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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders
Autoren: Carrie MacAlistair
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einer anderen Abteilung und wollte dafür sorgen, dass Marion in seine Abteilung versetzt wurde, das hatte er Joan am Vorabend verraten.
    Zum Abschied umarmten sich Mutter und Tochter, und da sich das Wetter noch immer nicht gebessert hatte, zog Joan es vor, in Großmutters Tagebuch zu lesen.
    4.1.1975
    Die Feiertage sind vorüber und ich kann mich wieder meinen Aufzeichnungen widmen. Meine Tochter Marion und ihr Mann Paul haben mich besucht, ich habe ihnen nichts von meinen Träumen erzählt – ich fürchte, sie würden mich nicht verstehen. Allerdings machte ich vage Andeutungen, dass ich ein wenig Gälisch lernen wolle, was mir nichts als erstaunte Blicke einbrachte.
    Von den Träumen bin ich leider auch während der Feiertage nicht verschont geblieben, obwohl ich den Eindruck habe, dass die Stimme nun sanfter und irgendwie dankbar klingt. Ich muss unbedingt diese Sprache lernen, um zu verstehen, was mir die Stimme sagen will.
    15.1.1975
    Ich fühle mich überhaupt nicht gut, mein krankes Herz macht mir zu schaffen. Einen weiteren Infarkt würde ich nicht überleben, sagen die Ärzte, also versuche ich mich zu schonen – aber wie soll ich das anstellen, wenn ich Nacht für Nacht von demselben mysteriösen Traum heimgesucht werde? Nach wie vor habe ich keine Ahnung, was er zu bedeuten hat, aber allmählich beschleicht mich das Gefühl, dass ich nach Schottland reisen muss, um Aufschluss darüber zu finden.
    Daher also die Reiseunterlagen! Joan nickte verstehend und blätterte die Seite um.
    21.1.1975
    Ich glaube, dass der Traum irgendetwas mit meiner Vergangenheit zu tun hat, daher habe ich mich über das Gebiet erkundigt, in dem Ceana Matheson gelebt haben soll. Noch weiß ich nichts über die Zusammenhänge, aber ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
    Im Reisebüro habe ich mir Prospekte besorgt, es existiert tatsächlich eine Ruine mit dem unaussprechlichen Namen Glenbharr Castle, von der ich mich eigenartigerweise angezogen fühle, wenn ich nur wüsste, warum das so ist. Vielleicht finde ich den Grund an Ort und Stelle heraus, das ist meine letzte Hoffnung.
    5.2.1975
    Ich habe es getan! Die Reise in die Highlands ist gebucht, und niemand kann mich davon abhalten, sie anzutreten. Ich bin mir nicht sicher, was mich dort erwartet, und möglicherweise kehre ich ohne neue Erkenntnisse zurück, aber zumindest muss ich alles versuchen.
    15.2.1975
    Von Tag zu Tag werde ich aufgeregter, in genau einer Woche ist es soweit. Marion habe ich lediglich erzählt, dass ich interessehalber auf den Spuren unserer Vorfahren wandeln möchte, mehr braucht sie nicht zu wissen. Natürlich ist sie längst skeptisch geworden und meinte erst neulich, ich sei wunderlich, aber ich konnte mich damit herausreden, dass ich eigentlich schon immer mal die Highlands bereisen wollte, was allerdings gelogen war.
    19.2.1975
    Trotz intensiver Bemühungen ist es mir nicht gelungen, einen Lehrer zu finden, der mir die gälische Sprache beibringt, daher habe ich mir ein Buch darüber gekauft. Gleich morgen werde ich mit den Lektionen beginnen, heute bin ich zu müde, das trübe Wetter schlägt auf mein Herz.
    Joan schluckte. Als ihre Großmutter diese Zeilen verfasst hatte, konnte sie nicht ahnen, dass sie niemals die Highlands sehen würde.
    21.2.1975
    Morgen nun werde ich die Reise in meine Vergangenheit antreten, aber mein Elan ist wie fortgespült. Mein Herz macht mir immer noch zu schaffen, ich fühle mich erschöpft, obwohl ich fast den ganzen Tag ruhe. Nachher habe ich einen Termin bei Doktor Beneter, er muss mir unbedingt stärkere Medikamente verschreiben.
    An dieser Stelle endeten die Aufzeichnungen. Von ihrer Mutter wusste Joan, dass Fiona am selben Abend in der Praxis ihres Hausarztes zusammengebrochen und eiligst ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sie hatte es nicht wieder verlassen und war in der Nacht zum 4. März 1975 für immer eingeschlafen. Ob sie auch noch im Krankenhaus von ihrem Albtraum geplagt wurde, blieb im Dunkeln.

3. Kapitel
    Ted Lincoln zeigte sich erfreut, als seine Assistentin nach einer Woche Urlaub zurückkam; allerdings lag eine Spur Skepsis in seinem Blick, als er sie begrüßte.
    »Du siehst gut aus«, bemerkte er zufrieden. »Der Aufenthalt bei deiner Mutter scheint dir tatsächlich bekommen zu sein.«
    Joan setzte sich ihrem Chef gegenüber und schlug die Beine übereinander. Nach den vielen Tagen in bequemen Jeans und Sneakers musste sie sich wieder an ihre Businessgarderobe und die oft viel zu
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