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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes
Autoren: Michael Moorcock
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Sie sagte sich müde, daß eine Frau gar nicht anders konnte, als einen Mann auszunutzen, der sich in ihre Macht begab.
    »Yishana, du bist eine Hexe«, hauchte Theleb K'aarna töricht. »Alles Wissen der Welt kommt nicht gegen die Liebe an. Ich liebe dich.« Er sprach in einfachen, direkten Worten, ohne die Frau zu begreifen, die neben ihm lag. Er hatte die schwarzen Tiefen der Hölle geschaut und war daraus zurückgekehrt, ohne den Verstand zu verlieren, er kannte Geheimnisse, die jeden normalen Menschen in ein verwirrtes, bebendes Geschöpf verwandelt hätten. Doch in gewissen Künsten war er so unerfahren wie sein jüngster Lehrling. Dazu gehörte auch die Kunst der Liebe. »Ich liebe dich«, wiederholte er und wunderte sich, daß sie ihn ignorierte.
    Yishana, die Königin von Jharkor, schob den Zauberer von sich, schwang ihre bloßen, wohlgeformten Beine von dem Diwan und erhob sich. Sie war eine gutaussehende Frau, und ihr Haar war so schwarz wie ihre Seele; obwohl ihre Jugend im Schwinden begriffen war, besaß sie eine seltsame Eigenart, die die Männer sowohl abstieß als auch anzog. Sie pflegte bunte Seidengewänder zu tragen, die ihre anmutige Gestalt umwirbelten, als sie nun leichtfüßig zum vergitterten Fenster des Gemachs eilte und in die bewegte dunkle Nacht hinausblickte. Der Zauberer beobachtete sie mit zusammengekniffenen, verwirrten Augen, enttäuscht über diese Unterbrechung ihres Liebesspiels.
    »Was ist los?«
    Die Königin blickte schweigend in die Nacht hinaus. Mächtige schwarze Wolkenbänke bewegten sich wie gierige Monster schnell über den vom Wind zerrissenen Himmel. Die Nacht tobte heiser und zornig um Bakshaan, angefüllt mit unheildrohenden Vorzeichen.
    Theleb K'aarna wiederholte seine Frage und bekam wieder keine Antwort. Ärgerlich stand er auf und trat zu ihr ans Fenster.
    »Wir wollen weiterziehen, Yishana, ehe es zu spät ist. Wenn Elric von unserer Anwesenheit in Bakshaan erfährt, werden wir beide darunter zu leiden haben.« Sie antwortete nicht, doch ihre üppigen Brüste bewegten sich unter dem dünnen Stoff, und ihre Lippen preßten sich zusammen.
    Knurrend packte der Zauberer sie am Arm. »Vergiß deinen geächteten Freibeuter Elric - jetzt hast du mich, und ich kann weitaus mehr für dich tun als so ein seniler schwertschwingender Medizinmann aus einem zerfallenen Imperium!«
    Yishana lachte hämisch und wandte sich zu ihrem Liebhaber um. »Du bist ein Dummkopf, Theleb K'aarna, und als Mann weniger wert als Elric. Drei schmerzhafte Jahre sind vergangen, seit er mich verließ, seit er sich auf deiner Fährte in die Nacht davonschlich und mich zurückließ, mich nach ihm verzehrend! Doch ich erinnere mich an seine wilden Küsse und seine leidenschaftlichen Liebesspiele! Bei den Göttern! Ich wünschte, es gäbe jemanden, der ihm auch nur annähernd gleichkäme. Seit er fort ist, habe ich keinen gefunden, der es mit ihm aufnehmen könnte - obwohl es viele versuchten und sich dabei als besser erwiesen als du, bis du dann zurückgeschlichen kamst und deine Zaubersprüche sie vertrieb oder vernichtete.« Sie bedachte ihn mit grausamem Spott und tiefster Verachtung. »Du hast dich zu lange über deinen Pergamenten aufgehalten, um mir viel nütze zu sein.«
    Die Gesichtsmuskeln des Zauberers spannten sich unter der gebräunten Haut, und er runzelte die Stirn. »Warum läßt du mich dann bei dir bleiben? Ich könnte dich mit einem Gebräu zu meiner willenlosen Sklavin machen - das weißt du!«
    »Aber du tust es nicht - und bist deshalb mein Sklave, mächtiger Zauberer. Als Elric dich in meiner Zuneigung zu ersetzen drohte, beschworst du jenen Dämon herauf, und Elric mußte ihn bekämpfen. Du wirst dich erinnern, daß er gesiegt hat - doch in seinem Stolz widersetzte er sich einem Kompromiß. Du flohst in ein Versteck, und er machte sich auf die Suche nach dir - wobei er mich verließ! Das hast du getan. Du bist verliebt, Theleb K'aarna...« Sie lachte ihm ins Gesicht. »Und deine Liebe verhindert, daß du deine Künste gegen mich einsetzt - nur gegen meine anderen Liebhaber. Ich lasse mich mit dir ein, weil du mir oft nützlich bist, doch sollte Elric zurückkehren.«
    Theleb K'aarna wandte sich ab und zupfte gereizt an seinem langen schwarzen Bart. Yishana fuhr fort: »Einesteils hasse ich Elric, das ist wahr! Aber das ist besser als dich halb zu lieben!«
    »Warum bist du dann zu mir nach Bakshaan gekommen?« fauchte der Zauberer. »Warum hast du den Sohn deines Bruders als
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