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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse
Autoren: Kristin Hannah
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Wolke von Sternennebel und Licht zu schweben. Dutzende von Kerzen, die Tess eine Stunde zuvor ausgeblasen hatte, brannten hell und ließen Rauchkringel aufsteigen.
    Die weihnachtlichen Düfte nach Brandy, nach kandierten Orangenschalen und Immergrün durchzogen noch immer das Haus, aber zu ihnen hatte sich noch ein weiterer Duft gesellt. Etwas, das Tess nicht erkennen konnte. Ein intensiver, betäubender Duft wie nach brennenden Rosen.
    »Ist jemand da?«, fragte sie leise.
    Ein Luftzug liebkoste ihr Gesicht. Am Baum raschelte der selbst gebastelte Papierschmuck. Ein Glöckchen bimmelte fröhlich.
    Tess fasste mit zitternder Hand nach ihrer Kehle und ging auf den Baum zu. Sie hatte jedes einzelne Stück selbst gemacht und wusste genau, dass ein Glöckchen nicht darunter war.
    »Hi, Tess.«
    Erschrocken drehte sie sich um. Sie war allein im Raum. »Wer ist da?«
    Kehliges Bardamenlachen erklang im Raum. »Sag bloß nicht, du hättest deine alte Freundin Carol vergessen.«
    Erleichterung erfasste Tess. »Carol«, sagte sie lächelnd. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Natürlich hättest du. Aber dein Verstand hat durch Sex wohl ziemlich gelitten.«
    Tess schmunzelte. »Und warum ...«
    »Das ist genau der Punkt. Es ist Zeit, sich zu entscheiden.«
    »Entscheiden? Wofür?«
    »Ob du dieses Leben annimmst oder eine Veränderung erwägst.«
    »Soll das ein Scherz sein? Natürlich nehme ich es an.«
    »Deine Entscheidung ist endgültig. Du wirst nie mehr Tess sein. Natürlich bleibt deine Seele unverändert, aber du wirst keine Erinnerungen mehr an das zwanzigste Jahrhundert haben. Dein neues Gedächtnis setzt mit deinem ersten Erwachen in diesem Haus ein.«
    Tess lachte spöttisch. »Du hast wohl Angst, ich würde vor der Zeit Tampons und Windelhöschen erfinden?«
    Carols heiseres Lachen füllte die Dunkelheit. »So ungefähr. Also, was sagst du dazu?«
    Tess schaute den dunklen Flur entlang, an dem ihre Kinder schliefen und ihr Mann wartete. Der Gedanke weckte schmerzliche Zärtlichkeit in ihrer Brust und legte sich fest um ihr Herz. »Alle Erinnerungen, die ich brauche, sind hier. Ich werde ein ganzes Leben an ihnen arbeiten.«
    Ein warmer Luftzug, fast wie ein Atemzug, rührte an Tess' Wange. Das rosige Licht verging und wurde zu einem golden schimmernden Dunst. Die Kerzenflammen erloschen und hinterließen den Geruch nach Rauch. »Du hast richtig entschieden«, flüsterte Carol. »Lebe wohl.«
    »Frohe Weihnachten, Carol«, sagte Tess leise.
    »Mit wem sprichst du?«
    Tess sah erstaunt auf. Jack stand in der Ecke des Raumes und starrte sie an. Sie zwinkerte, bis sie ihn klar sehen konnte.
    »Habe ich eben gesprochen?«, fragte sie zerstreut.
    »Du sagtest etwas von Weihnachts-Carols.«
    Sie runzelte die Stirn und fragte sich, warum ihre Beine wie tot waren und ihre Kehle so trocken. »Merkwürdig.«
    Er ging auf sie zu und zog sie in einer leidenschaftlichen Umarmung an sich. Sie legte die Arme um ihn und barg das Gesicht an seinen Hals. Sein warmer, vertrauter Duft erfüllte ihre Sinne und rief ihr einmal mehr in Erinnerung, wie sehr sie diesen Mann liebte.
    »Tanz mit mir«, flüsterte er an ihrem Ohr.
    Tess blickte lächelnd auf. Sie legte die Hand in seine und schloss die Augen. Draußen tobte noch immer das Unwetter, und der Wind schlug eine leise Kadenz auf die Fensterscheibe.
    Gemeinsam bewegten sie sich, langsam und in vollendetem Einklang miteinander und mit der Musik der Natur. In einem nach Rauch und Weihnachten und Magie duftenden Raum tanzten Jack und Lissa.
    Es war ein guter Tag für Wunder.
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