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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume
Autoren: Andre Norton
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Lantee zu. Tsstu fauchte; ihre Ohren lagen flach am Kopf, sie machte einen drohenden Buckel und stellte sich schützend vor Charis. Taggi knurrte böse, und in seinen Augen funkelte mühsam gebändigte Angriffslust.
    Der Eingeborenensprecher sah die beiden Tiere an. Charis spürte seine Unsicherheit. Shann konnte den Wyvernmann verstehen; er haßte Charis, weil er sie in die Klasse seiner eigenen Weiber einreihte, die immer im Besitz jener Kraft gewesen waren und sie ausgeübt hatten. Aber dieser Kontakt mit den Tieren war ungewohnt und furchterregend.
    »Töte die Hexe und ihre Tiere«, forderte er. »Sei frei, wie wir jetzt frei sind.«
    »Bist du wirklich frei?« Von irgendwoher flogen Charis die Worte zu, die sie unhörbar formulierte. »Seid ihr irgendwo frei, wenn ihr diesen Raum und diese Maschine der Außenwelt verlassen habt? Seid ihr wirklich frei?«
    Glühender Haß schoß ihr aus den gelben Augen entgegen, und ein Knurren hob die Schuppenhaut über die häßlichen Fangzähne.
    »Seid ihr dann frei?« fiel Shann ein, und willig überließ ihm Charis die Führerschaft. Für diese Reptilköpfe war sie das Symbol ihres Hasses. Lantee war ein Mann und daher nicht unbedingt Feind.
    »Noch nicht«, gab er widerstrebend zu. »Aber wenn diese Hexe stirbt, sind wir’s.«
    »Es ist aber vielleicht gar nicht nötig, daß sie getötet wird.«
    »Woran denkst du?« fragte Charis laut.
    Lantee sah sie nicht an. Nachdrücklich musterte er den Sprecher der Wyvernmänner, als könne er ihn allein durch seinen Willen in Schach halten.
    »Eine Idee«, antwortete er laut, »nur eine Idee, die vielleicht das ganze Problem lösen könnte. Sonst wird hier ein entsetzliches Blutbad stattfinden. Jetzt wissen sie, was diese Maschine für sie tun kann. Glaubst du, daß diese Geschöpfe jemals etwas anderes sein können als potentielle Mörder an ihrer eigenen Art? Wir können diese Maschine zerstören – und sie damit, aber es wird nur ein Mißerfolg werden.«
    »Kein Mord?« schaltete sich der Wyvernsprecher ein. »Wenn wir sie aber nicht töten, wenn sie uns nicht wehrlos träumen können, dann wird die Zeit uns zerbrechen, und sie können wieder die Kraft gegen uns verwenden.«
    »Sie haben gegen mich die Kraft eingesetzt, und ich war im äußersten Dunkel, wo nichts ist.«
    Das Staunen der Wyvern war eine Welle, die gegen die Außenweltler spülte und sie einschloß.
    »Und wie kamst du von jenem Ort wieder zurück?« Der andere schien Lantees Versicherung zu glauben.
    »Sie suchte mich, und auch diese hier suchten mich, und sie brachten mich zurück.«
    »Warum?«
    »Weil sie meine Freunde sind. Sie wollten, daß es mir gutgeht.«
    »Zwischen Hexe und Mann kann es keine Freundschaft geben! Sie ist die Herrin, und er gehorcht ihr in allen Dingen, sonst ist er verloren.«
    »Ich war verloren, und doch bin ich jetzt hier.« Shann suchte Charis. »Kette! Beweise es ihnen … Kette!«
    Sie warf die geistige Leine Tsstu zu, dann Taggi, und dann griff sie nach Shann aus. Nun waren sie eins, und als einzige, geballte Kraft warf er sich gegen das Bewußtsein des Wyvernsprechers. Charis sah ihn schwanken, als taumle er in einem gewaltigen Sturm. Dann lösten sie den Kontakt und waren wieder vier Einzelwesen.
    »So ist es«, sagte Shann.
    »Aber ihr seid nicht so wie wir. Bei euch ist es anders zwischen Männern und Frauen. Ist das richtig?«
    »Richtig. Aber ihr müßt eines wissen: Wir vier haben die Kraft gebrochen. Könnt ihr aber immer mit einer Maschine leben und mit jenen, die euch die Maschine gebracht haben? Könnt ihr ihnen vertrauen? Habt ihr tief in ihre Gedanken hineingesehen?«
    »Sie benützen uns für ihre Zwecke. Aber wir akzeptieren das, weil wir frei sein wollen.«
    »Stellt die Maschine ab«, befahl Shann scharf.
    »Wenn wir das tun, dann werden die Hexen kommen.«
    »Nein, sie kommen nicht, wenn wir es nicht wollen.«
    Charis hörte verblüfft zu. Trieb Shann ein zu hohes Spiel? Aber sie schienen allmählich zu verstehen, wofür Lantee kämpfte. Solange bei den Wyvern die Kluft zwischen Männern und Frauen nicht geschlossen war, gab es einen Ansatzpunkt für jene Untaten, die von den Räuberbanden begangen wurden. Shann machte sich daran, diese Kluft zu schließen. Jahrhunderte an Tradition, Generationen einer überlegten Zuchtwahl standen gegen seinen Willen, und die Ängste und Qualen absichtlich gezüchteter Vorurteile kämpften gegen ihn, doch er war bereit, den Kampf aufzunehmen.
    Er hatte nicht einmal um ihr
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