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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers
Autoren: Lynsay Sands
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etwas will ich nie wieder von dir hören, Ducky. Dafür könntest du hängen.“ „Aber was wollt Ihr denn tun?“, fragte die Kammerfrau kläglich, nachdem Helen ihren Mund freigegeben hatte. „Ihr könnt doch nicht den ,Hammer of Holden“ heiraten!“
    Wieder seufzte Helen. „Wie es aussieht, werde ich es wohl müssen. Eine direkte Verfügung des Königs kann ich schlecht in den Wind schlagen.“
    „Wieso nicht?“, wollte Ducky aufgebracht wissen. „Der Jammer“ tut es oft genug. Er ..."
    „Das ist es!“ Tante Nell, die bislang stumm geblieben war, packte Helen aufgeregt bei den Armen und schüttelte sie, ohne dass es ihr offenbar bewusst war.
    „Was?“, fragte Helen, einen Hoffnungsschimmer vor Augen. „Du kannst dich schlecht weigern, aber der ,Hammer of Holden“ kann es. Er ist ein viel zu mächtiger Lord, als dass der König ihn zwingen könnte, sollte er nicht wollen.“
    Ducky schnaubte. „Glaubt Ihr auch nur einen Moment, dass der ,Hammer“ sich weigern könnte, Lady Helen zu heiraten? Seht sie Euch doch an! Sie ist so schön wie ihre Mutter und lieblich wie Met. Dann wäre da noch ihr Land. Wer würde eine Mitgift wie Tiernay ausschlagen?“
    Abermals sackte Helen in sich zusammen, als sie ihre Hoffnung schwinden sah.
    Tante Nell jedoch straffte die Schultern. „Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass du und Tiernay ihn nicht locken“, beschied sie der Nichte grimmig.
    Ducky schien Zweifel zu hegen. „Dieser Lord Templetun hat doch schon gesehen, wie bildhübsch sie ist. Wir können ihr schlecht nachträglich die Zähne schwärzen oder den Kopf scheren.“ „Nay“, stimmte Helen ihr versonnen zu und lächelte verhalten, denn ihr war eben etwas eingefallen. „Aber es gibt andere Dinge, die wir tun können.“

2. Kapitel
    Hethe, Lord Holden, saß am Kopfende seiner Tafel und starrte den Mann vor sich an. Mehrere Wochen lang hatte Hethe für seinen König gekämpft und war gerade erst heimgekehrt. In letzter Zeit tat er kaum etwas anderes als zu kämpfen. Genauer gesagt ging das schon so seit dem Tod seiner Gemahlin vor zehn Jahren, ja, länger sogar. Henry II. weitete seine Macht beharrlich aus, und Hethe hatte das ehrgeizige Streben seines Herrschers genutzt, um der Heimstatt zu entfliehen, die er zunächst mit seinen ständig mäkelnden Eltern und schließlich mit der liebreizenden jungen Nerissa bewohnt hatte.
    Er rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und wünschte, sich der Erinnerungen ebenso leicht entledigen zu können. An seine arme verblichene Gemahlin zu denken, stimmte ihn stets reumütig. Sie waren beide so jung gewesen, vor allem Nerissa.
    Wie immer verscheuchte er diese Gedanken. Stattdessen bedachte er Lord Templetun mit einem finsteren Blick. „Seid so gut und erklärt mir noch einmal, weshalb Ihr mich mit Eurer Anwesenheit beehrt, Mylord“, bat er bedächtig.
    „Der König hat mich mit dieser Botschaft hergeschickt.“ Templetun schob ihm abermals die Schriftrolle zu, offenbar in der Hoffnung, dass Hethe sie endlich entgegennehmen würde. „Und er hat mich angewiesen, Euch nach Tiernay zu geleiten, damit Ihr Lady Helen ehelicht.“
    „Du kannst diese Hexe nicht heiraten! “, rief William, als Hethe zögernd nach dem Schreiben griff und das Siegel erbrach.
    „Lady Tiernay ist keineswegs eine Hexe“, wandte Templetun ein und bedachte Hethes ranghöchsten Mann mit einem tadelnden Blick - den Mann, dessen vorrangige Aufgabe es war, das Wohl seines Herrn im Auge zu haben. „Ich komme gerade von ihr, und sie ist ganz entzückend.“
    „Oh, aye. Nun ... verständlich, dass Ihr dies behauptet, nicht wahr?“, murmelte William.
    „Habt Ihr die Dame schon einmal zu Gesicht bekommen?“, fragte Templetun gereizt und nickte zufrieden, als William widerwillig den Kopf schüttelte. „Ich hingegen habe sie gesehen, und sie ist reizend. Sehr sogar.“ Er senkte den Kopf und fügte kaum hörbar an: „Im Gegensatz zu diesem Drachen von Tante.“
    „Was ist mit ihrer Tante?“, hakte Hethe sofort nach und reichte die Nachricht des Königs an William weiter. Sollte er doch lesen, was dort geschrieben stand. Hethe reichte es, die Unterschrift gesehen und sie auf den ersten Blick als die des Königs erkannt zu haben. Er hatte genügend Botschaften von Henry erhalten und war mit dessen Handschrift vertraut. Mehr als die Signatur brauchte er nicht, um zu wissen, dass Templetuns Behauptungen vermutlich der Wahrheit entsprachen. Nicht, dass er aufrichtig daran gezweifelt hätte.
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