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Im Bann des Falken

Im Bann des Falken

Titel: Im Bann des Falken
Autoren: Emma Darcy
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Jahren zu Ende gegangen, als Großbritannien dem Piratenunwesen mit Kanonenschiffen ein Ende setzte. Die zweite hatte erst vor zwanzig Jahren begonnen, als dort unermeßliche Ölvorkommen entdeckt wurden, die die sieben, eben noch zu den ärmsten Ländern der Welt zählenden Küstenemirate über Nacht unter die reichsten katapultierten.
    Erleichtert atmete Bethany auf, als der Airbus sicher auf dem Rollfeld gelandet war. Nach dem langen Sitzen sehnte sie sich nach Bewegung. Die Fluggäste der Touristenklasse durften jedoch noch nicht aussteigen, weil eine seltsame Prozession die Ersteklassekabine der Maschine verließ.
    Mehrere Araber trugen eine bahrenähnliche Vorrichtung, die sie mit fast ehrfürchtiger Sorgfalt behandelten. Darauf befand sich ein etwa ein Quadratmeter großes kastenähnliches Gebilde, das mit einem gold-und silberbestickten schwarzen Samttuch bedeckt war. Bethany überlegte, ob es sich um eine wichtige religiöse Reliquie handelte, vielleicht so etwas wie einen Tabernakel.
    Unter den arabischen Fluggästen brach aufgeregtes Geraune aus, doch Bethany war zu sehr mit ihrem eigenen Vorhaben beschäftigt, um genauer hinzuhören, um was es ging. Sobald sie aussteigen durften, eilte sie voraus, um nicht zuviel Zeit an der Abfertigung zu verlieren.
    Zum Glück kam sie rasch durch, doch in der Flughafenhalle wurde sie von einer dichtgedrängten Arabermenge aufgehalten.
    Bethany versuchte, sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen, wobei ihr ihre schwere Reisetasche half. Durch plötzlich einsetzendes Geschiebe befand sie sich unvermittelt am Rande eines von den Menschen eiligst gebildeten Spaliers, in dessen Mitte die Trage mit dem samtbedeckten Kasten abgestellt worden war.
    Die Träger hatten die Leute offenbar aufgefordert, Platz zu machen. Aufgeregtes Gemurmel ging durch die Menge, und alle verrenkten sich die Köpfe, um den Ausgang der Halle sehen zu können. Etwas oder jemand Wichtiges wurde anscheinend erwartet, und da Bethany in diesem kritischen Moment keinen falschen Schritt tun wollte, blieb sie geduldig stehen und harrte mit erwachender Neugier der Dinge, die da kommen sollten.
    Ehrfürchtiges Schweigen breitete sich aus, als ein Mann das Spalier durchschritt. Für einen Araber war er ungewöhnlich groß und überragte seine Begleiter um einen ganzen Kopf. Der Fremde trug eine weiße bodenlange “abba”, darüber einen schwarzen Überwurf. Die Schlichtheit der Kleidung unterstrich das Gebieterische, das von dem Mann ausging. Seine Haut war heller als die der anderen, und in seinen Zügen lag fast so etwas wie ein Anflug von Grausamkeit. Er hatte ein markantes Gesicht: ausgeprägte Wangenknochen und ein kantiges Kinn.
    Die aristokratisch gebogene Nase bezeugte seine vornehme Herkunft, der schmallippige Mund Härte und Entschlossenheit.
    Das Beunruhigendste an dem Fremden waren jedoch die tiefliegenden dunklen Augen, deren durchdringender Blick etwas Hypnotisierendes an sich hatte.
    Ein Schauer überlief Bethany. Das war das Gesicht eines Fanatikers, eines Märtyrers oder Heiligen. Instinktiv spürte sie, daß dieser Mann die Macht besaß, Menschen zu beeinflussen.
    Eine geborene Führernatur. Er brauchte keine äußeren Symbole, um sich anderen gegenüber zu behaupten.
    Bethany konnte ihn nur gebannt ansehen, während er auf sie und den samtbedeckten Kasten zukam. Einen flüchtigen Moment erfaßte der durchdringende Blick des Mannes sie, damit war sie für ihn abgetan.
    Bethany wurde bewußt, daß sie unwillkürlich die Luft angehalten hatte. Erleichtert atmete sie aus. Für den Fremden war sie nichts weiter als eine von den Schaulustigen, obwohl sie unter all den Arabern auffallen mußte.
    Er war stehengeblieben und betrachtete den samtbedeckten Kasten mit funkelnden Augen. Dann schnippte er mit den Fingern, und ein Träger trat vor und entfernte den Stoff.
    Die Menge seufzte ehrfürchtig, und Bethany staunte.
    Der Kasten entpuppte sich als Käfig, in dem sich ein großer Vogel befand … größer, als Bethany jemals einen gesehen hatte.
    Er war über einen halben Meter lang und mußte siebzehn bis achtzehn Kilo schwer sein. Sein Gefieder war schneeweiß, bis auf die schwarzen Flügelspitzen. Der gekrümmte Schnabel und die mächtigen Fänge wiesen ihn als Raubvogel aus.
    Bethany wandte den Blick ab, um sich den Mann genauer anzusehen, den mehr als nur äußere Merkmale mit dem Tier zu verbinden schienen. Schockiert wurde ihr bewußt, daß die Aufmerksamkeit des Arabers nicht mehr dem
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