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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle
Autoren: Annie West
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Beispiel diese Narbe.“
    Schnell schloss sie die Lippen, bevor sie sich noch besorgt nach Alessandros gesundheitlicher Verfassung erkundigte. Hatte er einen Unfall gehabt? War er operiert worden? Kümmerte es sie überhaupt?
    „Mir geht es inzwischen wieder ausgezeichnet“, entgegnete er ausweichend, und Carys hatte für einen Moment das Gefühl, er könne Gedanken lesen.
    „Natürlich“, antwortete sie viel zu hastig. „Sonst wärst du wohl kaum hier.“ Es konnte nur einen Grund für seine unerwartete Anwesenheit in Australien geben. Er wollte ihren Sohn.
    Alessandro machte keine halben Sachen. Wenn er etwas haben wollte, nahm er es sich einfach. Und welcher heißblütige Italiener würde auf seinen leiblichen Sohn verzichten?
    Angst legte sich wie eine eiskalte Faust um Carys’ Herz. Wenn sie recht behielt, wie sollte sie ihn davon abhalten?
    „Und was hat sich noch an mir verändert?“
    Ein paar Sekunden dachte sie nach, bevor sie sagte: „Du bist blasser als früher. Und dünner.“
    Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, kam Alessandro gerade aus einem Skiurlaub, tief gebräunt von der alpinen Sonne. Sein Körper war muskulös und durchtrainiert gewesen, nicht so auffallend schmal wie heute.
    Nur ein Blick in seine blitzenden grünen Augen hatte genügt, um Carys das Gefühl zu geben, die einzig interessante und begehrenswerte Frau auf dieser Welt zu sein. Ohne Vorbehalte hatte sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt – rettungslos.
    Wenn sie Alessandro jetzt ansah, konnte sie ihre Gefühle nicht richtig einordnen, aber unerträglich stark waren sie in jedem Fall.
    Er wirkte zwar ausgezehrt, aber sobald er sich bewegte, wurde deutlich, dass er weder seine Grazie noch seine frühere Energie eingebüßt hatte. Mit einem Seufzer schnitt er eine Grimasse und trank einen weiteren Schluck Cognac.
    „Ich mache viele Überstunden.“
    Carys sah zur Seite und verdrängte hastig ihr Mitgefühl. „Und manche Dinge ändern sich nie.“
    Während ihrer letzten gemeinsamen Wochen hatte Alessandro die Arbeit ständig vorgeschoben, um keine Zeit mit Carys verbringen zu müssen. Zuerst wollte sie noch an Probleme in der Firma glauben, immerhin war sein Vater erst kurz zuvor gestorben. Nur wurden ihre zaghaften Nachfragen und Unterstützungsangebote schroff zurückgewiesen.
    Dem Unternehmen ging es gut. Alessandro ging es gut. Sie mache sich einfach zu viele unnötige Sorgen. Er müsse lediglich seiner neuen Verantwortung nachkommen. Carys erinnerte sich noch gut an diese ewige Litanei.
    Ganz systematisch schloss Alessandro sie aus seinem Leben aus, Tag für Tag und Stunde für Stunde. Schließlich bestand ihre einzige Kommunikation aus den heißen Begegnungen in den frühen Morgenstunden, wenn sie im Bett ihre Leidenschaft füreinander auslebten.
    Dann fand Carys heraus, dass nicht ausschließlich berufliche Verpflichtungen für Alessandros Abwesenheit verantwortlich waren, denn er hatte durchaus Zeit für andere Dinge – andere Menschen. Wie einfältig von ihr, anzunehmen, ihm würde das naive, schlichte Mädchen reichen, das sein Bett mit ihm teilte.
    „Als Geschäftsführer eines internationalen Konzerns hat man jede Menge zu tun.“
    „Das ist mir klar.“ Sie hatte es aufgegeben, sich über die lächerlich hohe Anzahl von Überstunden aufzuregen, die er angeblich leisten musste. Oder sich zu fragen, was aus dem charmanten, aufmerksamen Mann geworden war, in den sie sich verliebt hatte. Dieser Mann hatte ebenfalls hart gearbeitet, aber er wusste auch, wie man abschaltete und gemeinsame Freizeit genoss.
    Ihr Magen zog sich zusammen. Was immer sie einmal miteinander geteilt hatten, war endgültig vorbei. Carys’ Hals wurde trocken, und sie bereute inzwischen, kein Getränk angenommen zu haben. Dieses ganze Treffen bewirkte ausschließlich, dass alte Wunden aufgerissen wurden. Das hatte doch alles überhaupt keinen Zweck.
    Entschlossen stand Carys auf. „Es war nett, dich wiederzusehen, aber ich muss jetzt gehen. Es ist schon spät.“
    Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, war Alessandro schon aufgesprungen und stellte sich so dicht vor sie, dass Carys seine Körperwärme auf der Haut spürte. Instinktiv wollte sie zurückweichen, stieß jedoch sofort gegen den Sessel. Überrascht, ärgerlich und ein wenig aufgeregt starrte sie ihm in die Augen.
    „Du kannst jetzt noch nicht gehen.“
    „Ich kann und ich werde.“ Nie wieder würde sie sich von ihm zur Närrin machen lassen. „Wir sind fertig
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