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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2
Autoren: cross
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dem undurchdringlichen Dunkel der Hütte kam. Halb verrückt vor Angst und berauscht von dem Gift, das noch in meinem Blut floss, stieß ich atemlos hervor: »Was für ein Feigling bist du, dass du dich im Schatten versteckst und andere zu bösen Taten anstachelst?«
    Der Raum selbst schien den Atem anzuhalten.
    Die jungen Männer bewegten sich, als der Besitzer der Stimme vortrat, und ich verfluchte mein impulsives Wesen, das meine Schwierigkeiten erneut nur vergrößert hatte.
    Ich erkannte ihn, den hageren, muskulösen Jüngling, der auf mich zukam. Ich kannte sein Gesicht, obwohl es von Aknenarben entstellt war. Ich erkannte die Art, wie sein braunes Haar die vertrauten, lebendigen, intelligenten Augen über der gebogenen Nase halb verhüllte. Dieses Gesicht, auf dem Bartstoppeln wucherten und das von einer harten Jugend gezeichnet war, hatte einst neben mir an der Brust meiner Mutter getrunken.
    Vor mir stand Yelis Dono.
    Dono, ein Waise aus dem Danku Re, dem Töpferclan, in dem ich geboren worden war. Dono, mein Spielkamerad aus der Kindheit. Dono, der Möchtegern-Liebhaber meiner so schändlich verkauften Schwester.
    »Dono«, sagte ich abfällig.
    Er stand vor mir, schön wie ein verlorener Rubin, den man angeschlagen und schmutzig auf einer einsamen Straße wiedergefunden hatte.
    »Ich kenne dich«, er kniff die Augen zusammen. »Wie heißt dein Clan?«
    Jetzt erst fiel mir auf, dass Dono seinen Sprachfehler überwunden hatte, der in seiner Jugend so auffällig gewesen war. Als Siebenjähriger bereits hatte er seine Männlichkeit erlangt, indem er sich alle ihm verbliebenen Milchzähne herausgerissen hatte. Die daraus folgende Infektion hatte seine gerade erst im Wachsen begriffenen zweiten Zähne verfaulen lassen und ihn fast umgebracht. Seitdem hatte er gelispelt. Ich konnte mir vorstellen, wie er am Anfang seiner Lehrzeit jede Nacht grimmig die Worte geübt, sich gezwungen hatte, klar und deutlich zu sprechen, und schließlich das Lispeln abgelegt hatte, während er sich irgendwo in den dunklen Stallungen verbarg.
    Absurderweise rührte mich die Erkenntnis, dass es ihm gelungen war.
    »Ich bin’s, Zarq. Danku Res Darquels Zarq. Wir sind zusammen aufgewachsen.«
    Die Schüler, die uns umringten, sahen sich verblüfft an.
    Dono starrte mich ungläubig an. »Zarq? Was in Res Namen willst du hier?«
    »Ich bin in die Lehre des Drachenmeisters eingetreten. Wie du.«
    »Du bist eine Frau.«
    »Ich wurde geläutert.«
    Er runzelte die Stirn. »Das kannst du nicht tun.«
    »Ich habe bereits in einem Konvent den Bullen gedient …«
    »Eine heilige Frau, die einem ausgemusterten Bullen dient, ist etwas vollkommen anderes als ein jungfräuliches Mädchen, das einem fruchtbaren Bullen dient. Das weißt du.«
    »Ich erkenne da keinen Unterschied.«
    »Du kannst Re nicht dienen.« Er ballte die Hände zu Fäusten; so fest, dass die Adern auf seinen Unterarmen hervortraten. »Wenn du den Tempel gegen den Drachenmeister aufbringst, werden sie ihm den Titel aberkennen. Aber dann verlieren auch alle Schüler, die unter ihm dienen, ihren Status. Ich werde hier herausgeworfen. Wir alle werden herausgeworfen.«
    Die anderen Schüler murmelten untereinander, einige fluchten und zupften sich an den Ohrläppchen, um Unbill und Böses abzuwenden. Einer spie in meine Richtung.
    Seine Spucke landete vor meinen Füßen. »Hör zu, Dono. Es gibt eine Schriftrolle, in der steht, dass jemand wie ich dienen …«
    »Verschwinde hier, Zarq.« Donos Wut wurde von dem Unbehagen, das er unter seinen Gefährten erzeugt hatte, noch gesteigert. »Verschwinde, sofort!«
    »Der Drachenmeister hat mich als Novizen auserwählt.«
    »Du hast meine Pläne schon einmal durchkreuzt, Zarq. Ich lasse mich eher in den Arsch ficken, als dass ich das noch einmal dulde. Und jetzt verschwinde!«
    »Ich hätte deine Pläne vereitelt? Was redest du da?«, schrie ich. »Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit wir neun Jahre alt waren. Ich habe dir nichts getan!«
    »Raus!«, brüllte er.
    Ich betrachtete erneut die Gesichter derer, die mich umringten. Einige der Jünglinge schienen kurz davor, mir Gewalt anzutun; andere waren rot angelaufen vor Unbehagen. Ich verkniff mir eine Erwiderung, die ohnehin sinnlos gewesen wäre, schob mich durch die Meute und stolperte aus der Hütte.
     
    Trotz meiner eiternden Wunden und einem Fieber, das durch die nachlassende Wirkung des Giftes stärker wurde, kehrte ich nicht in die leere Stallbox zurück, die mir zugewiesen
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