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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders
Autoren: Carrie MacAlistair
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für einen Augenblick, jemand hätte die Gebeine gestohlen.« Nach und nach förderte sie sie zu Tage und legte sie behutsam auf das Tuch, das sie dafür ausgebreitet hatte.
    Das Amulett bewahrte Joan noch immer in ihrer Rocktasche, aber sie nahm sich vor, es niemals zu tragen. Sie würde es ihren Töchtern, sofern sie welche bekommen sollte, weiter geben.
    »Bist du so weit?«, riss Ewans Stimme sie sanft aus ihren Gedanken. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie versonnen vor den Gebeinen kniete. Das fahle Mondlicht hatte sich seinen Weg zwischen den kahlen Baumkronen hindurchgebahnt und erhellte die Szene.
    Joan nickte wortlos, worauf Ewan die Enden des Tuches vorsichtig übereinander schlug und locker verknotete. Noch einmal nickte Joan zum Zeichen, dass sie zum Aufbruch bereit war. Sie erhob sich und schritt gemächlich zu Màiri, die etwas abseits wartete. Auch ihr Gesicht war angespannt, als habe sie Angst, dass Joan ihren Entschluss rückgängig machen könnte und zurück in ihre Zeit ging.
    »Es ist schon nach Mitternacht«, raunte Ewan ihr zu, nachdem sie wieder bei den Pferden angelangt waren und aufgesessen hatten. »Bis zu St. Cait müssen wir ungefähr zwei Stunden reiten, wir sollten uns so schnell wie möglich auf den Weg machen.«
    Stumm setzte sich die kleine Gruppe in Gang. Joan hatte bereits erfahren, dass St. Cait eine kleine Kapelle im Grenzgebiet war. Dort wurden alle Clanangehörigen beerdigt, außer den Familienmitgliedern der MacLaughlins, die ihre eigene Kapelle mit Friedhof gleich hinter der Burg hatten.
    Es war eine kalte Nacht, der Atem der Pferde stieg in Form kleiner weißer Wolken empor, und Joan drängte sich näher an Ewan. Als sie bei einer Wendung des Kopfes einen Blick von ihm auffing, erkannte sie Unsicherheit in seinen Augen. Noch könnte sich Joan anders entscheiden und darum bitten, die sterblichen Überreste ihrer Urahnin wieder zurückzubringen zur Grube; sie könnte von dort wieder ins einundzwanzigste Jahrhundert reisen wollen, las sie in seinen Augen.Sie lächelte ihm nur aufmunternd zu, bevor sie sich die Kapuze ihres Umhanges tiefer ins Gesicht zog.
    Es gab einen gut passierbaren Weg nach St. Cait, doch Ewan befand es als sicherer, auf Umwegen zum Friedhof zu reiten. Der Pfad, den sie benutzten, war steinig und hügelig, und die Pferde kamen nur langsam voran. Als Màiris Pferd im Geröll ausrutschte, schrien beide Frauen gleichzeitig erschrocken auf. Nur Ewan blieb ruhig und mahnte zur Ruhe.
    Plötzlich hielt er an und wies auf einen dunklen Punkt am Fuße eines Hügels. »Dort ist es, gleich dahinter beginnt das Gebiet der MacGannors.«
    Joans Herz begann schneller zu schlagen, nur noch kurze Zeit, dann würde Ceanas Seele ihren Frieden gefunden haben.
    Sie lehnte den Rücken an Ewan, der sie in sein Plaid gehüllt hatte, als er merkte, wie sehr sie trotz des wärmenden Umhangs fror.
    Die kleine Kapelle war, wie alle Bauten dieser Region, aus Felssteinen gebaut und klebte am Fuße eines Berges, links und rechts daneben wiesen eine größere Anzahl von Grabsteinen und Kreuzen auf den dazugehörigen Friedhof hin.
    »Bleibt vorerst bei den Pferden«, sagte Ewan, nachdem er abgestiegen war und sich den Spaten von seiner Schwester hatte geben lassen. »Ich hoffe, der Boden ist nicht zu sehr gefroren.«
    Màiri hatte Kerzen mitgenommen, doch es war nicht notwendig, sie zu benutzen. Der Mond stand nun klar am Himmel und gab dem Friedhof etwas Unheimliches, Überirdisches.
    Deutlich war Ewan zu erkennen, der sich mit dem Ausheben eines Loches abmühte. Hin und wieder war sein verhaltenes Schimpfen zu hören und das knirschende Geräusch des in die harte Erde getriebenen Spatens.
    »Wir werden Laub und Zweige darüber legen, dann wird niemand merken, dass es sich um ein frisch ausgehobenes Grab handelt«, bemerkte Màiri, übergab Joan die Zügel ihres Pferdes und machte sich sogleich auf die Suche nach Blättern und Ästen.
    Ein Wispern ließ Joan plötzlich zusammenfahren. Es kam aus keiner bestimmten Richtung, sondern schien ihrer Fantasie zu entspringen – und doch war es klar zu verstehen.
    »Tapadh leat 19 «, flüsterte die Stimme nun klar vernehmlich. Eindeutig war es Ceana Mathesons Stimme. Verstohlen sah sich Joan um. Weder Ewan noch seine Schwester schienen etwas gehört zu haben, denn sie hielten in ihren Tätigkeiten nicht eine Sekunde inne.
    19 Danke
    Normalerweise wäre Joan verwirrt gewesen, aber Ceanas Stimme machte ihr keine Angst mehr.
    Trotzdem blickte sich
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