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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
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welche Ängste er ausstand, ob sie wohl auch tatsächlich kam. Aber sie war schon vor ihm im Restaurant und sah noch schöner aus als am Strand. Sie trug ein kurzes lachsfarbenes Kleid, welches wunderbar zu ihrem goldenen Teint und den nussbraunen Haaren passte. Als er auf den Tisch zukam, blitzten ihre leicht schräg stehenden grünen Augen im Kerzenlicht. Wenn er es heute nicht wüsste, damals hatte er sie für eine echte Südländerin gehalten. Er hoffte inständig, dass auch er ihr gefallen möge. Er war zwar mit einem Meter achtzig nicht klein, doch sie war locker einen Meter siebzig und gertenschlank. Er hingegen war kein bisschen trainiert, hatte aber das Glück guter Gene und so einen recht ordentlichen Körperbau. Sein schwarzes Haar war immer etwas zerzaust und die blauen Augen schauten manchmal sehr ernst ins Leben. Er hätte sich jedoch keine Sorgen machen müssen. Es wurde ein wundervoller und auch lustiger Abend und es war unausgesprochen für beide klar, sie würden sich wiedersehen. Von diesem Tag an bereits waren sie unzertrennlich. José erinnerte sich gerade an die schönsten vier Jahre seines Lebens und zitterte um seine große Liebe.

Kapitel 7
    Jessica
    Ich hörte tausend Stimmen, ein ächzen und stöhnen überall. Ich hatte das Gefühl in der Hölle zu sein, denn es wurde immer heißer um mich herum. Im ganzen Zimmer sah ich fürchterliche Fratzen umherirren. Rund und Rund, immer um das Bett. Ich schrie wie von Sinnen, sie sollten mich in Ruhe lassen. Wie wild schlug ich um mich. Vor lauter Angst rollte ich mich zusammen und weinte am ganzen Körper zitternd. Dann, ganz plötzlich war alles vorbei es war stockdunkel und ruhig im Zimmer.
    Erst jetzt merkte ich, dass ich die Augen geschlossen hatte, ein Albtraum ganz klar, sagte ich mir. Noch dazu in einer fremden nicht sehr anheimelnden Umgebung. Ich versuchte wieder einzuschlafen, aber es ging nicht. Tausend Geräusche erfüllten die Nacht und ich war mir nicht ganz sicher, ob sie nun von innerhalb oder außerhalb des Hauses kamen, oder sogar beides.
    Wieder war der Drang davonzulaufen fast übermächtig. Doch, was war, wenn dort draußen in der Finsternis tatsächlich etwas vor sich ging? Dann wäre ich hilflos ausgeliefert. Irgendwann muss ich wohl über diesen Gedanken doch wieder eingeschlafen sein, denn ich wurde durch ein sehr lautes Klopfen an der Tür geweckt. Sicher bekam ich jetzt noch ein Frühstück und dann wurde ich in die Stadt gebracht. „Also Bewegung Jessica, wir wollen doch nach Hause“, brummelte ich mit mir selbst.
    Nach einer halben Stunde ertönte ein weiteres Klopfen an der Tür, das Zeichen zum Frühstück? Ich riss schon fast die Tür auf und erschrak sogleich, denn vor mir stand dieser Adlermensch von gestern. Aus einem Impuls heraus hätte ich fast die Tür wieder zugeschlagen, doch ich stand nur wie gefesselt vor ihm.
    „Guten Morgen Schönheit!“ Es rann mir bei diesen Worten schon wieder ein Schauer über den Rücken. „G-Guten Morgen“, antwortete ich heißer. Ganz galant reichte er mir den Arm und geleitete mich wortlos hinunter. Mir kam es vor, als ginge ich zu meiner Henkersmahlzeit. Wir gingen in das große Esszimmer, doch es war leer. Niemand saß beim Frühstück so, wie ich es erwartet hatte. Er führte mich etwas weiter hinten im Raum durch eine Öffnung in eine kleine Kammer. Es war sehr dunkel, ich konnte kaum etwas erkennen. Ich spürte, dass es eigentlich besser gewesen wäre, mich auf dem Absatz umzudrehen und zu fliehen, aber etwas zog mich an und wenn es nur die Neugier war. „Wo sind wir?“, fragte ich, obwohl schon klar war, dass ich keine Antwort erwarten konnte. Jetzt entdeckte ich am Ende des kleinen Raumes Victor und Nadine. Beide standen in entgegengesetzten Ecken, aber für meine Sinne waren sie ganz dicht zusammen. Victor drehte sich um und verschwand auf einmal wie von Geisterhand. Nadine kam stillschweigend auf uns zu. Sie verbeugte sich zuerst vor dem Adler, wie ich ihn immer noch für mich nannte, und sagte leise. „Mein Vater“, nahm mich dann an der Hand und küsste sie. Das war eine so schöne Geste, so zärtlich, dass mir die Tränen in den Augen standen und in diesem Moment wollte ich eigentlich nur bei dieser Frau sein. Doch nach einem fragenden Blick auf den „Vater“, zog sie mich mit sich fort. Hinten in der Ecke war ein schwarzer Vorhang angebracht und davor blieben wir stehen. Das Mädchen machte eine segnende Bewegung über meiner Stirn und küsste mich dann
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