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Im Bann des Falken

Im Bann des Falken

Titel: Im Bann des Falken
Autoren: Emma Darcy
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war. Der Gebetsruf steigerte sich zu lautem Klagen. Mit einem kurzen Blick in beide Straßenrichtungen vergewisserte Bethany sich, daß niemand zu sehen war. Dann bugsierte sie das Gepäck auf den Jeep, der hinter der Limousine geparkt stand, und prüfte, ob die Reservekanister mit Benzin und Wasser gefüllt waren. Alles in Ordnung!
    Rasch kletterte Bethany auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloß. Bitte, laß den Motor gleich anspringen, betete sie im stillen, drehte den Schlüssel und ließ behutsam die Kupplung kommen.
    Zu Bethanys Erleichterung lief alles bestens. Der Benzinanzeiger zeigte auf voll, und sie lenkte den Wagen vorsichtig aus dem Wohnviertel. Niemand rannte ihr nach. Die Flucht war geglückt!
    In zügigem Tempo fuhr Bethany über die Straße, die sie sich aus P.J.s Karten eingeprägt hatte. Niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    Wer nicht genauer hinsah, hä tte sie in der Militärjacke, der Khakihose und der Armeemütze, unter der Bethany ihr Haar versteckt hatte, für einen Mann halten können.
    Jetzt konnte sie nur hoffen, daß P.J. den Jeep an diesem Tag nicht allzu dringend brauchte. Sicher würde ihn jemand zum Ausgrabungsort mitnehmen, oder er konnte den Araber bitten, ihn mit der .schwarzen Limousine hinzufahren. Bei dem Gedanken mußte Bethany lächeln. P.J. würde schon zurechtkommen, nachdem er seinen Kater überwunden hatte.
    Sobald Bethany den Ort hinter sich gelassen hatte, stellte sie den Wagen auf Allradantrieb um, las den Kompaß ab und fuhr in die Wüste hinaus. Am Horizont waren die Jebel-Hafit-Berge in Dunstschleier gehüllt sichtbar. Jetzt brauchte Bethany nur darauf zuzuhalten und am Fuß der Berge entlangzufahren. Da sie sichergehen mußte, den Weg auch wieder zurückzufinden, achtete sie genau auf den Kompaß und den Kilometeranzeiger.
    Die Fahrt in der kühlen Morgenluft belebte und beschwingte Bethany, und sie wurde zuversichtlicher. Falls sie in den Höhlen auch nur das geringste Anzeichen dafür fand, daß ihr Vater möglicherweise noch am Leben war, würde sie die Behörden unter Druck setzen, erneut nach ihm zu suchen.
    Nach etwa einer Stunde erreichte Bethany die Jebel-Hafit-Berge. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie hoch sie waren. Sie schienen bis in die Wolken zu reichen.
    Sie hielt an und errichtete aus Steinen einen kleinen Haufen, der ihr bei der Rückkehr als Orientierungshilfe dienen sollte.
    Sorgsam ging sie die Lage der Höhlen nochmals auf der Karte durch und las den Kompaß ab. Nachdem Bethany überzeugt war, den Weg ohne Schwierigkeiten zurückzufinden, schlug sie den kürzesten Weg in Richtung auf ihr Ziel ein.
    Aus der Ferne wirkte ein Teil der Wüste wie
    Savannengrasland, doch bald merkte Bethany, daß es eine Sinnestäuschung war. Beim Näherkommen entdeckte sie nur hier und da ein Grasbüschel. Vorsichtig umfuhr Bethany einen flachen Bereich, der eine “sabakha” sein konnte. Ihr Vater hatte ihr geschrieben, daß diese Salzflächen ziemlich fest, aber auch gefährlich morastig sein konnten. Unnötige Risiken wollte Bethany nicht eingehen.
    Die Berge waren jetzt ganz nah, und sie war mit sich zufrieden, als sie über eine Düne fuhr… und plötzlich eine Truppe arabischer Soldaten vor sich hatte. Impulsiv bremste Bethany, und der Jeep kam zum Stehen. Zu spät erkannte sie, daß sie besser weitergefahren wäre. Ein Jeep konnte jedes Pferd hinter sich zurücklassen.
    Entsetzt verfolgte Bethany, wie die Reiter den Jeep einkreisten. Und sie trugen Gewehre! Es folgte ein rascher Wortwechsel. Bethany war zu durcheinander, um ihre Lage einzuschätzen. Einer der Männer stieg vom Pferd und bedeutete Bethany, auf den Beifahrersitz zu rücken.
    Sie rührte sich jedoch nicht von der Stelle und bemühte sich, Haltung zu bewahren. “Mein Name ist Bethany Lyon McGregor…”
    Der Araber hob sie einfach hoch und setzte sie unter dem Gelächter seiner Begleiter auf den Beifahrersitz.
    “Das wird der Scheich von Bayrar erfahren!” drohte Bethany verzweifelt auf arabisch. Mit dem einzigen ihr bekannten Namen hoffte sie, die Männer zu beeindrucken.
    Der Araber, der ihren Platz am Steuer übernommen hatte, grinste. “Ja, das wird er. Und zwar sehr bald”, erklärte er, was erneutes Gelächter hervorrief.
    Dröhnend ließ er den Motor an, und der Jeep brauste los, flankiert von der galoppierenden Reiterschar. Bethany blieb nichts anderes übrig, als dazusitzen und nicht an die fürchterlichen Dinge zu denken, die die Männer mit ihr vorhaben
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