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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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ungeheuer kräftige und vor allem riesige Fäuste von der anderen Seite her dagegenschlagen. Als würde das Tor unter brachialer Gewalt erbeben, sich wölben, um zu - Salvat schloß die Augen, doch der Eindruck dessen, was nie geschehen durfte, verblaßte erst hinter seinen Lidern - und erst nach ein paar Sekunden, die quälend zäh verrannen.
    Als er wieder hinsah, gewahrte Salvat die Schatten der Wächter, denen nur das Fackellicht Bewegung einhauchte. Stumm und starr umstanden sie das Tor, zwölf an der Zahl, und er konnte einen Hauch dessen, was sie aufrechterhielten, zu sich heranwehen spüren.
    Etwas, unter dem selbst ein Mann seiner Macht erschauerte.
    Salvat ging weiter, stieg auf seinen Stock gestützt Stufe um Stufe hinauf und war doch noch immer weit entfernt vom Tageslicht, während er Tür für Tür hinter sich schloß und versiegelte. Das Gefühl der Beklemmung blieb erst hinter der letzten zurück, und erst dann war er wieder in der Lage, einen Gedanken zu fassen, der sich nicht mit dem beschäftigte, was nur scheinbar tief im Bauch des Felsens lag, tatsächlich aber weiter entfernt war, als ein Mensch sich vorzustellen vermochte.
    Und doch nicht weit genug .
    Salvat streifte die letzten Reste solcher Gedanken ab, die ihm wie klebriges Gespinst anhafteten. Und er tat es wohlweislich hier, an der Schwelle zur Tiefe. Denn nichts, nicht den allergeringsten Teil dessen, was hier war, wollte er mit hinaufnehmen. Niemals. Selbst das kleinste Risiko, und schien es noch so lächerlich winzig, konnte sich als gefährlich erweisen .
    Salvats Weg führte weiter über Treppen und durch Gänge, die aus dem rohem Fels herausgeschlagen waren. Erst nach weiteren Minuten langte er in Bereichen an, wo nicht die natürliche Beschaffenheit des Bodens die Architektur bestimmt hatte. Und schließlich schritt er über steingeflieste Flure, vorüber an gemauerten Wänden - kurzum: Eine andere Welt hatte ihn wieder.
    Vor einer schmucklosen Eichenbohlentür blieb Salvat stehen. Seine Hand legte sich auf die gußeiserne Klinke, doch er zögerte noch einen Moment lang, sie niederzudrücken. Vielleicht weil er ahnte, was ihn dahinter erwartete.
    Nichts .
    Er trat ein, und für einen Augenblick erstarb jede Bewegung und verstummte jedes Geräusch in dem Saal. Ein rundes Dutzend in Kutten gewandteter Männer sah zu Salvat, und so unterschiedlich sie in Alter und Herkunft auch sein mochten, eines hatten sie gemeinsam: In ihren Züge nistete ein Ausdruck, der verriet, daß sie sich alle hätten hinlegen können, um auf der Stelle einzuschlafen und erst in frühestens vierundzwanzig Stunden wieder aufzuwachen.
    Was Salvat in den Gesichtern sah, ging über bloße Müdigkeit hinaus. Sie hatten den Schlaf nicht einfach übergangen, sondern sich ihm verweigert, und sie taten es seit etlichen Nächten.
    Dennoch durfte er ihnen nicht erlauben zu ruhen. Zu wichtig war, womit sie beschäftigt waren. Und so lange sie erfolglos waren, mußten sie weitermachen.
    Salvat winkte einen der Männer zu sich. Derweil nahmen die anderen ihr Tun wieder auf. Die einen senkten die Köpfe über handgeschriebene Texte, andere vertieften sich in Skizzen, und ein paar wandten sich Staffeleien zu, um mit der Arbeit an Gemälden unterschiedlichster Art fortzufahren.
    »Was habt ihr erreicht, Elias?« fragte Salvat, gleichwohl er die Antwort kannte. Und in dieser Hinsicht wurde er auch nicht enttäuscht.
    Der dunkelhäutige Kuttenträger schüttelte kaum merklich den Kopf und erwiderte: »Nichts. Noch nichts. Die Texte sind wirr, die Skizzen nicht minder. Es ist schwer, einen Sinn darin zu erkennen. Und wenn es gelingt, muß es nicht der richtige sein.«
    Salvat nickte. »Ich weiß. Würde es helfen, sie ein weiteres Mal zu untersuchen?«
    Seine vage Kopfbewegung wies zum Boden hin, doch Elias wußte, was er wirklich meinte.
    Die Kammer der Träumer im Fels, tief unter ihren Füßen.
    Aus aller Welt hatten Gesandte die Träumer hierher gebracht. Menschen, die im Schlaf Dinge sahen, die für die Zukunft von Bedeutung waren.
    Nun hatte es solche Menschen immer gegeben. Doch ihre Zahl hatte sich vor kurzem in einem Maße erhöht, das Anlaß zur Sorge bestand.
    Etwas Gravierendes mußte geschehen sein. Etwas, das Illuminati zum Handeln zwang. Damit nicht geschah, was nicht geschehen durfte.
    Was Illuminati verhindern mußte. Weil es ihre heilige Pflicht war Nun schliefen all diese Menschen, deren sie habhaft geworden waren, drunten in jener Kammer. Schliefen - und
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