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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume
Autoren: Andre Norton
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vielleicht sogar ein Tramper; einer von denen, die den zwischenweltlichen Schmuggel betrieben. Kapitän und Mannschaft eines solchen Schiffes kümmerten sich wenig um Recht und Gesetz, und sie stellten sich grundsätzlich gegen die Vertreter einer Regierung. Von solchen Leuten konnte Charis keine Hilfe erwarten.
    Eine Luke öffnete sich, und eine Landerampe schob sich heraus. Charis riß sich zusammen, um wegzurennen. Aber da schoß ein Seil aus der Luft, legte sich ihr um Brust und Oberarme und riß sie von den Beinen, so daß sie hilflos über den Boden rollte. Hinter sich hörte sie das hohe, schrille Gelächter von Tolskeggs Sohn; er war einer der fünf Jungen, die die Seuche überlebt hatten.

 
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    Sie mußte klar denken, sie mußte! Charis saß auf einer Bank ohne Lehne, drückte die Schultern an die Balkenwand und überlegte angestrengt. Tolskegg war da und mit ihm Bagroof, Sidders und Mazz. Das mußte also jetzt die regierende Clique der Kolonie sein. Und dann sah sie noch einen Händler. Er saß am Ende des Tisches, hatte ein Gefäß mit Quaffa vor sich und musterte amüsiert die Versammlung. Seine Augen waren hellwach und glitzerten unter schweren Lidern.
    Charis hatte einige der freien Händler kennengelernt. Ihr Vater hatte unter diesen Abenteurer- und Entdeckerkaufleuten sogar etliche gute Freunde gehabt, Männer, die unschätzbar wertvolle Informationen über unbekannte Welten gesammelt hatten; doch das waren die Aristokraten ihrer Klasse. Es gab andere, die Ausbeuter, Piraten und Räuber waren, die eingeborenen Händlern fremder Rassen ihre Güter wegnahmen, statt mit ihnen zu handeln, die mit ihren überlegenen Waffen schwächere Rassen unterjochten.
    »Das ist doch ganz einfach, mein Freund.« Der anmaßende Ton des Händlers mußte Tolskegg und die anderen Kolonisten zur Weißglut treiben, aber sie mußten ihn hinnehmen. »Ihr braucht Arbeiter. Eure Felder pflügen, bepflanzen und ernten sich nicht selbst. Schön, ich habe etliche eingefrorene Arbeiter, alles tüchtige Leute. Klar, ich habe mir die besten herausgesucht, aber ich verspreche euch, jeder kann mindestens sein eigenes Gewicht ziehen. Auf Gonwalls Sonne gab es einen Ausbruch; man mußte nach Sallam evakuieren, aber Sallam konnte die Leute einfach nicht alle aufnehmen. Wir erhielten deshalb die Erlaubnis, uns im Flüchtlingslager umzusehen. Meine Ladung besteht aus erstklassigen Männern; sie sind jung, kräftig und haben unbefristete Kontrakte. Die einzige Frage ist die, meine Freunde, was habt ihr dagegen anzubieten? Oh« – mit einer Geste brachte er den brummenden Tolskegg zum Schweigen – »fangt nur nicht wieder mit euren Pelzen an. Ja, ja, ich habe sie gesehen, aber sie reichen höchstens für drei Mann von meiner Ladung. Euer Holz interessiert mich überhaupt nicht. Ich brauche kleine Sachen, die nicht so viel Frachtraum fressen; eine Ladung, die Geld bringt, die sich leicht irgendwo umsetzen läßt. Eure Pelze für drei Arbeiter, falls ihr sonst nichts zu bieten habt.«
    So war es also. Charis holte tief Atem und wußte, daß es keinen Sinn hatte, sich hilfesuchend an diesen Kapitän zu wenden. Wenn er verzweifelte Menschen mit unbefristeten Kontrakten verhökerte, dann war er nicht besser als ein Sklavenhändler, wenn sein Geschäft auch wenigstens noch einen Schimmer von Gesetzmäßigkeit hatte. Und sein Angebot mußte für Tolskegg eine Zumutung sein.
    »Keine heimischen Köstlichkeiten wie Edelsteine und dergleichen?« fuhr der Kapitän fort. »Schlimm, mein Freund, daß eure Welt so wenig zu eurer Hilfe zu bieten hat.«
    Mazz zischelte etwas in Tolskeggs Ohr. Dessen finstere Miene hellte sich ein wenig auf. »Lassen Sie uns einen Augenblick Zeit, Kapitän, damit wir beraten können. Vielleicht haben wir doch noch etwas für Sie.«
    Der Händler nickte. »Solange Sie wollen, mein Freund. Ich dachte mir doch, daß Sie sich ein bißchen anstrengen würden.«
    Charis versuchte zu erraten, was Mazz vorgeschlagen hatte. Wertvolle Dinge gab es doch nicht außer den Pelzen, die der Ranger als Muster zusammengetragen hatte. Man hatte sie so verarbeitet, daß man sie als wissenschaftliches Material versenden konnte.
    Endlich hörten die Kolonisten zu flüstern auf, und Tolskegg sah den Kapitän an. »Sie handeln mit Arbeitern. Was dann, wenn wir Ihnen Arbeiter anbieten?«
    Die Miene des Kapitäns war ein ungläubiges Staunen, aber das war, wie Charis bestimmt fühlte, gut gespielt. Er war ein Fuchs und viel zu schlau, als daß
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