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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers
Autoren: Lynsay Sands
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Templetun hergeschickt.“ Sie wies auf den Mann an der Tafel. „Und er ...“ Nicht fähig, die Worte auszusprechen, drückte sie ihrer Tante das zerknüllte Schreiben in die Finger, mit dem stummen Flehen, es zu lesen.
    Ihre Tante glättete es und ging den Inhalt sorgsam durch. Helen beobachtete, wie sie den Blick über die Schrift gleiten ließ, innehielt und das Ganze noch einmal von vorn las.
    „Nay“, hauchte sie, ebenso entsetzt wie Helen, ehe sie zu Lord Templetun herumfuhr, der nach wie vor am Tisch saß. „Ist das ein Scherz, Mylord? Denn sollte es sich um einen solchen handeln, wäre es ein überaus geschmackloser.“
    „Mitnichten, Mylady.“ Unbehaglich rutschte Templetun auf seinem Platz hin und her und wirkte seltsamerweise, als habe er ein schlechtes Gewissen. Er ließ den Blick durch die Halle schweifen, in der Absicht, die beiden Frauen nicht mehr ansehen zu müssen. „Der König selbst hat mir aufgetragen, das Schreiben zu verfassen und zu überbringen. Ein weiteres habe ich Lord Holden auszuhändigen, und zugleich soll ich ihn herholen, damit die Hochzeit stattfinden kann. Der König räumt Euch ein wenig Zeit für die Vorbereitungen ein.“
    „Aber ..." Helen verstummte kopfschüttelnd und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Das ist unmöglich. Lord Holden ist ein bösartiger, grässlicher, grausamer Schuft. Der König kann unmöglich verlangen, dass ich ausgerechnet ihn heirate!“
    Als Templetun schweigend den Kopf senkte und ihrem Blick auswich, erkannte sie, dass der König es sehr wohl konnte. Wie betäubt sank sie auf die Bank an der aufgebockten Tafel, und die Benommenheit nahm dem Schreck ein wenig die Schärfe. Sie sollte also den scheußlichen, grausamen Bastard von einem Nachbarn ehelichen. Lord Hethe, den „Hammer of Holden“. Den Kerl, der grundlos die Habe seiner Hörigen verbrannte. Grundgütiger, was würde er erst tun, wenn er Anstoß an ihr nahm?
    „Das muss ein Missverständnis sein“, wandte Tante Nell entschieden ein und riss Helen damit aus ihren jammervollen Gedanken. „So herzlos kann der König doch nicht sein, dass er meine Nichte zwingt, diesen Mann zu heiraten. Womöglich begreift er schlicht nicht. Wir müssen zum Hof und ihm die Lage erklären. Wir müssen ...“
    „Der König weilt nicht länger bei Hofe“, fiel Templetun ihr ins Wort. „Er hat sich nach Chinon begeben, um sich mit dem jungen Henry zu treffen und einige von dessen Höflingen zu vertreiben.“ Als der Name von König Henrys Sohn fiel, schauten Helen und Nell sich verwirrt an.
    „Höflinge vertreiben?“, fragte Helen verständnislos.
    „Mm“, erwiderte Templetun verdrossen. „Aye. Henry wünscht eine Ehe zwischen der Tochter des Count of Maurienne und dem jungen John. Der Count scheint willens, möchte jedoch vorab sehen, dass John Aussicht auf mehr Einfluss hat. Der König hat sich erboten, John die Besitzungen Loudon, Mirebeau und Chinon zu überlassen, doch der junge Henry verwehrt sich dagegen. Er will nur einlenken, wenn sein Vater ihm endlich die Herrschaft über England, die Normandie oder das Anjou überträgt, und zwar nicht nur dem Titel nach.“
    „Er strebt nach mehr Macht.“ Nell seufzte bekümmert.
    „Ganz recht.“ Templetun nickte ernst. „Es war ein Fehler, dass der König zu Lebzeiten seinen Sohn hat krönen lassen. Der Junge will die Macht, die mit dem Titel einhergeht.“
    „Aber was hat es nun mit der Vertreibung der Höflinge auf sich?“, fragte Tante Nell ungeduldig.
    „Tja, nun. Zunächst wollte der König den jungen Henry in Gewahrsam nehmen, gewissermaßen als Warnung. Aber er glaubt, dass einige der Höflinge seinem Sohn diese Flausen einflüstern. Er hofft, dass sein Ältester Vernunft annimmt, wenn dieser Einfluss erst getilgt ist.“ Templetun sprach freiheraus, und als ihm aufging, dass er ins Plaudern geraten war, wandte er sich stirnrunzelnd wieder dem ursprünglichen Gesprächsgegenstand zu. „Auf jeden Fall würde es nichts ändern, wenn Ihr ihn aufsucht. Sein Entschluss steht fest. Er meint, dass Ihr, Lady Helen, und Lord Holden Euren Hader unter Euch ausmachen sollt. Und er wünscht, dass die Vermählung so rasch als möglich erfolgt. Dafür soll ich Sorge tragen.“
    Helen neigte den Kopf und richtete den Blick auf das Schriftstück, das ihre Tante noch immer hielt und das König Henrys Entscheidung in dieser Angelegenheit bezeugte. Diese war unmissverständlich formuliert, doch kurz hatten Tante Nells Worte Helen Hoffnung
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