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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste
Autoren: Steven Erikson
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Schultern. »›Sayless Lorthal‹«
    »Das ist ein Frauenname. Aber er ist doch keine Frau, oder?«
    »Natürlich nicht!«, schnappte Rudd. Einen Augenblick später stopfte er das Stück Stoff zurück unter das Hemd. »Sterbliche sind merkwürdig«, murmelte er, während er wieder unter dem Hemd herumzutasten begann. Schnell fand er, was er suchte, und brachte ein kleines Fläschchen aus rauchigem Glas zum Vorschein.
    »Nun?«, wollte Irp wissen.
    »Es ist wirklich zerbrochen«, sagte Rudd befriedigt. »Ich kann die Sprünge sehen.« Er beugte sich vor und biss den Lederriemen durch, dann kletterte er mit dem Fläschchen in einer Hand wieder nach unten. Auf dem Erdboden angekommen, hockte er sich hin, hielt das Fläschchen gegen das Licht und blinzelte hindurch.
    Irp grunzte.
    Dann hielt Rudd das Fläschchen gegen ein spitzes Ohr und schüttelte es. »Ah! Er ist wirklich drin!«
    »Gut, dann lass uns gehen – «
    »Noch nicht. Wir müssen den Körper mitnehmen. In dieser Hinsicht sind Sterbliche eigen – er würde keinen anderen wollen. Also los, hol ihn, Irp.«
    »Von dem verdammten Ding ist ja so gut wie nichts mehr übrig!«, begehrte Irp zeternd auf.
    »Stimmt. Aber dann wird er wohl auch nicht viel wiegen, oder?«
    Vor sich hin grummelnd kletterte Irp am Stamm hinauf und begann, die Nägel aus dem Leichnam zu ziehen.
    Rudd lauschte befriedigt seinem Ächzen und Stöhnen, dann erschauerte er. »Beeil dich, verdammt! Es ist unheimlich hier.«
     
    Die Lider des Jhag flatterten. Langsam öffnete er die Augen, und noch langsamer konzentrierte er den Blick auf das breite, nicht menschliche Gesicht, das auf ihn herabschaute. Verdutztes Erkennen folgte. »Mappo Trell. Mein Freund.«
    »Wie fühlst du dich, Icarium?«
    Der Jhag bewegte sich leicht, zuckte zusammen. »Ich … ich bin verletzt.«
    »Ja. Ich fürchte, ich konnte dich nicht so heilen, wie es sich gehört, denn ich habe meine letzten beiden Elixiere weggegeben.«
    Icarium lächelte mühsam. »Ich bin sicher, wie immer, dass die Not groß war.«
    »Ich fürchte, du könntest auch etwas anderes denken. Ich habe zwei Hunden das Leben gerettet.«
    Icariums Lächeln wurde breiter. »Das müssen treffliche Tiere gewesen sein. Ich freue mich schon darauf, die Geschichte zu hören. Hilf mir bitte hoch.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Mappo stützte Icarium, während er sich auf die Beine mühte. Der Jhag taumelte, fand dann jedoch sein Gleichgewicht. Er hob den Kopf und blickte sich um. »Wo … wo sind wir?«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »Ich … ich erinnere mich an nichts. Nein, warte. Wir haben einen Dämon gesichtet – ja, es war ein Aptorian – und uns entschlossen, ihm zu folgen. Ja, daran kann ich mich erinnern. Daran …«
    »Ach, wir sind jetzt weit im Süden, Icarium. Von einem Gewirr ausgespien. Du hast dir den Kopf an einem Felsbrocken angeschlagen und das Bewusstsein verloren. Es war ein Fehler, dem Aptorian zu folgen.«
    »Offensichtlich. Wie … wie lange war ich …?«
    »Einen Tag, Icarium. Nur einen Tag.«
    Der Jhag stand mittlerweile sicherer auf den Beinen, und er erholte sich sichtlich jeden Augenblick mehr. Schließlich trat Mappo einen Schritt zurück, behielt jedoch eine Hand auf Icariums Schulter.
    »Westlich von hier liegt die Jhag-Odhan«, sagte der Trell.
    »Ja, das ist eine gute Richtung. Ich muss zugeben, ich habe das Gefühl, dass ich diesmal meinem Ziel nahe bin, Mappo. Sehr nahe.«
    Der Trell nickte.
    »Es ist Morgen? Du hast unser Lager schon abgebrochen?«
    »Ja. Ich würde allerdings vorschlagen, dass wir heute nur ein kurzes Stück gehen – bis du dich wieder ganz erholt hast.«
    »Ja, das ist eine weise Entscheidung.«
    Es dauerte noch eine Stunde, bis sie losmarschieren konnten, denn Icarium musste noch seinen Bogen einölen und sein Schwert schärfen. Mappo hockte auf einem Felsblock und wartete geduldig, bis der Jhag schließlich aufstand, sich zu ihm umdrehte und nickte.
    Sie setzten sich Richtung Westen in Bewegung.
    Nachdem sie einige Zeit über die Ebene gegangen waren, warf Icarium Mappo einen Blick zu. »Was würde ich nur ohne dich machen, mein Freund?«
    Über das Netzwerk aus feinen Fältchen, das die Augen des Trell umgab, lief ein kurzes Zucken; dann lächelte er wehmütig, während er über eine Antwort nachsann. »Darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken!«
    Die Ebene ging unmerklich in jenes Ödland über, das als Jhag-Odhan bekannt war, und erstreckte sich schließlich ohne Unterbrechungen
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