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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Autoren: Gail Martin
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Vor dem Morgengrauen wirst du bezahlen!«, versprach Jared. Zachars Schritte klangen jetzt viel näher, und Jared wandte sich um, um dem Seneschall entgegenzugehen, bevor dieser sie finden konnte.
    Tris blieb einen Augenblick lang stehen, wo er war, bis der Schlag seines Herzens sich beruhigte und er wieder einigermaßen normal atmen konnte, wenngleich er immer noch am ganzen Körper zitterte. Als er seine Fassung wiedererlangt hatte, lenkte er seine Schritte in Richtung der großen Halle und wurde erst langsamer, als er die Klänge und Gerüche des Festes in einiger Entfernung vor den Türen des Bankettsaals wahrnehmen konnte.
    Als Tris sich zu Soterius gesellte, musterte dieser ihn skeptisch. »Warum so eilig?«
    Der Soldat war ein viel zu scharfer Beobachter, als dass ihm der Schweiß hätte entgehen können, der an diesem kühlen Herbstabend auf der Stirn seines Freundes glänzte, oder die offensichtliche Erregung, in die der Kampf ihn versetzt hatte.
    »Nur eine kleine Unterhaltung mit Jared«, antwortete Tris, der Soterius lange genug kannte um zu wissen, dass dieser sich den Rest zusammenreimen würde.
    »Kann denn dein Vater nicht …?«, fragte Soterius im Flüsterton.
    Tris schüttelte den Kopf. »Vater kann nicht – oder wird nicht – zugeben, was für ein Monster er gezeugt hat. Selbst gute Könige sind manchmal blind.«
    »Ein schönes Fest dir, Bruder!«, erklang in diesem Moment die lachende Stimme eines Mädchens hinter ihnen, und Tris drehte sich um. Vor ihm stand seine Schwester Kait, auf dem Stulpenhandschuh ihren wertvollen Falken. Ein Dutzend Lenze zählte sie; in einem Alter, in dem die meisten Prinzessinnen sich an affektierten Schritten und kunstvollen Kleidern erfreuten, strahlte sie in der Tracht eines Falkners, deren locker sitzende Jacke und halblange Pumphose verbargen, dass allmählich aus dem kleinen Mädchen eine Frau wurde. Ihr Haar war dunkel, wie das Bricens, und zu einem praktischen Zopf geflochten, der nur hervorhob, wie sehr sie sowohl Tris als auch Jared glich. Dunkeläugig wie ihr Vater, mit der Eleganz ihrer Mutter, würde Kait wohl nur zu bald die Blicke potenzieller Freier auf sich ziehen, dachte Tris mit dem Beschützerinstinkt des Bruders.
    »Hat dir denn niemand gesagt, dass man sich an Spuken kostümiert?«, neckte Tris sie, und selbst die Ereignisse auf dem Gang konnten nicht verhindern, dass ein Lächeln auf sein Gesicht trat, als Kait ihn mit einem verdrossenen Blick beehrte.
    »Du weißt sehr wohl, Bruderherz, dass dies der eine Abend im Jahr ist, an dem ich vernünftige Kleider tragen kann, ohne Mutter und die guten Hofdamen völlig zu schockieren«, entgegnete sie. Der Falke, einer aus einem Dutzend, das sie wie Kinder hütete, trippelte nervös auf ihrem Arm hin und her, unruhig durch das Lärmen der ausgelassenen Menge.
    »Wirst du diesen Vogel auch an deinem Hochzeitstag dabeihaben?«, scherzte Tris.
    Kait rümpfte die Nase, als ob sie verdorbenes Fleisch röche. »Dräng mich nicht! Vielleicht werde ich ihn in die Hochzeitsnacht mitnehmen, um nicht sofort damit anfangen zu müssen, Bälger in die Welt zu setzen!«
    »Kaity, Kaity, was würde Mutter sagen, wenn sie dich so hören könnte?«, sorgte sich Tris in geheuchelter Verwunderung, während Soterius lachte und Kait ihren Bruder im Spaß auf den Arm boxte.
    »Sie würde sagen, was sie immer sagt«, erwiderte sie unbeirrt. »Dass sie mir besser einen Freier suchen sollte, bevor ich beim gesamten Hof Anstoß errege.« Sie zuckte die Schulter. »Das Rennen hat begonnen.«
    »Weißt du«, sagte Soterius augenzwinkernd, »vielleicht findet sie ja jemanden für dich, den du tatsächlich magst!«
    Kait zog eine Braue hoch. »So wie dich etwa?«, entgegnete sie in einem so vernichtenden Ton, dass sowohl Tris als auch Soterius wieder kicherten.
    Soterius hob beschwichtigend die Hand. »Du weißt, dass das nicht das ist, was ich meine.«
    Kait machte Miene, zu einer weiteren Erwiderung anzusetzen, als ihr Auge auf Tris fiel, der verstummt war. »Du bist still, Tris.«
    Tris und Soterius wechselten einen Blick. »Ich hatte einen kleinen Zusammenstoß mit Jared«, erklärte Tris. »Geh ihm heute Abend aus dem Weg, Kaity. Er hat eine schreckliche Laune.«
    Kaits schelmische Stimmung verschwand mit einem Schlage, und Tris sah völliges Verstehen in ihren Augen, die auf einmal viel älter als zwölf Jahre zu sein schienen.
    »Ich habe es schon gehört«, sagte sie und verzog das Gesicht. »In den Ställen wird davon
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