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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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wahrscheinlichste Möglichkeit. Aber keine, auf die sie sich verlassen mochte.
    Die traurige Wahrheit war, dass es Abigails Mutter egal war, wie es ihrer Tochter erging, solange sie diese ihr so verfluchte Last nur irgendwie loswurde.
    »Er wird trotzdem mein Mann sein. Was soll ich machen, wenn er meine Gesellschaft sucht?«, fragte sie, obwohl sie sich nur wenig Hoffnung machte, ihre Mutter von ihrem Vorhaben abbringen zu können.
    Die Miene ihrer Mutter verriet allzu deutlich, was sie davon hielt. »Er hasst die Engländer. Der Heirat hat er nur zugestimmt, weil er eine großzügige Mitgift bekommt, die sein König ihm im Gegenzug angeboten hat.«
    So viel hatte ihr auch der Brief des Königs verraten. Er hatte eine sehr großzügige Mitgift in Aussicht gestellt – was allerdings eher nach einem Bestechungsgeld klang, das ein Monarch seinem Laird zahlte, damit der sich kooperativ zeigte.
    »Und was wird aus meiner Mitgift?«
    »Glaubst du allen Ernstes, ich zahle noch einmal, nachdem deine Schwester den falschen Laird geheiratet hat? Ich habe darauf bestanden, dass die Mitgift, mit der Emily ausgestattet wurde, dem Laird der Sinclairs ausgezahlt wird.«
    Eine kalte Gewissheit grub sich in Abigails Herz. »Du willst mich nur loswerden und bist nicht bereit, einem Kloster dafür eine angemessene Mitgift zu zahlen.« Vorausgesetzt, ein Kloster nahm sie überhaupt auf. Selbst wenn sie genügend Mittel aufbrachte, war das nicht sicher. »Du hast diesen Handel in der Hölle geschlossen!«
    Sybil schlug Abigail, die taumelnd zurückwich. »Wage es nicht, so mit mir zu reden!«
    »Warum nicht? Es ist die Wahrheit.« Abigail legte eine Hand auf die brennende Wange. In ihrem Kopf schrillte ein lautes Kreischen, aber sie war unfähig, ihrem Schmerz eine Stimme zu geben.
    »Die Wahrheit ist, dass du nicht länger mein Problem sein wirst.«
    Dieser verbale Schlag ließ Abigail erneut zurückweichen. Die Worte schmerzten sie mehr als die Ohrfeige. »Was ist, wenn ich dem Laird davon erzähle, ehe ich mit ihm vermählt bin? Was wirst du dann tun?«
    Sie hatte den Wahnsinn, der nun über sie hereinbrach, weder vorhersehen noch aufhalten können.
    Diese Worte waren die letzten, die Abigail äußern konnte, ehe Sybil den Stock hob, der an einer Schlaufe von ihrem Gürtel hing und mit dem sie stets auf den Tisch klopfte, wenn sie um Aufmerksamkeit heischte, oder mit dem sie müßige Dienstboten zu bestrafen pflegte. Abigail erkannte die Absicht ihrer Mutter und wandte sich ab, um wegzulaufen. Aber sie stolperte über den Saum ihres Kleides.
    Der erste Schlag ging auf ihre Schulter nieder, während sie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Der zweite folgte rasch, und schon bald gab Abigail ihre Versuche auf, den Schlägen zu entkommen, sondern rollte sich einfach zusammen. Ihr einziger Schutz war, sich möglichst klein zu machen, damit sie der Frau, die außer sich vor Wut auf sie einprügelte, kein allzu großes Ziel bot.
    Die Schläge hörten plötzlich auf, und Abigail spürte über sich eine Rangelei. Aber sie wagte nicht, die Hände vom Kopf zu lösen und aufzublicken. Dann hoben Hände sie behutsam hoch, und ein vertrauter Duft verriet ihr, wer sie in den Armen hielt. Es war ihr Stiefvater. Sie hob den Kopf. Sir Reuben wirkte wütend. Er schrie ihre Mutter an, aber es war Abigail in dieser Position nicht möglich, von seinen Lippen zu lesen. Sie erkannte aber, dass er wütend war. Die Muskeln an Sir Reubens Hals hatten sich deutlich angespannt.
    Ihre Mutter öffnete den Mund, aber er schnitt ihr das Wort ab und schüttelte zugleich den Kopf. Abigail spürte, wie seine Stimme in seiner Brust vibrierte.
    Sybils Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, ehe sie sich voller Wut wieder verengten. Aber sie verließ die Kammer. Und in diesem Moment gab es nichts, das Abigail sehnlicher erhofft hatte.
    Sir Reuben sagte etwas, das eindeutig nicht für sie bestimmt war, weil er Abigail zugleich noch fester gegen seine breite Brust drückte. Er trug sie durch den Wohnturm zu ihrer kleinen Schlafkammer und legte sie auf ihr Bett.
    »Ich habe nach Anna gerufen. Sie kommt gleich und kümmert sich um dich.« Er sprach besonders deutlich, damit Abigail seine Lippen ohne Mühe lesen konnte.
    »Ich danke dir.« Sie war zu erschöpft, um sich darum zu scheren, ob sie laut genug gesprochen hatte. Sie hoffte, er verstand sie trotzdem.
    Er seufzte. Irgendwie sah er schuldbewusst aus, was sie überraschte. »Ich hätte längst erkennen
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