not mit starken, rechthaberischen Frauen gehabt. Das war schon bei seiner Mutter Agrippina so gewesen. Wenn sie ihren Befehlston angeschlagen hatte, war dem jungen Nero nichts anderes übrig geblieben, als den Nacken zu beugen. Doch immerhin, er verdankte Agrippina den Thron, nachdem sie diesen alten Trottel von Claudius, den ewig stotternden »Kaiser Clau-Clau«, mittels einer vergifteten Birne ins Jenseits befördert hatte.
    Freilich, Dankbarkeit war nicht eben eine Tugend in der Sippschaft der Cäsaren, und die Alte beging den Fehler, sich allzu sehr in die Regierungsgeschäfte sowie das private Leben des Sohnes einzumischen. Auch diese leidige Ehe mit Octavia, die ihm nun zu schaffen machte, war schließlich auf ihren Rat hin zustande gekommen. Kurz, es war an der Zeit gewesen, sich die lästige Mahnerin vom Hals zu schaffen! Also ab mit ihr auf ein leckes Schiff, um sie dem launischen Meergott Neptun zu opfern!
    Doch was Wunder, der wollte sie nicht, und so blieb dem muttermörderischen Sohn nichts anderes übrig, als sie eigenhändig zu erdolchen. Danach war ein Dankopfer an die Furien fällig, die vor den Missetaten der Cäsaren so wohlwollend die Augen geschlossen hielten.
    Aber nun, dieses neue Ärgernis, die causa Octavia! Die Sache musste so schnell und unauffällig wie möglich erledigt werden. Nero brannte vor Ungeduld, die verführerische Poppaea bei sich einziehen zu sehen. Er ließ seinen alten Mentor und philosophischen Ratgeber Seneca rufen. Vielleicht, dass der weise Mann Rat wusste, wie man die unerwünschte Dame loswerden konnte. Mit dem missliebigen Otho hätte er dann leichtes Spiel. Nie würde der es wagen, sich seinem Befehl zu widersetzen.
    Doch der Imperator sah sich, soweit es Octavia betraf, in seinen Hoffnungen getäuscht. Denn kaum hatte er dem alten Stoiker seine Wünsche gebeichtet, schon zeterte der los: Unmöglich, das dürfe er nicht, Octavia sei sakrosankt, ein Liebling der Götter, zudem aus bester Familie und beim Volk äußerst angesehen. Nie und nimmer würde dieses dulden, dass sie verstoßen würde.
    Aber bitte, das Volk …, was hatte das schon zu sagen? Wenn es aufmüpfig wurde, stopfte man ihm mit Brot und Spielen die Mäuler – ohnehin musste ja wieder einmal an einer Rotte von Aufrührern ein Exempel statuiert werden. Also nicht gezögert, sondern her mit einem vernünftigen Scheidungsgrund! Doch Seneca, dieser alte Narr, wollte davon nichts wissen. Und schon gar nicht für eine Hure wie Poppaea. Er wagte es, das unselige Wort auszusprechen, doch da wurde Nero zum wutschnaubenden Stier. »Hinaus mit dir, du elender Tropf«, schrie er, mit hochrotem Kopf. »Ich schicke dir meine Prätorianer auf den Hals, lebendig will ich dich in meinem Palast nicht mehr sehen!« Seneca verstummte. Er wusste nur zu genau, mit Nero war nicht zu scherzen, wenn er in dieser Verfassung war. Seine Drohung kam einem Todesurteil gleich. Also begab sich Seneca schlurfenden Schritts in seine Studierstube und wies seinen treuen Famulus an, ihm in der Kammer nebenan ein wohlriechendes Bad zu bereiten. »Tu es nicht, Seneca«, flehte der Junge, der aus der düsteren Miene des Weisen wohl ahnte, was jener im Sinn hatte. »Töte dich nicht, Meister, sondern lass uns fliehen, solange es noch Zeit ist! Ich folge dir, wohin du nur willst!« Doch Seneca schüttelte den Kopf. »Der Weise weiß, wann es Zeit ist, abzutreten«, gab er verhalten lächelnd zur Antwort. Und gefassten Schritts betrat er die Kammer und stieg in das Becken, aus dem duftende Dämpfe emporstiegen. Er öffnete seine Adern, und als das Wasser sich rot zu färben begann, überließ er sich dem dahinplätschernden Strom verblassender Gedanken. – So ging Seneca gelassenen Muts ein in das Reich der Schatten …
    Octavia indessen, die ungeliebte Noch-Kaiserin, die so ihres wichtigsten Parteigängers beraubt war, begriff, dass sie nun handeln musste, wenn sie überleben wollte. Also ließ sie im Geheimen Otho zu sich kommen, den zum Hahnrei gewordenen Gatten ihrer Widersacherin. »Du weißt, was in deinem Haus vor sich
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