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Im Bann des Falken

Im Bann des Falken

Titel: Im Bann des Falken
Autoren: Emma Darcy
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Morphium injizierte. Sie wartete zehn Minuten, bis es zu wirken begann, dann gab sie Zakr sicherheitshalber noch eine Pethedin-Spritze.
    Schließlich öffnete Bethany die Packung mit den Operationshandschuhen und streifte sie über. Die Instrumente, die Bethany benützen würde, waren in sterilisierte Plastikhüllen verpackt. Falls sie diese nochmals verwenden mußte, konnte sie sie in kochendem Wasser keimfrei machen.
    Sie atmete mehrmals tief durch und betete, daß alles gutgehen möge, dann begann sie, die Wunde zu untersuchen.
    Metallsplitter waren vom Brustbein in alle Richtungen abgeprallt. Bethany benutzte Salzlösung, um die Wunde zu spülen, während sie vorsichtig alle Fremdkörper entfernte, die sie finden konnte, darunter auch Sand und Schmutzteilchen.
    Jetzt hätte sie dringend ein Röntgengerät gebraucht! Angst kroch in Bethany hoch, und sie vergewisserte sich immer wieder, daß sie alles aus der Wunde herausholte, was zu einer Entzündung hätte führen können, bis sie nichts mehr entdecken konnte.
    Bethanys Hände begannen erneut zu zittern, als sie die Instrumente ins Wasser zurücklegte. “Ich habe alles getan, was ich konnte, Zakr”, sagte sie mehr zu sich selbst.
    Mehrmals bewegte sie die verkrampften Finger, ehe sie das zerfetzte Gewebe zu nähen begann, dabei bediente sie sich der chirurgischen Knotentechnik, die Dr. Hong seine Assistenten gelehrt hatte. Es war eine lange, zermürbende Arbeit, die Wundränder zusammenzuziehen.
    Endlich erschien auch Abdul mit dem Plasma. Bethany blieb nichts anderes übrig, als eine Art Nottropf anzulegen. Plötzlich begann Zakr, sich zu rühren. Morphium konnte eine Narkose, in der die Köpermuskeln sich völlig entspannten, nun mal nicht ersetzen.
    Bethany wies seine Leute an, ihn festzuhalten. Nachdem sie Sulphonamidpuder über die Wunde gestäubt hatte, gab sie Zakr noch eine Keflinspritze, um zu verhindern, daß das Gewebe sich entzündete, dann vernähte sie das letzte Stück. Mehr konnte sie nicht tun.
    Leicht benommen, fast ungläubig blickte sie auf ihr Werk.
    Woher hatte sie nur den Mut genommen, all das zu bewerkstelligen? Und es sah eigentlich gar nicht so schlecht aus.
    Plötzlich spürte sie eine seltsame Schwäche in den Beinen, und die Tränen, gegen die sie so lange angekämpft hatte, nahmen ihr die Sicht. Am ganzen Körper zitternd taumelte sie zu einem Stuhl und ließ sich darauf sinken.
    “Mylady, können wir noch irgend etwas tun?”
    Die dunkle, rauhe Stimme gehörte Abdul. Bethany blinzelte ein paarmal und versuchte, sich zu konzentrieren. Erschöpft ließ sie den Blick durch den Raum schweifen und bemerkte, daß alle sie ehrfürchtig beobachteten. Ein seltsames Prickeln überlief sie, weil ihr einfiel, daß Zakr ihr alle Macht und
    Entscheidungsgewalt übertragen hatte. Ihr Wort war Gesetz.
    Und alle warteten auf Befehle von ihr.
    Zakr brauchte unbedingt ärztliche Hilfe, und Bethany war sicher, daß er nachträglich einverstanden sein würde, wenn sie einen Arzt hinzuzog. Und für Zakr kam nur das Beste in Frage.
    Mit energischer Stimme erteilte sie Anweisung, mit dem St.
    Vincent’s Hospital in Sydney Kontakt aufzunehmen. Dr. Hong und sein Team sollten so schnell wie möglich nach Rhafhar kommen. Kostenerwägungen durften keine Rolle spielen. Sie brauchte Dr. Hong hier, und Prinz Zakr würde für alles aufkommen.
    Als nächstes ließ Bethany sich als Tragenersatz eine Tür bringen, auf der Zakr in ihr Zimmer getragen werden konnte.
    Bethany selbst überwachte den Transport, entledigte Zakr behutsam seiner Kleidung, dann setzte sie sich an sein Bett und betete, daß er wieder gesund werden möge.
    Zakr wurde unruhig und bekam Fieber. Unendlich geduldig wusch Bethany ihm immer wieder das Gesicht, die Arme und Hände, den ganzen Körper, dabei flüsterte sie zärtliche, beruhigende Worte. Ihr ganzes Denken und all ihre Wünsche kreisten nur um eins: Zakr mußte leben!
    Sie hörte die Geräusche hinter sich nicht, doch ein sechster Sinn sagte ihr, daß jemand den Raum betreten habe. Hastig drehte sie sich um, bereit, jeden anzufahren, der sie von ihrem Patienten ablenken wollte.
    Fassungslos blickte sie auf den Mann, dessen müde blaue Augen feucht glitzerten. Seine große Gestalt schien nur noch aus Knochen zu bestehen, sein Gesicht war eingefallen, der Körper ausgemergelt, und das einstmals rote Haar völlig ergraut.
    “Daddy!”
    In Bethanys Stimme schwang Entsetzen, Erleichterung und die unendliche Liebe mit, die sie für ihren
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