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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel
Autoren: C Gref
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Sein Blick blieb auf der Leiche auf der Treppe haften. »Was ist geschehen?«
    Sophia schüttelte nur den Kopf, ging an Albert vorbei, stellte sich auf die Außentreppe und sog gierig die frische Nachtluft in ihre Lungen. Allmählich kam sie wieder zu sich und begriff. Schluchzend brach sie zusammen, kauerte sich auf die kalten Stufen und fühlte sich wie ein Findelkind. Nichts anderes war sie. Eben hatte sie zum zweiten Mal ihre Mutter verloren. Warm legte sich Alberts Hand auf ihre Schulter. Behutsam nahm er Sophia in die Arme und strich ihr über den Kopf.
    »Sie haben sie umgebracht«, stellte Albert fest. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    Es dauerte bis zum Morgengrauen, bis Sophia sich so weit gefasst hatte, dass sie Albert alles erzählen konnte. Nach und nach kehrten die Engel zum Anwesen zurück. Allesamt waren sie entsetzt, hatten aber geahnt, dass Madame Hazard tot war. Das Band zwischen ihr und ihnen war zerrissen. Dennoch hatten sie bis zum Letzten für ihre Herrin gekämpft. Zahllose Häuser Cravesburys standen in Flammen, unter anderem die Kirche. Auch den Schlupfwinkel der Rebellen, im Keller des Pubs, hatten die Engel ausgeräuchert. Es würde lange dauern, bis sich die Stadt von diesem Schlag erholt haben würde.
    Sie saßen im Großen Salon, die Möbel waren zur Seite gerückt. Engel und Menschen hatten sich auf den weichen Teppichen niedergelassen. Sie tranken, rauchten dicke Zigarren und berieten, wie es nun weitergehen sollte.
    »Zuerst einmal müssen wir uns einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung verschaffen«, sagte Albert. »Die Aufzeichnungen existieren noch. Ich habe in weiser Voraussicht von jeder Phonokopie ein Duplikat anfertigen lassen. Das Testament von Madame Hazard verfügt Sophia als Alleinerbin und mich als treuhänderischen Verwalter des Vermögens. Es sind einige Bedingungen an den Nachlass geknüpft, wie die Geldmittel zu verwenden sind.«
    Sophia blinzelte erschöpft, als sie ihren Namen hörte. Sie lehnte an Marcellus Schulter und versuchte die schrecklichen Bilder in ihrem Inneren zu verdrängen.
    »Die Fabrik ist zerstört«, wandte Lucius, einer der neueren Engel ein.
    »Brauchen wir denn eine Fabrik, um ein neues Labor aufzubauen?«, gab Albert provokativ zurück.
    »Was wir brauchen ist ein Arzt oder ein Anatom. Einen Platz, um in Ruhe forschen zu können, loyale Angestellte und, wenn möglich, fähige Okkultisten. Und eine Energiequelle«, sagte Marcellus.
    Wieder hatte Lucius Einwände: »Und wo bitte schön sollen wir die herkriegen?«
    »Das lass mal meine Sorge sein«, sagte Albert und grinste breit. »Ich habe in den letzten Jahren zahlreiche interessante Kontakte geknüpft. Sophia sollte es ein Leichtes sein, diese Verbindungen zu vertiefen.«
    »Ihr redet, als wäre Madame schon Monate von uns gegangen. Wie die Ratten balgt ihr euch um den Fortbestand eurer Rasse«, rügte Sophia. »Ihr seid widerlich.«
    »Nein, das sind wir nicht. Sie hätte nicht gewollt, dass wir angesichts eines verrückten Geistlichen und seiner Schergen kapitulieren. Sie hatte eine Vision und unsere Aufgabe ist nun, ihre Träume zu verwirklichen. Oder fürchtet sich etwa jemand von euch davor, das Begonnene zu Ende zu bringen?«
    Marcellus beugte sich ganz nah zu Sophia und flüsterte: »Es wird seine Zeit brauchen, bis du wieder auf die Beine kommst, aber ich bin sicher, dass du Madame Hazard nicht enttäuschen wirst. Du wirst ihr Andenken bewahren und uns zum Ziel bringen. Sie hat nicht umsonst an dich geglaubt.«
    Sophia nickte traurig und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne von der Wange. »Ich habe sie so geliebt. Es tut so weh, sie verloren zu haben.«
    »Wir alle haben sie geliebt. Bei dem, was kommen wird, werden wir dir beistehen. Das sind wir ihr schuldig.«

Epilog

    Richard und Elena gingen durch die zerstörte Stadt. Hin und wieder blieb Elena stehen und prägte sich einen Platz oder ein Gebäude ein. Richard ließ sie in Ruhe. Er fühlte, dass sie Abschied nahm.
    Erst, als sie die Treppen zu Elenas Wohnung hochstiegen, sagte Richard: »Weißt du schon, was du tun willst?«
    »Ich werde die Stadt verlassen. Alles hier erinnert mich an mein Versagen.«
    Richard nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, sah sie ernst an und sagte: »Du trägst an den Vorfällen keine Schuld. Außerdem habe ich eine Idee, wie du dein Gewissen beruhigen kannst.«
    »Gehen wir erst einmal hinein«, gab sie zurück.
    Sie fiel auf ihre Matratze, spürte Richards
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