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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Antike war es mehr als die Hälfte. Man erledigte dort seine Korrespondenz und seine Geschäfte, empfing Besuche, las und aß sogar auf dafür geeigneten Liegen. Die Philosophen in den Bibliotheken studierten die Schriften ihrer Vorgänger und Rivalen auf bequemen Ruhebetten, in den öffentlichen Bädern erholte sich die sportliche Jugend darauf von ihren Fechtübungen – ganz zu schweigen von den Betten für den Schönheitsschlaf der Damen. Und auch bei den Mahlzeiten und Festgelagen hatte ein speziell dafür konstruiertes »Bett«, das Triclinium, eine wichtige Rolle. Auf dieser dreisitzigen Liege wurden im Normalfall die Mahlzeiten eingenommen. Wir wissen vor allem über die Tischsitten der Römer gut Bescheid. Petronius, ein zu Neros Zeiten viel gelesener Autor, hat sie in seinem
Satyricon
beschrieben. Die Ausgrabungen in und um Pompeji förderten zahlreiche Häuser mit nahezu intakter Innenausstattung zutage, die seiner Schilderung recht geben. Auch auf Vasenbildern und Mosaiken können wir zechende und schmausende Gestalten auf einem Triclinium entdecken.
    Bei größeren Gelagen und feierlichen Anlässen wurden mehrere dieser Möbel so platziert, dass sie einen Halbkreis um die Liege des vornehmsten Gastes bildeten. Dazwischen warteten Tische mit einer überbordenden Fülle an Delikatessen und Getränken darauf, von den Gästen geplündert zu werden, während ein Heer von Sklaven beiderlei Geschlechts dafür sorgte, dass kein Wunsch unerfüllt blieb. Für Damen, die besonders auf ihre Ehrbarkeit achteten, wurden auch Stühle bereitgestellt, die allerdings gegenüber den freizügigen Triclinien recht steif anmuteten. Die intime Nähe, die diese schufen, bot reichlich Gelegenheiten zum Flirten – manchmal aber auch leider zu einem gut getarnten Giftanschlag.
    Weil das Bett zum »Mobiliar«, also den beweglichen Dingen gehörte, war es bald auch auf der Straße zu sehen. Dabei ging es nicht etwa um Krankentransporte oder Ähnliches, sondern schlichtweg um eine bequeme, wenn auch aufwendige Fortbewegungsart. Die Gassen waren eng, Pferde waren innerhalb der Stadt mühsam zu halten, als Fußgänger musste man oft knöcheltief im Schmutz waten. Wozu Ritterstiefel und Senatorentoga und womöglich gar die teuren Roben der Damen ruinieren? Da ließ man sich schon lieber, bequem auf einer bettähnlichen Sänfte ruhend, von ein paar stämmigen und prächtig livrierten Sklaven durch die Stadt schaukeln.
    Häufig waren die Sänften mit einem Überbau ausgestattet, der die Insassen sowohl vor Wetterkapriolen schützte, als ihnen auch einen gewissen Grad von Anonymität gewährte, was bei den zahlreichen politischen und privaten Intrigen der Zeit entschieden von Nutzen sein konnte. Außerdem schmeichelten Eleganz und Ausstattung der Eitelkeit ihres Besitzers. Es machte schon etwas her, sich von einem Sechsergespann prächtig herausgeputzter Sklaven durch die Stadt transportieren zu lassen!
    Und noch eine Gelegenheit gab es, bei der das »öffentliche« Bett eine wichtige Rolle spielte: das Totenbett, auf dem prominente Verstorbene zu ihrer Leichenfeier geleitet wurden. Es war auf einer Art von Katafalk errichtet, der von eigens livrierten Sklaven getragen oder gezogen wurde. Der bettartige Aufbau war schwarz drapiert und oft mit goldenen oder silbernen Emblemen des Verstorbenen geschmückt. Dieser ruhte, sorgsam geschminkt und in seine besten Gewänder gehüllt, auf einer erhöhten Liege, als ob er nur schliefe. Neben den Angehörigen und Trauergästen folgte ihm auch eine Gruppe von Schauspielern, die die Masken seiner Ahnen trugen. Die Herkunft galt in einer Gesellschaft, in der viele alte Geschlechter eine Gottheit als Stammvater oder -mutter reklamierten, als wesentlicher Bestandteil der »dignitas«, der öffentlichen Wertschätzung, die jeder Einzelne im gesellschaftlichen Gefüge beanspruchen konnte. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt sollte ausdrücklich darauf hingewiesen werden.
    Leben und Tod spielten sich in der antiken Gesellschaft vor allem in der Horizontalen ab. Die Menschen lebten und bewegten sich vorwiegend im Umkreis des Bettes. Und ihr sozialer Status spiegelte sich in dessen Qualität. Die römischen Kaiser waren auf tyrrhenischen Purpur gebettet, den kostbarsten Stoff, den die Antike zu bieten hatte. Wie viele ehrgeizige Damen mögen davon geträumt haben, einst als Gattin eines römischen Imperators darauf zu ruhen. Warum nicht auch eine römische Kurtisane namens Poppaea?

Eine Kurtisane im
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