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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse
Autoren: Kristin Hannah
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Freudentränen in den Augen zu ihm auf. »Nach Hause.«
    Mehr sagte sie nicht. Nur diese zwei simplen Worte, aber Jack hatte noch nie im Leben etwas so Wunderbares gehört. Die Worte sanken in seine Seele und erzeugten eine glühende Wärme. Er legte einen Arm um ihre Schultern, und zusammen schauten sie den dunklen Weg entlang, der zu ihrer Farm führte. Sie konnten das Anwesen mit den Augen nicht sehen, wohl aber mit ihren Herzen. Erinnerungen erfüllten ihre Seelen und luden sie ein, an den Ort zurückzukehren, an dem alles begann.
    Nach Hause.
    Jack bückte sich nach dem Korb. Caleb blinzelte und krähte ein Willkommen.
    Jack grinste. »He, er hat mir zugelächelt.«
    Tess fasste nach seiner Hand. »Natürlich hat er das.« Sie lehnte sich an seine Schulter. »Du bist sein Daddy So, und jetzt gehen wir nach Hause.«

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    Epilog
    Weihnachtsabend 1873
    Tess stand neben Jack, den Arm um seine Taille gelegt. Draußen tobte ein Wintergewitter. Regen rauschte laut vom Himmel und trommelte auf das Spitzdach. Wasser lief über die kleine Fensterscheibe und verwandelte das Glas in ein Viereck aus wogendem Silber.
    Sie und Jack starrten durch die schwankende Scheibe hinaus. Ihre Blicke suchten in der Dunkelheit nach dem kleinen weißen Kreuz auf dem Hügel hinter der Scheune. Die Wolkendecke riss auf, und der Mond ließ an einer dunkelgrauen Wolke vorbei fahle Lichtstrahlen über die Landschaft gleiten.
    Tess spürte Jacks Zittern und wusste, was ihm durch den Kopf ging. Er litt zwar nicht mehr an Blackouts, aber es konnte immer noch geschehen, dass ihn bei prasselndem Regen schreckliche Erinnerungen heimsuchten. Sie rückte näher und schmiegte sich an ihn. Ihre Wange ruhte auf seiner Schulter.
    »Er fehlt mir noch immer sehr«, flüsterte Jack heiser.
    Tess drückte einen Kuss auf seine Schulter. »Ich weiß.«
    Gemeinsam dem Unwetter trotzend, starrten sie aus dem Fenster. In der Ferne sah Tess etwas Weißes im Mondschein schimmern. Sie lächelte, als sie an den noch nicht lange zurückliegenden Tag dachte, an dem Jack das schlichte weiße Kreuz in den Boden gerammt hatte. Es war ein sonniger Tag, die Luft war erfüllt vom Duft der See und unzähliger blühender Blumen.
    Die Familie saß im Kreis um das Kreuz und hielt sich an den Händen. Und stockend erzählte Jack unter Lachen und Weinen und übermannt von Erinnerungen den Kindern von dem Onkel, den sie nie gekannt hatten.
    Ein Grab zu machen, ist nur eine Kleinigkeit, dachte sie, und doch hatte Jack damit einen Ort geschaffen, an dem er sich Johnny nahe fühlte und von ihm Abschied nehmen konnte.
    Irgendwo läutete eine Glocke und riss Tess aus ihren Erinnerungen.
    »Was war das?«, fragte sie.
    Donner hallte durch die Nacht. Jack schauderte und verschränkte die Arme, während er eindringlich zu dem schimmernden Weiß starrte, das durch die Dunkelheit drang. In Zeiten wie diesen, wenn die Macht der Vergangenheit ihn zu überwältigen drohte, konzentrierte Jack sich auf das Kreuz und dachte an die guten Zeiten. »Was? Wie?«
    Tess löste sich von ihm. »Ich komme gleich wieder.« Sie griff nach dem Flanellmorgenrock, gab Jack einen Kuss und verließ das Schlafzimmer.
    Im dunklen Gang blieb sie stehen.
    Wieder läutete die Glocke. Diesmal länger.
    Unschlüssig bewegte Tess sich auf das Wohnzimmer zu. Hinter ihr schlug die Tür zum Schlafzimmer zu. Das unerwartete Geräusch ließ sie zusammenzucken. »He, was ...«
    Sie roch Rauch. Und Rosenduft. Ihre Ratlosigkeit wuchs.
    Von irgendwoher - die Richtung konnte sie nicht feststellen - kam das Rascheln feiner Seide. Plötzlich teilten sich die Schatten. Eine helle, rosige Wolke glitt in den Flur und wogte um Tess' nackte Füße. Der Rosenduft wurde stärker, ja unerträglich süß.
    Tess griff blindlings nach der Schlafzimmertür und fand sie verschlossen.
    »Jack.« Sein Name kam als Flüstern von ihren trockenen Lippen.
    Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie sich zu beruhigen. Irgendwie hatte sie die Tür versehentlich zugesperrt. Nur ... nur hatte die Tür kein Schloss.
    »Tess«, hört sie eine heisere Frauenstimme aus dem Wohnzimmer. »Ich warte.«
    Tess zwang sich, reglos stehen zu bleiben. Sie wollte gar nicht wissen, was da los war. Sie wollte nur dastehen und warten, dass Jack die Tür öffnete.
    Doch ehe sie wusste, wie ihr geschah, bewegte sie sich durch das rosige Licht auf das Wohnzimmer zu. In der Ecke des Raumes schien der von sorgsam eingewickelten Päckchen umgebene Christbaum auf einer
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