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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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gab sich keine Mühe, ihre Stimme zu modulieren.
    »Sobald ich es für notwendig erachtet hätte«, antwortete Sybil gehässig.
    »Vor dem Altar? Wenn ich vor dem Priester stehe, um mein Eheversprechen abzugeben?«
    Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter war Abigail Antwort genug. Sybil hatte nicht vorgehabt, sie auf die Hochzeit vorzubereiten, die schon bald jenseits der schottischen Grenze stattfinden sollte. Abigail glaubte, nichts könnte ihr mehr wehtun als dieser Verrat, der zwischen den Zeilen des Briefes zu lesen war. Aber das stimmte nicht.
    Denn sie begriff jetzt, dass Sybil nicht nur alles getan hatte, um diese Heirat zu arrangieren – sie hatte auch geplant, Abigail ahnungslos und blind in ihr Unglück laufen zu lassen. In diesem Moment wurde Abigail bewusst, dass ihre Mutter damit auch das letzte bisschen Hoffnung auf ein wenig Liebe zerstört hatte, das sie bis heute trotz allem in ihrem Herzen gehegt hatte.
    »Wie kannst du nur so grausam sein?« Wie konnte eine Mutter ihrer Tochter so übel mitspielen?
    »Es ist doch nicht grausam, wenn ich für deine Zukunft sorge.«
    Nicht für einen Moment nahm Abigail ihrer Mutter diese mildtätige Begründung ab. »Ausflüchte nützen dir jetzt auch nicht mehr.«
    Sie hätte es wissen müssen. Sie lebte mit der täglichen Angst, dass man ihre Taubheit entdeckte. Viele Menschen glaubten, dieses Leiden treffe jene, die vom Teufel besessen waren. Allein die Haltung der Kirche genügte, um Abigail Albträume zu bescheren. Viele, viele Albträume, seit ihre Schwester dem Befehl des Königs gehorcht und den Laird eines Highlandclans geheiratet hatte.
    »Du solltest mir dankbar sein. Welche Aussicht auf eine Zukunft als Ehefrau hättest du denn, würde ich mich nicht für dich einsetzen?« Ihre Mutter besaß sogar die Unverfrorenheit, selbstgerecht dreinzublicken. Abigail wusste es jedoch besser.
    »Emily hat den Wunsch geäußert, dass ich zu ihr ziehe. Dann wäre ich dir auch nicht länger im Weg gewesen.« Abigail zwang die Worte über die Lippen.
    »Aber nicht für immer. Sobald ihr Mann bemerkt hätte, dass du verflucht bist, hätte er dich zu uns zurückgeschickt.« Sybil sprach so beiläufig, als wüsste sie nicht, dass jedes ihrer Worte wie ein Dolchstich in das Herz ihrer ältesten Tochter war. »Diese Lösung ist für alle Beteiligten die beste.«
    »Emilys Laird weiß von meinem Gebrechen. Sie hat es ihm erzählt.«
    »Das hat sie nicht getan. Hätte sie es getan, hätte er ihr niemals erlaubt, die Einladung auszusprechen.«
    Abigail spürte, wie sie am ganzen Leib bebte. »Hasst du mich denn so sehr?«
    »Ich bin wie jede Mutter darum bemüht, deine Zukunft zu regeln. Jolenta ist sogar eifersüchtig, weil du so eine gute Partie machst«, erklärte Sybil kühn. Damit hatte Abigail die Bestätigung, dass ihre jüngere Schwester vor ihr von den Hochzeitsplänen erfahren hatte.
    Die Wahrheit, dass diese Kränkung absichtlich war, hätte kaum offensichtlicher sein können.
    Abigail musste bittere Galle schlucken. Dieser weitere Beweis für die Ablehnung ihrer Mutter bereitete ihr Übelkeit. »Die einzige Zukunft, die du damit sicherst, ist deine eigene.«
    »Denk doch, was du willst.« Sybil zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich legst du keinen Wert auf meinen mütterlichen Rat. Glücklicherweise bleibt mir noch eine Tochter, die auf mich hört.«
    Diese Ungerechtigkeit raubte Abigail den Atem. Sybil hatte sowohl ihre mütterliche Zuneigung wie auch ihre Ratschläge stets zurückgehalten, seit ihr ältestes Kind für sie zur Belastung geworden war. Abigail versuchte gar nicht, ihre Mutter darauf hinzuweisen, weil sie wusste, dass Sybil davon unberührt bleiben würde. »Ich glaube, der Laird der Sinclairs wird zornig werden, sobald er bemerkt, dass man ihn betrogen hat.«
    »Dann sorg dafür, dass er es nicht herausfindet.«
    »Wie denn? Wir werden Mann und Frau sein.« Emily würde ihr in der Fremde fehlen. Emily, die sie immer angestupst hatte, wenn sie angesprochen worden war, die ihr zu Hilfe kam, wenn ihr etwas entgangen war.
    »Du wirst kaum Zeit mit ihm verbringen müssen. Er ist schließlich nur ein barbarischer Schotte.«
    Wenn sie Emilys seltene Briefe richtig verstand, war Talorc vom Clan der Sinclairs gleichermaßen ein Barbar und ein stolzer Mann. Was würde ein so stolzer Laird tun, wenn er ihre Täuschung bemerkte? Würde er sie umbringen? Ihrem Vater den Krieg erklären? Sie in ein Kloster oder zurück zu ihrer Familie schicken? Letzteres war die
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