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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse
Autoren: Kristin Hannah
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Schwierigkeiten damit. Aber es geht darum, dass Jack kein Mörder ist. Er ist nur ein verstörter, einsamer Mensch, der sich scheut, mit anderen zu sprechen. Er ist... anders. Aber das macht ihn nicht zum Verrückten. Und es macht ihn nicht zum Mörder.«
    »Aber er sagte, er hätte es getan«, wandte jemand aus der Mitte der Menge ein.
    Ed Warbass trat vor. »Nein, das hat er eigentlich nicht gesagt. Vielmehr sagte er, dass er glaube, es getan zu haben. Er kann sich nicht erinnern.«
    »Manchmal setzt bei Jack das Bewusstsein aus. Er kann sich dann nicht erinnern, wo er war.« Tess ging auf die Leute zu, und diesmal konnte sie nicht anders, als ihre Finger ineinander zu verschränken. Ihr Blick traf eine freundlich wirkende ältere Frau in der ersten Reihe.
    »Er ist wie Ihr Mann«, sagte sie leise. »Oder Ihr Sohn. Er ist kein Irrer, kein Mörder, sondern ein Mensch wie alle, der sich in seinem Leben außergewöhnlichen Umständen gegenübergesehen hat. Und er braucht Hilfe von seinen Nachbarn.«
    Die Frau warf ihrem Ehemann einen nervösen Seitenblick zu. »Was können wir denn tun?«
    »Ich weiß nicht, Miriam ...«, sagte der Mann neben ihr mit klagender Stimme.
    Tess sah ihn scharf an. »Würde ein Mörder sich denn selbst anzeigen? Würde ein Mörder, der kaltblütig eine schwangere Frau getötet hat, darum bitten, eingesperrt zu werden?«
    Der Mann wurde nachdenklich. »Nun ...« Er zog das Wort in die Länge, »ich glaube eigentlich nicht. Aber wenn er es nicht getan hat, wer dann?«
    Wieder trat Ed vor. »Ich bekam Informationen, die uns weiterhelfen könnten. Auf mein Ersuchen hin haben die kanadischen Behörden Joe und Kie Nuanna vor ein paar Stunden in Victoria verhaftet. Ein Schrotbeutel, den sie von den Hannahs ausgeborgt hatten, wurde im Keller der Opfer gefunden.«
    »Joe und Kie ... ehrlich? Das sind doch halbe Kinder«, wandte jemand ein.
    »Arme Kinder«, setzte jemand in vielsagendem Flüsterton hinzu.
    »Sie verweigern jede Aussage«, erklärte Ed. »Deshalb wissen wir nicht mit Sicherheit, ob sie es getan haben, aber die Beweislast ist erdrückend.«
    Jerry Sikes drängte sich durch die Menge und blieb vor Tess stehen. »Bei der Schafschur kam ich mit Jack ein wenig ins Reden. Er war in Ordnung. Was mich betrifft, glaube ich, dass er es nicht getan hat. Niemals.«
    Tess schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
    Tief in der Menge nahm ein Mann seinen uralten Hut ab und drückte ihn an die Brust, als er verlegen vortrat. »Ich bin Charlie MacKay Ich kenne die Burschen recht gut und hätte nichts dagegen, mit ihnen zu reden. Vielleicht hat ihre Geschichte einen Haken, aber ...«
    »Das wäre wunderbar ...«
    »Lassen Sie mich ausreden, Madam. Ich ... ich denke, jeder Mann wäre stolz, wenn er eine Frau hätte, die so beharrlich um den Beweis seiner Unschuld kämpft. Aber was ist, wenn er nicht unschuldig ist? Ich möchte erst einsteigen, wenn ich sicher sein kann, dass Ihr Mann nicht der Mörder ist.«
    Tess kämpfte mit einer Woge der Enttäuschung, die sie zu vernichten drohte. »Ich verstehe, Mr. MacKay, aber Jack ist sehr eigensinnig. Er wird niemals sagen, dass er unschuldig ist.«
    »Aber ich könnte nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich ihm helfe, aus dem Gefängnis herauszukommen, und er dann ... Sie wissen schon ... jemanden umbringt.«
    Tess zuckte unter den hässlichen Worten zusammen und musste um Fassung kämpfen. Jetzt durfte sie sie nicht verlieren, sie war schon zu nahe dran. Verdammt nahe.
    Denk nach, verdammt. Das kannst du doch so gut. Denke.
    Sie musste Charlie, genau diesen einen Menschen, von Jacks Unschuld überzeugen. Aber wie? Wie denn?
    Ihr wollte nur eines einfallen, etwas wenig Erfolgversprechendes, das eine fast sichere Niederlage bedeutete. Aber mehr hatte sie nicht...
    Sie benetzte ihre rissige Unterlippe. »Und wenn ich mit Jack spräche und ihn zu dem Eingeständnis bewegen könnte, dass er vielleicht unschuldig ist? Würde Ihnen das genügen, Mr. MacKay?«
    Charlie zog eine hölzerne Pfeife aus der Hemdtasche, klemmte sie zwischen die Zähne und nagte am geschnitzten Ende. »Ja, das reicht wohl.«
    »Wir wären Ihnen sehr verbunden, Charlie«, sagte Ed.
    Tess schloss die Augen. Sie bemühte sich mit aller Kraft,
    Hoffnung zu schöpfen, doch zum ersten Mal im Leben fühlte sie sich völlig ausgebrannt und leer.
    Nun lag alles in Jacks Händen. Er musste dieses Vielleicht eingestehen.
    Und er hatte bislang noch nie an sich geglaubt.
     
    Am Abend versammelte Tess die
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