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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Ehefrauen und Konkubinen »der Liebe pflegte«, muss sich die Anregung zu diesem erstaunlichen Prunkbett von seinen orientalischen Nachbarn geholt haben. Vielleicht hat ihm auch seine prominenteste Besucherin, die Königin von Saba, dafür einige Ratschläge gegeben. Im Buch Esther wird gleichfalls ein derartiges Königsbett beschrieben, das mit einem goldenen Baldachin auf einer Estrade von grünem, weißem und schwarzem Marmor gestanden sei.
    Und auch in Kriegszeiten verzichteten die Anführer der großen Heere nicht auf ein Luxusbett, das dann meist im Inneren eines Zeltes aufgebaut war (wir kennen das aus den Zeiten al-Gaddafis). Holofernes zum Beispiel bettete sich – weinselig und völlig arglos – auf seine purpurnen Kissen, ohne zu ahnen, dass er darauf bald seinen Kopf verlieren würde.
    Das Bett des letzten Perserkönigs, Darius III., war heißt es – von einer Art Grotte aus goldenen Reben überdacht, an denen kostbare Juwelen als Trauben hingen. Die habe der König gepflückt und sie seiner jeweiligen Gefährtin geschenkt, wenn er mit ihr zufrieden gewesen sei.
    Im realen Leben und abseits solcher fantastischen Vorstellungen bevorzugten die Völker des Orients allerdings eher leichte und bewegliche Lagerstätten, etwa Holzgestelle, die mit Gurten bespannt und mit Matten oder Teppichen belegt wurden. Darüber wurden zumeist Leinentücher und Kissen gelegt, die aus verschiedensten Materialien gewebt waren. Es gehörte zu den Aufgaben der Frau, für die Innenausstattung der Betten zu sorgen, womit sie oft ihr Leben lang beschäftigt war. Befand man sich auf Reisen, verwendete man tragbare Betten, die mittels zweier Stangen an den Packsätteln von Pferden oder Maultieren befestigt waren. Wer sich diesen Luxus nicht leisten konnte und zu Fuß auf den staubigen Straßen unterwegs war, hatte sich vielleicht eine zusammengerollte Matte auf den Rücken geschnallt und deckte sich nachts mit seinem Umhang zu. Der Gichtbrüchige, der im Neuen Testament von Jesus geheilt wird, hatte so vermutlich wenig Mühe, nachdem sein Gebrechen auf wundersame Weise beseitigt war, »aufzustehen, sein Bett zu nehmen und zu gehen«.
    Die muslimisch-arabische Eroberung der Länder Kleinasiens und des Vorderen Orients wie der nordafrikanischen Mittelmeerküste bis hin nach Spanien brachte zahlreiche neue kulturelle Impulse in diesen Raum, die mehr und mehr an Bedeutung gewannen. Die wegen ihres Reichtums als Goldene Städte bezeichneten Metropolen wie Bagdad und Damaskus – heute besorgniserregende Brennpunkte der Weltpolitik – waren damals glänzende Vorbilder einer luxuriösen Kultur, die jener der alten Königreiche in nichts nachstand, aber weitgehend von einer neuen Religion, eben dem Islam, geprägt war. Auf der anderen Seite freilich gab es ein unübersehbares Heer der Besitzlosen, die bestenfalls einen Strohsack ihr Eigen nannten, auf dem sie sich in einem finsteren Winkel eines Abbruchhauses zur Ruhe legen konnten. Der heute wieder des Öfteren beklagenswerte Gegensatz zwischen Arm und Reich trat damals in besonders krasser Weise in Erscheinung.
    In den zahlreichen Geschichten, die professionelle Märchenerzähler in den Basaren und auf öffentlichen Plätzen zum Besten gaben, wird vor allem die glänzende Seite des Lebens beschrieben, deren fantasievolle Bilder die Zuhörer gierig in sich einsogen. Die andere, dunkle, kannte man ja meist aus eigener Erfahrung. Geschichten um »goldene Betten« und die gefahrvollen Liebschaften, die sich um diese herum abspielten, oder von armen Schluckern, die durch die Liebe einer Königstochter selbst zu Prinzen und Königen mutierten, übten damals eine ähnliche Anziehungskraft auf ein Massenpublikum aus wie heute etwa die bekannten bunten Blätter mit den neuesten Nachrichten über Pop-Ikonen und den europäischen Hochadel. Übrigens hat auch der legendäre
Gestiefelte Kater
auf einem Basar des Orients das Licht der Welt erblickt!
    Zwar war der Beruf des Märchenerzählers in der islamischen Welt ausschließlich Männern vorbehalten, weil nur diese öffentlich auftreten durften. Aber in der berühmtesten aller orientalischen Geschichtensammlungen, nämlich Tausendundeine Nacht, tritt erstaunlicherweise eine Frau als Erzählerin auf, allerdings in der strikten Abgeschiedenheit der Haremswelt, und nur in der Zweisamkeit mit ihrem Gatten. Er allein darf ihr Publikum sein für den ungeheuren Schatz an Fantasie, den sie vor ihm ausbreitet. Natürlich wird diese kluge und

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