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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel
Autoren: C Gref
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Flügel.
    »Sehr gut. Jetzt hast du dir auch eine Belohnung verdient«, gab Madame Hazard zurück. Dann sah sie an Marcellus vorbei und sprach Sophia an: »Du kannst gehen. Warte im Foyer, bis die ersten Gäste kommen und unterhalte sie ein wenig.«
    »Sehr wohl«, antwortete Sophia, knickste und verließ den Raum. Allerdings ging sie nicht, wie befohlen ins Foyer, sondern presste ihr Ohr an die Tür. Sie hörte Küsse, dann das Rascheln von Stoff, Stöhnen. Sophia presste die Faust an die Lippen, um nicht zu schreien. Erst, als sie Madame Hazard schrille Töne ausstoßen hörte, rannte sie wie von Furien gehetzt davon.
    Im Park kam sie wieder zur Besinnung. Sophia klammerte sich an eine Engelsskulptur, drückte ihre tränenerhitzte Wange an den rauen Stein und schloss erschöpft die Augen. Sie hätte es wissen müssen. Marcellus war eine Leihgabe gewesen, nicht mehr. Warum klopfte ihr Herz dann wie verrückt?
    Sie schreckte zusammen, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. Es war Albert.
    »Was wollen Sie?«, entfuhr es Sophia.
    »Warum so kratzbürstig?«
    Sophia schwieg und funkelte ihn grimmig an.
    »Ich wollte dich einfach nur nach drinnen holen. Erstens ist es viel zu kühl, um ohne Cape einen Spaziergang zu machen und außerdem ist gerade das erste Dampfmobil vorgefahren. Es wäre doch ärgerlich, wenn Madame Hazard erführe, dass du deine Pflichten vernachlässigst.«
    Albert nahm sie am Ellenbogen und Sophia spürte, wie der Schweiß seiner Handflächen den zarten Stoff ihres Kleides befeuchtete.
    »Wenn ich dir einen Rat geben darf, du solltest dich zuvor ein wenig frisch machen. Nehmen wir den Dienstboteneingang.«
    Widerstrebend musste sie ihm Recht geben. Es wäre nicht angemessen, in diesem Zustand den Gästen aufzuwarten, zumal dieser Abend ihr Debüt war.
    Kaum hatten sie den engen Flur betreten, von dem Küche und Speisekammer abzweigten, drückte Albert Sophia an die Wand und presste seine Lippen auf ihre. Erschrocken versuchte sie ihn wegzustoßen. Mit dem Resultat, dass er noch zudringlicher wurde.
    »Du bist so schön«, raunte er.
    »Entschuldigung«, fuhr eine Stimme dazwischen. Sophia keuchte vor Erleichterung. Ein Küchenjunge mit einer Schale Bohnen in den Händen wartete darauf, dass die beiden zur Seite traten. Sophia nutzte die Gunst des Augenblicks und lief los.
    Sie schloss sich in ihrer Kammer ein und warf sich auf das Bett. Es war ihr einerlei, ob ihr Kleid zerknitterte, es war ihr auch egal, ob die Gäste schon da waren. Sie hatte sich bisher in einem guten und soliden Haus gewähnt. Binnen eines Tages war alles völlig auf den Kopf gestellt worden. Und nun war sie unendlich müde. Wollte schlafen, wollte vergessen.

    Elena machte es sich auf ihrer Chaiselongue gemütlich, stopfte sich ein Kissen hinter den Rücken, zog den kleinen runden Tisch mit der Lampe näher und öffnete mit zitternden Fingern die Verschnürung der Aktenmappe. Gewissenhaft ausgefüllt lag der Personenbogen zuoberst. Diesen legte sie zur Seite. Sie wollte nicht im Vorfeld beeinflusst werden, indem sie die Identität des Objekts kannte. Sie blätterte weiter und fand schließlich die von Wesley genannten Aufzeichnungen.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, rief sie erbost. »Eine Phonokopie!«
    Sie entnahm die winzige gläserne Scheibe, die so groß wie ihr Daumennagel war, dem Messingbehältnis und wog sie auf ihrer Handfläche. Sie hielt sie gegen das Licht, um zu prüfen, ob sich Daten auf ihr befanden. Schwarze Schlieren bewegten sich im Innern des Glases. Es mussten viele Daten sein, so schnell wie sich die Schwärze bewegte.
    Sie räumte den Inhalt der Aktenmappe wieder in die Papphülle zurück und machte sich das zweite Mal an diesem Tag auf den Weg ins Labor.
    Jack, der Maschinenmann, befand sich in der Ruhephase. Elena entschied, ihn nicht zu aktivieren und ging direkt zum verborgenen Fahrstuhl weiter.
    Der Labortrakt war in Dunkelheit gehüllt. Träge erwachten die Lichter an der Decke zum Leben. Es war ruhig. Von all den Maschinen stampften nur noch die, die für die nächtliche Grundversorgung der Fabrik notwendig waren. Als erstes bog sie gleich rechter Hand in den schmaleren Seitengang ab und betrat ihr Büro. Sie sah, dass der Boss ihr jede Menge Akten hatte bringen lassen. Kurz überflog sie die begleitenden Korrespondenzen und entschied, dass die Akten getrost warten konnten. Anschließend steuerte Elena die Versuchsräume an, denen sich wiederum die Arbeitsplätze der Clearer anschlossen,
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