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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume
Autoren: Andre Norton
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er Gefühle gezeigt hätte, die nicht einem bestimmten Zweck dienten.
    »Arbeiter? Ihr seid doch knapp an Arbeitern. Wollt ihr die paar, die euch noch geblieben sind, auch noch verschachern?«
    »Sie handeln mit Arbeitern«, knurrte Tolskegg, »und es gibt mehr Arten von Arbeit als nur eine. Stimmt doch, oder? Wir brauchen ein paar kräftige Kerle, Männer für unsere Felder. Aber es gibt andere Welten, wo man vielleicht Frauen braucht.«
    Charis erstarrte.
    »Frauen?« Der Kapitän war nun ehrlich erstaunt. »Wer würde schon mit euren Frauen handeln?«
    Mazz grinste höhnisch und vielsagend; seine Augen glitten langsam zu Charis. Mazz hatte noch immer nicht verwunden, daß Ander Nordholm ihm entgegengetreten war, als er Frau und Tochter auf die Felder zu prügeln versucht hatte.
    »Ja, Frauen«, antwortete Mazz. »Die da.«
    Charis war sich dessen bewußt gewesen, daß der Händler sie von Anfang an absichtlich übersehen hatte, seit sie in die Kabine gekommen war. Ein Eingriff in die inneren Streitigkeiten einer Kolonie widersprach der Handelspolitik und den Gepflogenheiten. Für den Kapitän war ein mit den Händen hinter den Rücken gefesseltes Mädchen Angelegenheit der Siedlung, nicht die seine. Aber jetzt war ihm Mazz’ Angebot der richtige Vorwand, sie mit einem langen Blick abzuschätzen. Dann lachte er.
    »Und wozu soll sie taugen? Das ist doch ein Kind, das zusammenbricht, wenn es Arbeit auch nur riecht!«
    »Sie ist älter als sie aussieht und sehr gebildet«, erwiderte Tolskegg. »Sie war Lehrerin. Was sie gelehrt hat, taugte ja nichts, aber sie spricht etliche Sprachen. Auf einigen Welten, sagt man, sei das sehr nützlich, jedenfalls überall, wo es nicht so ausgemachte Narren gibt wie hier.«
    »Wer bist du denn?« Der Kapitän stellte die Frage direkt an sie.
    War das vielleicht eine Chance für sie? Konnte sie ihn überreden, sie zu nehmen? Vielleicht fand sie eine Gelegenheit, die Behörde einer Außenwelt zu erreichen und damit ihre Freiheit wieder zu gewinnen?
    »Charis Nordholm. Mein Vater war Erziehungsbeamter hier.«
    »So? O Tochter eines Gebildeten, sag mir, was die Veränderung hier bewirkt hat?« Automatisch hatte er die Silbensprache der Zacathan gesprochen.
    »Zuerst einmal, Geflügelter, eine Krankheit, und dann der Trug der Unwissenheit«, antwortete sie ihm in der gleichen Sprache.
    Tolskeggs Faust knallte auf den Tisch. »Redet so, daß man euch verstehen kann!«
    Der Kapitän lachte. »Sie haben doch behauptet, dieses Kind da spreche mehrere Sprachen. Ich habe das Recht nachzuprüfen, ob dessen Kenntnisse einen Handel rechtfertigen … In den Wassern des Nordens treiben viele Eisschollen.« Wieder sprach er in einer fremden Sprache, diesmal der von Danther.
    »Aber die Winde des Südens schmelzen sie schnell.« Fast mechanisch antwortete ihm Charis.
    »Ihr redet so, daß man’s versteht. Die hat studiert. Für uns ist sie wertlos, aber für Sie ist sie noch einen weiteren Arbeiter wert.«
    »Was meinst du, edle Frau?« Der Händler wandte sich wieder an Charis. »Bist du einen Mann wert?«
    »Ich? Mehr als einen!« erwiderte sie stolz.
    Der Kapitän lachte. »Gut herausgegeben. Und wenn ich dich nehme, wirst du dann einen unbefristeten Kontrakt unterzeichnen?«
    Charis starrte ihn an. Der winzige Hoffnungsfunke hatte ihr nicht einmal Zeit gelassen, sich daran zu wärmen. Als sie ihm in die Augen sah, erkannte sie die Wahrheit: Es gab kein Entrinnen für sie. Dieser Mann nahm sie nicht von Demeter weg, um ihr die Freiheit zu geben. Ein Handel wurde zu seinen Bedingungen abgeschlossen, und diese Bedingungen machten sie zur Gefangenen auf nahezu allen Planeten, die sie besuchen konnten. Mit einer Ladung Arbeiter ging er nur auf solchen Häfen nieder, auf denen diese Lieferungen erwünscht waren. Mit einem unbefristeten Kontrakt konnte sie nicht auf ihrer Freiheit bestehen.
    »Das ist Sklaverei«, protestierte sie.
    »Nein, nicht ganz.« Sein Lächeln war fast ebenso hintergründig wie Mazz’ Grinsen tückisch. »Für jeden Kontrakt gibt es einmal ein zeitliches Ende. Natürlich brauchst du nicht zu unterzeichnen, edle Frau. Du kannst hierbleiben, wenn dir das besser gefällt.«
    »Wir verhandeln hier!« Tolskegg war einigermaßen verblüfft dieser Unterhaltung gefolgt. »Wir verhandeln über sie. Sie hat nichts zu sagen.«
    Der Kapitän grinste breit. »Mir scheint, edle Frau, dir bleibt keine Wahl. Ich fürchte nur, wenn du bleibst, wird diese Welt nicht besonders freundlich mit
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