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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel
Autoren: C Gref
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in Hysterie überging.
    Sofia schloss die Augen und versuchte nachzudenken.
Bin ich tot?
Für einen verwirrenden Moment konnte sie keine Regung ihres Körpers spüren, keinen Herzschlag, nicht das Rauschen des Blutes in ihren Ohren und nicht das Pulsieren in ihren Adern.
    Dann atmete sie erleichtert ein, als alles drei schlagartig zusammen mit dem Zwang zum Atmen einsetzte.
Definitiv nicht!
    Wo bin ich? Wie bin ich an diesen Ort gekommen? Und warum?
Sie wusste es nicht, konnte sich nicht konzentrieren, zu viele Fragen prasselten auf einmal auf sie ein, zu oft wiederholte ihr Verstand das Wort:
Sarg
und zu sehr schmerzten ihre Glieder und Gelenke von dem Versuch sich zu befreien. Sie konnte förmlich spüren, wie das Blut blaue Flecke bildete und in den Stellen, wo sie sich gestoßen hatte, pulsierte.
    Entschlossen verdrängte Sofia die Gedanken an Sarg und Blut und tastete langsam mit ihrer Hand nach oben. Und nach rechts und links.
    Ihr Gefängnis musste tatsächlich ein Sarg sein, die Größe stimmte in etwa. Sofia gab einen frustrierten Laut von sich. Zumindest für sie, sie passte exakt hinein.
    Wie lange wird die Luft reichen?
Mühsam zwängte die junge Frau ihre Hand hoch, zu ihrem Gesicht und berührte die Nase. Die plötzlichen Schmerzen ließen sie das Bewusstsein verlieren.
    Ihr eigener Schrei weckte sie aus dem kurzen, verworrenen Traum von Blut und Dunkelheit und Erregung und versetzte sie schlagartig in die Realität zurück. Ohne einen Übergang zwischen Schlafen und Wachen fiel ihr augenblicklich ein, wo sie sich befand.
    Es war warm und stickig, Schweiß stand ihr auf der Stirn, sie bekam keine Luft durch ihre Nase.
Wie lange bin ich ohnmächtig gewesen?
    Sofia kämpfte die neuerlich aufkeimende Panik nieder. Die Luft war unerträglich abgestanden und ihre Lunge schmerzte bereits bei jedem Atemzug. Bald würde es vorbei sein!
    Dieses Mal konnte Sofia die Tränen nicht zurückhalten, als es ihr abermals nicht gelang den Sargdeckel mit den Händen aufzustemmen.
    Sie dachte an ihre Schwester Melanie. Beinahe konnte sie sie in ihrer zu weiten Bluejeans und ihrem rotem Lieblingsrollkragenpulli, die blonden langen Haare offen und vom Wind zerzaust, oben an einem Erdloch stehen sehen; sich selbst in dem geschlossenen Sarg, rufend und weinend. Doch niemand hörte sie, nur die Erde.
    Sofia schüttelte den Kopf.
Nein, nein und nochmals nein!
So würde sie nicht enden, durfte sie nicht enden. Das war nicht fair und nicht vorgesehen!
    Vorsichtig und langsam versuchte sie sich umzudrehen, ignorierte das sie sich bei der Bewegung Strähnen ihres langen Haares ausriss, rutschte Stückchen für Stückchen auf die Seite und quetschte sich auf den Bauch.
    Dann schob sie ihre Oberschenkel unter sich und begann einen Katzenbuckel zu machen.
    Nichts tat sich.
    Sofia ließ sich zurücksinken. Die Luft im Sarginneren war zu verbraucht, sie bekam kaum noch genug Sauerstoff in ihren Körper obwohl ihr Herz wie rasend schlug. Sofia schloss die Augen. Das Blut hinter ihren Lidern klopfte regelmäßig und rothell. Der Rhythmus verlockte sie dazu aufzugeben.
    Entschlossen drückte sie abermals mit ihrem ganzen Körper nach oben, benutzte ihren Rücken als Werkzeug und ignorierte die Schmerzen in ihren zitternden Armen.
    Als sich der Sargdeckel mit einem steinernen Knirschen ein Stückchen hob und frische, kühle Luft in ihr Gefängnis strömte, mobilisierte Sofia unbekannte Ressourcen.
    Unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es ihr, den Deckel soweit zu verrutschen, dass es zum Hinausklettern reichen würde. Schwer atmend ließ sie sich zurück gleiten. Ihr Körper und ihre Muskeln zitterten unkontrollierbar und sie benötigte eine lange Zeit, bis sie in der Lage war, sich aufzusetzen.
    Was sie in der Finsternis sehen konnte, zeigte ihr, dass sich ihre Situation nur geringfügig gebessert hatte. Erst als ihre Zähne zu klappern begannen, bemerkte sie, dass die unerträgliche Hitze und Beklemmung der eisigen Kälte gewichen war.
    Das verdammte Schwein hatte sie ausgezogen! Hektisch kletterte sie aus ihrem engen, steinernen Gefängnis, glitt mehr, als zu steigen. Als sie mit beiden Füßen auf festem Boden stand, sackten ihre Beine weg. Mit einem erschrockenen Schrei fiel Sofia der Länge nach auf den kalten Steinboden.
    Sie krümmte ihre Finger zu Krallen, als ihr Körper krampfte und versuchte die Flut der plötzlichen Erinnerungen niederzukämpfen, die drohte sie zu überrollen: Der abendliche Weg nach Hause, ihre
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