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Im Bann des Falken

Im Bann des Falken

Titel: Im Bann des Falken
Autoren: Emma Darcy
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Limousine sich der Oase Al-‘Ayn näherte. Die Stadt gehörte zu den sieben Ansiedlungen in dem Gebiet, und auch hier war Bethany beeindruckt von der modernen Stahlbauweise. Häuser aus traditionellen Lehmziegeln gab es in der Gegend überhaupt nicht mehr.
    “Wird der Beton hier hergestellt?” fragte Bethany überrascht.
    “Nein. Er wird aus Rhafhar herangeschafft”, erklärte der Fahrer.
    “Das muß doch aber ziemlich teuer sein”, überlegte Bethany.
    “Nicht teurer als das, was vorher verwendet wurde”, erwiderte der Mann grimmig. “Lehm ist zu kostbar, um für den Bau von Häusern verschwendet zu werden. Er wird dringend für den Anbau von Obst und Gemüse gebraucht.”
    Die Bemerkung erinnerte Bethany daran, daß man in einem Wüstenland mit Geld allein nicht überleben konnte.
    “Möchten Sie zum europäischen Viertel, oder wollen Sie nach der langen Reise erst ma l schlafen?” fragte der Fahrer.
    “Oder soll ich Sie zu den Grabhügeln fahren, wo die Amerikaner Ausgrabungen vornehmen?”
    Die Frage verriet Bethany, daß der Scheich ihre Bewegungsfreiheit auf diese drei Bereiche beschränkt haben mußte, aber sie beherrschte sich. Sie würde nichts erreichen, wenn der Fahrer merkte, daß sie nicht daran dachte, sich den Anordnungen seines Gebieters zu beugen.
    “Fahren Sie mich bitte zum Ausgrabungsort”, entschied Bethany. Obwohl sie todmüde war, konnte sie es sich nicht leisten, kostbare Zeit mit Schlafen zu vergeuden.
    Der Fahrer durchquerte die Ansiedlung über die breite Hauptstraße, um dann erneut in die Wüste hinauszubrausen.
    Nach einigen Kilometern bogen sie in einen Weg ein, der auf eine Hochebene führte.
    Staunend blickte Bethany sich um. Hier gab es Tausende von Gräbern, sorgfältig angelegte runde Erhebungen, die wie Kieshügel aussahen. Die meisten waren zwei bis drei Meter hoch, und manche lagen so dicht beieinander, daß sie aneinanderstießen. Eine so merkwürdige Landschaft hatte Bethany noch nie gesehen.
    “Unglaublich!” sagte sie mehr zu sich selbst.
    Der Fahrer lächelte nachsichtig. “Im Zeitalter der Unwissenheit wurden hier viele begraben.”
    Vorsichtig lenkte er den Wagen über einen holprigen Pfad zwischen Felsen und Steinmauern hindurch, bis sie zu einem Hügel kamen, bei dem Männer mit Ausgrabungsarbeiten beschäftigt waren. Als der Fahrer hielt, bedankte Bethany sich und stieg aus.
    Bereits die schwarze Limousine hatte neugierige Blicke auf sich gezogen. Bei Bethanys Erscheinen kam Leben in die Leute.
    Von allen Seiten eilten Männer herbei, die ihr behilflich sein wollten. Weiße Frauen schienen in diesem Teil der Welt eine Seltenheit zu sein.
    “Ich würde gern mit Mr. P.J. Weatherly sprechen”, erklärte,sie einem sonnengebräunten jungen Mann Anfang zwanzig.
    “Klar.” Der amerikanische Akzent war nicht zu überhören.
    “Ich bringe Sie zu ihm. Es sind nur ein paar Schritte.”
    Der junge Mann ging voran und deutete auf ein Zelt, das die Hügel neben dem Pfad verdeckt hatten. Daneben standen mehrere Jeeps. Noch während Bethany mit dem hilfsbereiten Mitarbeiter sprach, trat ein weißhaariger Mann aus dem Zelt und blickte stirnrunzelnd zu ihr herüber.
    “Ah, da ist er ja schon!” Der junge Mann lächelte Bethany zu.
    “Wir bekommen nicht oft Besuch in Limousinen. Sicher ist jemand ins Zelt gegangen und hat P.J. Bescheid gesagt.”
    P.J. Weatherly war ein großer Mann mit leichtem Bauchansatz und Bart. Er schien über Bethanys Auftauchen nicht gerade begeistert zu sein. Vermutlich mochte er nicht bei der Arbeit gestört werden. Während der Wissenschaftler auf Bethany zukam, überlegte sie, wie sie ihn für ihr Vorhaben gewinnen konnte. Hoffentlich hatte er etwas für Whisky übrig!
    “P.J. Weatherly, Ma’am”, stellte er sich vor. Mit einem kurzen Blick entließ er den jungen Mann neben Bethany und reichte ihr die Hand. “Was kann ich für Sie tun?”
    “Bethany McGregor”, erwiderte sie ebenso kurz angebunden.
    “Ich habe gehört, daß Sie mit meinem Vater Douglas McGregor in Verbindung standen, ehe er verschwand.”
    Einen Moment sah P.J. Weatherly sie ernst an, dann wurde seine Miene besorgt, und er drückte Bethany mitfühlend die Hand. “Meine Liebe … Sie sind den ganzen Weg von Australien gekommen?”
    “Ich muß meinen Vater finden”, erklärte sie bestimmt. “Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir alles berichten würden, was Sie über seinen letzten Aufenthaltsort wissen.”
    P.J. Weatherly biß sich auf die Lippe,
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