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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Autoren: Gail Martin
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attraktiv fanden.
    »Ich verspreche dir, dass ich gleich nachkomme«, sagte Tris, und Soterius hob skeptisch eine Augenbraue. »Ehrlich! Ich will nur noch eine Kerze anzünden und ein Geschenk in Großmutters Zimmer legen, bevor ich gehe. Dann kannst du mich auf den Rundgang durch die Bierschenken mitnehmen, den du mir versprochen hast.«
    Soterius grinste. »Ich nehme dich beim Wort, Prinz Drayke«, lachte er. »Beeil dich! So wie das Fest heute Abend in Schwung ist, wird ihnen noch das Bier ausgehen, und du weißt, dass ich keinen Branntwein vertrage.«
    Tris hörte die Stiefeltritte seines Freundes im Gang verhallen, während er sich zu den Familiengemächern aufmachte. Die stummen Blicke einer Reihe von Gemälden und Gobelins schienen ihm zu folgen – die seit Langem toten Könige von Margolan, König Bricens Vorfahren. Bricens Abstammungslinie stellte eine der längsten ununterbrochenen Monarchien in den Sieben Königreichen dar. Wenn er ihre ernsten Mienen betrachtete und an die Geschichten dachte, die davon erzählten, was sie für die Sicherung des Throns ertragen hatten, war Tris froh, dass die Krone nicht an ihn übergehen würde. Er nahm sich eine Fackel aus dem Halter an der Wand und öffnete die Tür zum Zimmer seiner Großmutter. Noch immer haftete der Geruch nach Räucherkerzen und Tränken dem Gemach der Zauberin an, obwohl ihr Tod jetzt schon fünf Jahre zurücklag. Tris schloss hinter sich die Tür und entzündete die Fackel. Es war ein Zeichen für die Ehrfurcht, mit der selbst ihre eigene Familie sie betrachtete, dass selbst jetzt niemand die Besitztümer der Geistermagierin anrührte, dachte Tris. Doch die Zauberin Bava K’aa verdiente diese Art von Ehrfurcht, und wenngleich er sich ihrer sehr deutlich als nachsichtige Großmutter erinnerte, genügten die Legenden über ihre Macht als Zauberin, um ihn für einen Moment zögern zu lassen, nur einen Moment lang, bevor er weiter in den Raum hineinging.
    »Großmutter?«, flüsterte Tris. Er stellte eine Kerze auf den Tisch an der Wand und zündete sie mit einem Strohhalm von der Fackel an. Dann arrangierte er ein symbolisches Geschenk daneben, bestehend aus Honigkuchen und einem kleinen Becher Bier, über die er segnend das Zeichen der Göttin machte. Und dann, mit einem raschen Blick zur Tür, um sicherzugehen, dass sie geschlossen war und man ihn nicht entdecken würde, trat er auf den kleinen, geflochtenen Teppich in der Mitte des Zimmers. Gefertigt aus ihren Zaubererschnüren entsprach die Begrenzung dieses Teppichs genau dem Abwehrkreis, der der Arbeitsplatz seiner Großmutter gewesen war, und Tris fühlte das vertraute Kribbeln ihrer Magie, wie den letzten Rest vom Duft eines alten Parfüms. Mit seinem Schwert als Athame schritt Tris den runden Rand des Teppichs ab, wie seine Großmutter es ihn gelehrt hatte, und spürte den Ring des Schutzes um sich aufsteigen. Das blauweiße Licht, obwohl unsichtbar, leuchtete deutlich in seinem Geist. Tris schloss die Augen und streckte seine rechte Hand aus.
    »Großmutter, ich rufe dich«, murmelte er und tastete mit seinen Sinnen nach ihrer vertrauten Gegenwart. »Ich lade dich zum Fest ein. Leiste mir im Kreis Gesellschaft.« Tris wartete, doch zum ersten Mal seit ihrem Tod kam keine Antwort. Er versuchte es noch einmal.
    »Bava K’aa, dein Blutsverwandter lädt dich zum Fest ein. Ich habe dir ein Geschenk gebracht. Geh mit mir.« Nichts rührte sich im Zimmer, und Tris öffnete besorgt die Augen.
    Und dann lenkte ein Lichtschimmer seine Aufmerksamkeit auf sich. Er schien weit außerhalb des Kreises zu sein, flackernd und sich windend, als ob er in Gaze gefangen sei, aber als Tris sich bis aufs Äußerste anstrengte, um ihn auszumachen, erkannte er die Gestalt seiner Großmutter, die in großer Entfernung stand und von Nebel verborgen wurde.
    »Großmutter!«, rief er, doch die Erscheinung kam nicht näher. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut erreichte ihn. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er brauchte keine Worte, um im Verhalten seiner Großmutter eine Warnung zu erkennen. Auch wenn Tris die Stimme Bava K’aas nicht vernehmen konnte, waren die Hinweise auf Gefahr deutlich genug.
    Urplötzlich heulte ein kalter Wind durch das Zimmer, dessen Fensterläden geschlossen waren, ließ die Fackel tropfen und die Kerze verlöschen. Er rüttelte an dem Kreis, den Tris erzeugt hatte, und das Bild seiner Großmutter flimmerte und verschwand. Zwei Porzellanfiguren fielen krachend auf den Boden und
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