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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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so prunkvollen Kleid der Frau. Die graue Haut an ihrem Knie war aufgeplatzt, und darunter bewegten sich knirschend ihre Knochen, von mürbe gewordenen Sehnen und Muskeln kaum den Blicken verborgen.
    Gabriel starrte darauf. Solange, bis die Wunde sich schloß.
    Jennifer Sebree würde am Ende noch die Lust vergehen, wenn er ihr einen solchen Anblick zumutete .
    Der Junge lächelte wieder. Und lachte schließlich. So laut, daß Kilchrenan Castle wie unter Donnerschlägen erbebte.
    *
    Ich hätte ihn töten sollen!
    Der Gedanke war in den vergangenen Tagen zu Liliths stetem Begleiter geworden. Wieder und wieder dachte sie an ihre Begegnung mit Landru.
    In Alaska hatte sie Seite an Seite mit ihm gekämpft. Mit ihm, dem Mächtigsten der Alten Rasse, dem ältesten aller noch lebenden Vampire.
    Ihrem Todfeind .
    Seit nunmehr über zwei Jahren schwebte Landru wie ein dunkler Schatten über ihr. Seit Lilith in ihrem Elternhaus an der Paddington Street im australischen Sydney erwacht war, wo sie achtundneunzig Jahre lang ihrer wahren Bestimmung entgegengeträumt hatte.
    Diese wahre Bestimmung hatte sie mittlerweile erfüllt: Am Anfang der Zeit hatte die Ur-Lilith, die Mutter der vampirischen Rasse, sich mittels ihrer Hilfe mit dem Schöpfer allen Seins ausgesöhnt. Und Li-lith hatte eine Zeitlang geglaubt, Landru wäre in den Wirren dieser Ereignisse umgekommen oder wenigstens doch verschollen.
    Aber er hatte die Ereignisse, wie sie selbst, überstanden. Und er verfolgte sie noch mit demselben abgrundtiefen Haß wie zuvor.
    Damals hatte er, ohne Liliths Bestimmung zu kennen, verhindern wollen, daß sie ihr Ziel erreichte. Heute gab er ihr die Schuld am Untergang der Alten Rasse und wollte sie dafür zur Rechenschaft ziehen. Obwohl er selbst es war, der - unwissentlich - den Tod über sein Volk gebracht hatte, indem er den Lilienkelch, das Unheiligtum der Vampire, benutzt und damit den von Gott hineingesäten Todeskeim freigesetzt hatte. Er war über die Sippenoberhäupter in aller Welt gekommen und hatte sie zu Trägern der Seuche gemacht, mit der sie ihre Kinder infizierten und dem Tode weihten.
    Die Vampire gingen elend zugrunde. Blut vermochte ihren Durst nicht mehr zu stillen und sie nicht mehr zu kräftigen. Sie verfielen, verfaulten bei untotem Leibe und starben.
    Nur die Oberhäupter waren davon ausgenommen. Sie zu richten, war Lilith Edens Aufgabe, die Gott selbst ihr auferlegt hatte. Als Buße für all das, was sie einst, ihrer Menschlichkeit beraubt, an Leid über Menschen gebracht hatte. Erst wenn der letzte Vampir auf Erden tot war, würde sie Erlösung finden und von ihrem vampiri-schen Erbe befreit werden, um zur Gänze Mensch zu sein.
    Ein Ziel, das nicht weiter entfernt liegen konnte.
    Lilith verbat es sich, länger darüber nachzudenken. Denn jeder einzelne Gedanke daran barg Verzweiflung in sich und zehrte an ihren Kräften, von denen sie jedes Quentchen brauchte, wollte sie ihre Pflicht überhaupt je erfüllen können.
    Und nun war also auch Landru wieder in ihr Leben getreten, und das bloße Wissen darum machte ihren Kampf noch schwerer. Denn er würde sich wieder an ihre Fersen heften, würde nicht eher ruhen, bis sie sich von neuem gegenüberstanden. Und Lilith war nicht sicher, ob sie ihm gewachsen sein würde. Denn ihn beseelte eine Kraft, über die sie nicht zu verfügen mochte. Sein Haß war so mächtig, daß sie ihm nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
    Noch nicht wenigstens. Denn vielleicht würde die Zeit ihr helfen, sich mit der noch immer ungewohnten Situation zu arrangieren.
    Dennoch - sie hätte die Chance gehabt, Landru zu vernichten.
    Vielleicht .
    Es lag wohl an diesem Vielleicht, daß sie es letztlich nicht getan hatte, als er, sein Körper von Schüssen zerfetzt, dagelegen hatte. Sie wußte nicht, wieviel Kraft noch in ihm gewesen war. Vielleicht mehr als zuvor, genährt vom drohenden Tod; und vielleicht wäre es genug gewesen, um gegen Lilith zu bestehen ...
    Zudem war alles so schnell gegangen, nachdem sie gemeinsam mit der Vampirbrut aus der Retorte aufgeräumt hatten. Dieses gemeinsame Ziel hatte sie für kurze Dauer zusammengeführt, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen.
    Lilith hatte eine erwachsende Gefahr ausmerzen wollen, Landru hatte die neue Rasse nicht für würdig befunden, an die Stelle der Alten zu treten. Und so hatten sie die Genvampire, die ursprünglich in einem Labor in Sydney herangezüchtet worden waren, vernichtet.
    Ausgerottet.
    Restlos.
    So hofften
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