Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
Schwärze hörte ich ein Brüllen. Das blutrünstige Gebrüll der Menge. Ah, dachte ich. Ich hatte Geschichten gehört, dass Enthauptete noch mehrere Herzschläge lang Geräusche und Visionen erlebten, nachdem ihnen der Kopf schon heruntergeschlagen war.
    Die beiden Inquisitoren packten meinen Leichnam und zerrten mich durch die von Krallen aufgewühlte Arena zum Gang, während mein Kopf von dem halb durchtrennten Hals auf meine Brust herunterhing.
    Ich erinnerte mich verschwommen daran, wie Prinrut aus der Gewölbekammer der Viagand und aus meinem Leben gezerrt worden war, erinnerte mich daran, wie ihre nackten Füße über den Boden geschleift waren, so wie jetzt meine.
    Wieder wurde alles schwarz.
    Dann wurde es hell.
    Es war das Licht von Feuer, von einer blakenden Fackel. Ich sah mich erschöpft um, verwirrt, schmerzerfüllt, würgend.
    Ich befand mich in dem muffigen, dämmrigen Gang der Arena. Das gedämpfte Brüllen der Zuschauer schwoll an, ebbte ab, und Onahmes trompeteten.
    Zwei Inquisitoren lagen auf dem Boden des Gangs; die Kragen ihrer weißen Gewänder färbten sich rot. Neben ihnen lagen zwei Wachen der Arena, mit trüben Augen, während das Blut aus ihren Halsschlagadern strömte. Ich erkannte die verschlungenen Gesichtsnarben und die Zahnlücke eines der Wächter.
    Ich hob matt den Kopf.
    Vor mir hing der Drachenmeister schlaff in den Armen zweier Inquisitoren. Die Schwellung vom Gift der Drachenzunge auf seiner Brust war so dick und lang wie mein Arm. Er murmelte, während der Speichel ihm in Fäden über die schlaffen Lippen troff und sein Kopf willenlos hin und her pendelte. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    »Sie wollen Nashe«, schrie er, dann sank sein Kopf wieder auf seine Brust, und er wurde von Krämpfen geschüttelt.
    »Wir müssen es ihm abwischen!«, blaffte einer der Inquisitoren. Er riss am Saum einen Fetzen von seinem Gewand ab, wickelte ihn sich rasch um die Hand und wischte das zähe Gift von der zuckenden Brust des Drachenmeisters.
    »Das genügt. Er hat schon Schlimmeres überstanden. Nehmt das Mädchen und lasst uns verschwinden, rasch! Wir haben nicht viel Zeit.«
    Ich starrte den Inquisitor an, als er den von Gift verklebten Fetzen Stoff von seiner breiten Hand schüttelte. Sie war nicht kalkweiß, diese Hand.
    Und ich war nicht tot, mein Hals kein blutender Stumpf.
    Der Inquisitor beugte sich über mich. Ich schrie auf, als er und sein identischer Gefährte mich aufrichteten.
    »Schon wieder bei Bewusstsein? Nach dem Schlag, den ich dir versetzt habe? Großer Drache, Babu, du hast Muskeln aus Stahl!«
    »Drachenjünger Gen!«, keuchte ich.
    »Sprich den Namen nicht laut aus, Mädchen. Nicht, ehe wir hier verschwunden sind.«
    »Ihr habt mich geholt.«
    »Natürlich hab ich das. Tut mir leid, das mit dem Axthieb. Aber es musste echt wirken, heho!« Er berührte sanft meinen Nacken. »Ich glaube nicht, dass ich dich zu hart getroffen habe. Aber du wirst ein paar Tage heftige Kopfschmerzen haben, darauf wette ich.«
    Wette.
    Ich erinnerte mich an alles.
    »Xxamer-Zu?«, keuchte ich.
    »Gehört dir, Mädchen, gehört dir. Malaban Bri hat sich durchgerungen, so wie am Ende auch Ghepp. Ich kann mir vorstellen, dass Ghepp sich in diesem Moment das Land von Roshu Xxamer-Zu überschreiben lässt.«
    Ich schloss die Augen. Schluckte. Verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Der Schmerz in meinem Brustkorb war so scharf, als würden gezackte Messer meine Rippen durchtrennen, und das Übelkeit erregend Pochen, wo mich Gen mit dem stumpfen Ende seiner Axt getroffen hatte, war schrecklich.
    Aber ich hatte es geschafft. Ohne die Macht des Geistes hatte ich die Arena überlebt. Und ich hatte mir eine Brutstätte gesichert.
    »Gebt mir ein bisschen Gift von diesem Stofffetzen«, bat ich Gen.
    Der Drachenjünger zögerte, knurrte schließlich: »Aber nur ein bisschen, gegen den Schmerz. Nur ein kleines Bisschen.«
    Das Brennen in meinem Mund kam von dem Feuer des Himmlischen Reiches. Es durchströmte mich, erfüllte mich mit der Kraft des Drachen, mit einer außerweltlichen Hoffnung.
    Ich erinnerte mich an den Geist meiner Mutter, erinnerte mich daran, dass ich Waivia in Kratts Loge in der Arena gesehen hatte.
    Wie hatte der Geist meiner Mutter meine Schwester gefunden? Warum, vor allem, war ihm das nicht schon Jahre früher gelungen?
    Ich wusste es nicht.
    Ebenso wenig wusste ich, was diese bizarre Wiedervereinigung von Mutter und Tochter für die Zukunft bedeutete. Dass meine Schwester die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher