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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes
Autoren: Michael Moorcock
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Melniboneer niedergelassen hatten. Das Tempo zurücknehmend, lenkten sie ihre Pferde in diese Richtung, während ihnen nasse Zweige über das Gesicht strichen und die Düfte des Waldes, durch den lebensspendenden Regen befreit, ihnen süß in die Nase stiegen. Mit einem Gefühl, das einer Art Entspannung gleichkam, stieß Elric auf den ersten Wächter, der plötzlich im Unterholz auftauchte und ihnen den Weg verstellte.
    Der imrryrische Wächter war in Felle und Stahl gehüllt. Aus dem Schutz der Visierklappe seines kunstvoll gearbeiteten Helms musterte er Elric mit wachsamen Augen. Sein Blickfeld war durch den Helm und den daran herabtropfenden Regen beeinträchtigt, so daß er Elric nicht sofort erkannte.
    »Halt! Was habt ihr in dieser Gegend zu suchen?«
    Elric sagte ungeduldig: »Laß mich durch - ich bin Elric, euer Lord und Herrscher.«
    Der Wächter hielt den Atem an und senkte den Speer mit der langen Klinge. Er zog den Kopf zurück und starrte den Mann vor sich an, während eine Myriade verschiedener Gefühle über sein Gesicht lief - darunter Erstaunen, Ehrfurcht und Haß.
    Er verbeugte sich steif: »Dies ist kein Ort für dich, Herr. Du hast vor fünf Jahren dein Volk verlassen und verraten, und während ich das Blut der Könige anerkennen muß, das in deinen Adern fließt, kann ich dir doch nicht gehorchen oder dir die Ehrerbietung erweisen, auf die du sonst ein Anrecht hättest.«
    »Natürlich«, sagte Elric stolz und blieb aufrecht im Sattel sitzen. »Aber darüber soll dein Anführer richten - mein Jugendfreund Dyvim Tvar. Er soll bestimmen, wie mir zu begegnen ist. Bring mich zu ihm und denk daran, daß mein Gefährte dir nichts Böses getan hat; behandle ihn mit Respekt, wie ihn der erwählte Freund eines Herrschers von Melnibone erwarten darf.«
    Wieder verneigte sich der Wächter und ergriff die Zügel von Elrics Tier. Er führte die beiden Besucher den Weg entlang und auf eine große Lichtung, auf der sich die Zelte der Imrryrer erhoben. Kochfeuer flackerten in der Mitte des großen Zeltkreises, und die gutaussehenden melniboneischen Krieger saßen darum herum und unterhielten sich leise. Trotz des dunklen Tages wirkten die Zeltbahnen hell und bunt. Die weichen Farbtöne waren typisch melniboneisch. Tiefe, rauchige Grüntönungen, azurblaue, ockerfarbene, goldene, dunkelblaue Färbungen. Die Farben wetteiferten nicht miteinander, sondern verschmolzen. Elric spürte eine traurige Sehnsucht nach den zerstörten bunten Türmen des schönen Imrryr.
    Als die beiden Gefährten und ihr Führer näherkamen, hoben die Männer erstaunt die Köpfe, und ein leises Murmeln löste die Laute der normalen Gespräche ab.
    »Bitte bleib hier!« sagte der Wächter zu Elric. »Ich informiere Lord Dyvim Tvar über dein Kommen.« Elric bekundete ihm nickend sein Einverständnis und saß unter den Blicken der versammelten Krieger reglos im Sattel. Niemand näherte sich ihm, und einige, die Elric aus den alten Tagen persönlich kannte, waren sichtlich verlegen. Es waren die Männer, die ihn nicht anstarrten, sondern die Augen abwandten und sich um die Kochfeuer kümmerten oder sich plötzlich für ihre kunstvoll geschmiedeten Langschwerter und Dolche interessierten. Einige knurrten zornig vor sich hin, doch sie waren eindeutig in der Minderzahl. Die meisten Männer waren lediglich schockiert -und auch neugierig. Warum war dieser Mann, ihr König und zugleich Verräter an seinem Volk, in ihr Lager gekommen?
    Das größte Zelt, golden und rot verziert, trug an seiner Spitze ein Banner, das einen schlafenden Drachen zeigte, blau auf weiß. Dies war das Zelt Dyvim Tvars, und aus dem Inneren eilte nun der Drachenherr, den Schwertgurt sich um die Hüften schlingend, in den intelligenten Augen einen Ausdruck der Verwirrung, aber auf der Hut.
    Dyvim Tvar war wenig älter als Elric und trug den Stempel melniboneischen Adels. Seine Mutter war eine Prinzessin gewesen, eine Kusine von Elrics Mutter. Seine Wangenknochen waren hoch und schmal und zart ausgeprägt, die Augen leicht schräg, während der Schädel schmal war und am Kinn spitz zulief. Wie Elric hatte er dünne Ohren, fast ohne Ohrläppchen, ziemlich spitz zulaufend. Die Hände, deren linke sich nun um den Schwertgriff krampfte, waren langfingrig und wie der Rest des Körpers von ausnehmend bleicher Farbe, wenn auch nicht annähernd so bleich wie die leichenblasse Haut des Albinos. Er schritt auf den berittenen Herrscher Melnibones zu und hatte seine Gefühle inzwischen
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