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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Autoren: Gail Martin
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angebotene Bad nicht ausgeschlagen und sogar einen Versuch unternommen hatte, seine widerspenstigen Haare zu zähmen und seinen jüngst wieder gewachsenen Bart zu frisieren.
    »Nein! Nichts da! Und jetzt geh!«, sagte Harrtuck und scheuchte die Hofbediensteten mit rudernden Armen fort. »Geht doch Vahanian anziehen! Ihr werdet aber ein halbes Dutzend eurer Kollegen brauchen, um ihm nur das Schwert abzunehmen!«, warnte er die verdatterten Diener und jagte sie endgültig aus dem Zimmer. Mit Nachdruck schloss er die Tür hinter ihnen und blieb noch einen Moment lang mit den Armen in den Hüften davor stehen, als ob er darauf wartete, dass sie zurückkämen. Dann drehte er sich zu Tris und den anderen um, grummelte irgendetwas Unverständliches und kratzte sich am Bart.
    »Lady und Hure! Was haben die bloß davon, einen Menschen für ein Fest ins Unglück zu stürzen, frage ich euch?«, rief er mit so offensichtlicher Seelenqual, dass Tris und Carroway in Gelächter ausbrachen. »Ja, ja, nur zu, lacht nur tüchtig!«, brummte er, als auch Soterius nicht mehr an sich halten konnte. »Unser kleiner Pfau hat sich endlich wieder in Schale werfen können«, verspottete er Carroway gutmütig. »Und Ban hier hat wohl nur die Damen im Kopf gehabt, als er sich angezogen hat.«
    »Nun komm, so schlimm ist es auch nicht«, entgegnete Tris und versuchte sich das Lachen zu verbeißen. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mich so übel zugerichtet haben.«
    Harrtuck hielt inne und musterte Tris vom Scheitel bis zur Sohle. »Aye, mein Lehnsherr, du hast recht. Jeder, der dich sieht, wird dich als Zauberer und als König erkennen«, sagte er mit plötzlichem Ernst. Dann schüttelte er den Kopf und gab sich wieder dem Selbstmitleid hin. »Auf der anderen Seite ist es eine Vergeudung guten Stoffes, meinesgleichen herauszuputzen«, meinte er und blickte Soterius finster an, als dieser ihm energisch zustimmte. Hier wurde ihr freundschaftliches Geplänkel unterbrochen, denn die Tür öffnete sich und ihre übrigen Gefährten kamen herein.
    Royster betrat den Raum als Erster, beschwingt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Seine wilden, schneeweißen Haare waren geschnitten und wurden von einem Gelehrtenhut gebändigt, und vor Stolz strahlend führte der dünne kleine Mann die fließende Akademikerrobe vor, die die Stelle seiner Reitkleidung eingenommen hatte. Er summte ein Wirtshausliedchen vor sich hin und drehte für sein Publikum eine muntere Pirouette. »Nicht schlecht, findet ihr nicht?«, fragte er augenzwinkernd. »Ach, fast wünschte ich, Kessen wäre hier!« Rasch blickte er Tris an. »Nicht dass ich wollte, dass Ihr ihn herbeiruft, wohlgemerkt, aber ihm würden die Augen übergehen, wenn er mich so sehen könnte! Echte Akademikergewänder! Ich hoffe, wir dürfen die Sachen behalten«, sagte er spitzbübisch. »Ich werde sie aufheben, bis ich wieder in der Bibliothek bin, und sie dann jeden Tag tragen, nur um ihn zu ärgern!«
    Nach Royster betraten Kiara und einen Schritt hinter ihr Carina das Zimmer; über den beiden kreiste Jae. Kiaras Brustharnisch, ihr ledernes Reitzeug, die stabilen Stiefel und der grob gewebte Umhang waren verschwunden: Die Prinzessin von Isencroft trug jetzt ein kupferfarbenes Abendkleid aus Seide, das ihr kastanienbraunes Haar betonte und mit seinem Schnitt ihre gut durchtrainierte Figur vorteilhaft zur Geltung brachte. Als Tris’ und Kiaras Blick sich über den Raum hinweg trafen und ein Lächeln ihre Lippen umspielte, errötete er, denn ihm kam zu Bewusstsein, dass sein Gesichtsausdruck seine Anerkennung verriet. Jae landete gewandt auf ihrer Schulter, und Tris bemerkte, dass der kleine Gyregon jetzt eine dünne Goldkette um den Hals trug.
    Carinas Heilergewand war einem grünen Abendkleid aus Mussaseide gewichen; ein Stirnband aus Perlen hielt ihre kurzen schwarzen Haare fest. Doch während Kiaras Unbekümmertheit offenbar war, als sie sich mit den anderen neckte und strahlend deren Komplimente entgegennahm, benahm sich Carina auffallend zurückhaltend, und Tris wurde klar, dass sie sich außerhalb ihrer Rolle als Heilerin schwertat, sobald die soziale Barriere fehlte, die ihre Heilerkleidung normalerweise erzeugte.
    »Du hast dich ja richtig herausgeputzt«, sagte Vahanian hinter Carina, und die Heilerin bekam einen roten Kopf.
    »Wenigstens ist es grün«, stammelte sie und war ausnahmsweise um Worte verlegen.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, was Heilerinnen unter ihren Roben tragen«,
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