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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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das Vorrecht begüterter Familien, die über genügend Raum verfügten. Die wichtigste Schlafstätte war natürlich das Ehebett, für das der Mann zu sorgen hatte, ehe er seine Braut heimführte. Homer freilich lässt seinen Helden Odysseus ein Übriges tun: Mit eigenen Händen und ohne jede fremde Hilfe schnitzt er ein Bett, das fest in der Erde verwurzelt ist, und errichtet darum herum die Brautkammer, das spätere eheliche Schlafgemach, ehe er auf Brautfahrt geht. Einzig Penelope, seiner Erwählten, vertraut er das Geheimnis dieses Bettes an, das so selbst nach langer Trennung zum Signal ihres Wiedererkennens wird. Im Allgemeinen aber hatten die Männer nicht so viel Fantasie, ihren Frauen derart geheimnisumwitterte Lagerstätten zu bieten.
    Die Funktionen eines Bettes waren vielfältig. Die größte Aufmerksamkeit widmete man dem Ehebett, wurde doch darin – wie allerorts und zu allen Zeiten – geschlafen, geliebt und gezeugt, wobei allerdings weder die Griechen noch die Römer allzu eifrig waren; sollte doch der Besitz, der das soziale Ansehen garantierte, nicht zu sehr zerstückelt werden. »Im ehelichen Bett liegt kaum der Gebärenden eine«, klagte der Moralist Seneca einst. Im Übrigen schliefen Ehepaare längst nicht immer in einem gemeinsamen Bett, man sparte sich dies vielmehr für besondere Gelegenheiten auf. Und auch dann blieb die Zweisamkeit oft nicht gewahrt. Meist schlief, auf einer Matte dezent in einen Winkel gedrückt, ein Sklave oder auch eine Sklavin, um im Bedarfsfall das Paar zu bedienen, wobei oft auch recht intime Dienstleistungen erwartet wurden. Man sieht, die Moralisten hatten damals schon gute Gründe, sich über die Sittenlosigkeit der Zeit zu beklagen. Zu besonderen Anlässen, wie etwa der Brautnacht, wurde das Ehebett festlich bekränzt und mit Blütenblättern bestreut, das beste Bettzeug und parfümierte Kissen hießen die Braut in ihrem neuen Heim willkommen. Der Rest freilich glich eher einer legitimen Vergewaltigung. Liebespaare fanden sich nur selten im gemeinsamen Ehebett. Die Oberschicht wusste um den Wert klingender Namen und klingender Münze: Ehebeziehungen wurden vor allem unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit angebahnt.
    Wie es um die Betten der Griechen bestellt war, erfahren wir unter anderem aus einer Komödie des großen Spötters Aristophanes, in der die schlaue Athenerin Lysistrata, der ewigen Kriege zwischen Athen und Sparta überdrüssig, ihre Geschlechtsgenossinnen zum Liebesstreik aufruft: Sie weiß, wie man den Männern ihre Kriegsgelüste verleiden und sie zu angenehmeren Tätigkeiten animieren könnte. Denn: »Säßen wir zuhause, reizend geschmückt, und spazierten halbnackt im durchsichtigen Florgewand und mit glatt gezupftem Schößchen vor ihnen her, sodass unsere Männer brennen würden vor Verlangen, wir aber würden, statt ihre Begierde zu befriedigen, uns verweigern, oh, so schlössen sie eilends Frieden, dessen bin ich mir sicher!«
    Also überredet sie ihre vernachlässigten Geschlechtsgenossinnen zu dieser raffinierten Anti-Kriegs-Therapie, um so den Frieden zu erzwingen. Eine ihrer Freundinnen steigert die Streikwirkung noch, indem sie vor ihrem sexgestressten Gatten so tut, als gäbe sie seinem Drängen nach. Die hartherzige Dame befiehlt ihrem Mann, zunächst das Ehebett wieder aufzubauen, das sie von ihren Sklaven hatte entfernen lassen. Aristophanes schildert diesen Vorgang mit sichtlichem Vergnügen und in allen Einzelheiten – für uns eine gute Gelegenheit, uns einen Einblick in die griechische Bettkultur zu verschaffen: Der nach den so offenherzig zur Schau gestellten Reizen seiner »besseren Hälfte« förmlich hechelnde Gatte wird zum willigen Sklaven und schleppt zunächst einen hölzernen Rahmen mit breit geflochtenen Gurten herbei, der als Grundgerüst für das Lager dient. Eine oder mehrere Binsenmatten folgen, darüber werden von der Gattin selbst gewebte Decken gebreitet; Kissen, die mit unterschiedlichem Tiergefieder gefüllt sind, vollenden das Ganze. Endlich, als alles an seinem Platz ist, erwartet der Gatte, vor Erregung schwitzend, seine Belohnung. Aber: »Nichts da«, bedeutet ihm die unwillige Schöne. »Macht erst Frieden mit euren Feinden, sonst wirst du in diesem Bett nie willkommen sein!« Kein Wunder, dass die Athenerinnen – wenn auch nur in der Fantasie des Dichters – ihren Liebesstreik binnen Kurzem siegreich beenden könnten!
    Heute verbringt der Mensch etwa ein Drittel seines Lebens im Bett. In der
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