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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Purpurbett
    »Ich will ein Bett aus tyrrhenischem Purpur haben«, sagte Poppaea, die ihre Karriere als erfolgreiche Kurtisane begonnen hatte, ehe sie den General Otho herumkriegte, sie zu heiraten. Tyrrhenischer Purpur – das war der kostbarste Stoff, und nur für den Imperator und seine Familie bestimmt. »Deine Wünsche übersteigen meine Möglichkeiten«, versuchte Otho seine anspruchsvolle Gattin zu besänftigen. »Du weißt, tyrrhenischer Purpur ist dem Kaiser vorbehalten. Sein General muss da passen.« Poppaea äugte verächtlich. »Na wenn schon! Dann werde du eben Kaiser! Nero wäre nicht der Erste, einer Meuterei zum Opfer zu fallen. Oder sollte ich etwa einen Mann ohne Ehrgeiz und Mut bekommen haben?«
    Der Vorwurf saß. Das Gespräch nahm eine Wendung, die Otho ganz und gar nicht gefallen wollte. »Nun, Nero würde es vermutlich unverzeihlich finden, wenn ich versuchte, ihm den Thron streitig zu machen, nur um meiner Frau zu gefallen«, gab er ihr zu bedenken.
    Poppaea blickte kurtisanenhafter denn je. »Wer weiß, vielleicht sollte ich etwas unternehmen, um ihm zu gefallen!« Sie sagte es mit ihrer trägen Komm-ins-Bett-Stimme, doch es waren die letzten Worte, die die beiden vor Othos Aufbruch in den Krieg miteinander wechselten. Der Kuss, den sie danach noch tauschten, wirkte von seiner Seite her reichlich verunsichert. Schließlich konnte man nie wissen, wie Poppaea das meinte, was sie sagte.
    Otho war also – auf Befehl des Imperators, versteht sich – mit seiner Truppe ins Feld gezogen. Nun kam er zurück, zwar ohne die bei römischen Kommandanten heiß begehrte Graskrone – einen leider sehr vergänglichen Orden für außerordentliche Heldentaten –, aber immerhin mit einer ordentlichen Wagenladung erbeuteter Feldzeichen und einer stattlichen Anzahl versklavter Feinde. Er hatte sein Staatspferd in den Stallungen auf dem Marsfeld gelassen und zu Fuß das Stadttor durchschritten, das seinem Anwesen am nächsten lag. Seine Gedanken waren voll Vorfreude auf das Wiedersehen mit seiner Gattin, von der er annahm, dass sie ihn mit liebender Ungeduld erwartete. Zu seiner Überraschung fand er nicht nur den gewohnten Türhütersklaven auf der Schwelle seines Hauses, sondern auch zwei stattliche Wachen der Prätorianergarde. Die roten Federbüsche auf ihren Helmen zitterten leicht in der Abendbrise, ihre Schilde glänzten wie poliertes Silber. Als er das Tor durchschreiten wollte, hielten ihn ihre gekreuzten Speere zurück. »Hoher Besuch, mein Herr! Der Imperator wünscht keine Störung!«
    Der General erstarrte. Nero allein mit Poppaea? Und keine Störung? Eifersucht brandete in dem Gatten hoch. Das konnte schließlich nur eines bedeuten: Der Kaiser vögelte seine, Othos, Frau! Für den brach buchstäblich eine Welt zusammen. Verdammte Hure, wie konnte sie ihm das nur antun? Ihr Ehrgeiz kannte offenbar keine Grenzen. Ein General – noch dazu ein siegreicher! – war ihr nicht genug. Nein! Sie musste ihre gierigen Finger nach einem noch höheren Ziel ausstrecken. Klar, der tyrrhenische Purpur, und am Ende das Diadem einer Kaiserin!
    Einen Fluch unterdrückend, schlug sich der General in die Büsche. Die Villa war in einem weitläufigen Gartenareal errichtet worden und hatte einen unauffälligen Hintereingang, von dem die Wachen nichts wissen konnten. Den wollte Otho jetzt nutzen, um zu sehen … zu sehen, was er um keinen Preis sehen mochte.
    Poppaea lag hingegossen auf ihrer Liege, die mit violettem Samt bezogen war; kein Purpur, aber vom Farbton her diesem doch so verwandt wie nur möglich. Unter der durchsichtigen konischen Seide ihres Gewandes dehnten sich ihre Rundungen einladend ihrem illustren Gast entgegen. Der kauerte, einen Efeukranz um die Stirn gewunden und mit vor Begierde bebenden Fingern an einem Saiteninstrument klimpernd, vor Poppaeas Lager und verschlang ihren Anblick mit hungrigen Augen. »Himmlische Poppaea, göttliche Poppaea«, deklamierte er mit einer Stimme, die etliche Jahrhunderte später keinem verkrachten Operntenor zur Ehre gereicht hätte, ihm aber als meisterhafter Gesang erschien: »Mein Augenstern, oh Poppaea, sei mein, und ich werde dir Rom und die Welt zu Füßen legen!« Poppaeas Augen, smaragdgrün und jetzt vor Begeisterung goldgesprenkelt, signalisierten Entzücken, doch die Gebärde ihrer Hand deutete sanfte Zurückweisung aus. »Keine Versprechungen, mein Kaiser! Du weißt, dass ich die Frau deines tapferen Generals bin und ihn demnächst aus dem Krieg zurück
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