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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Wood
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Bronze, dies nicht erfahren würde? Allerdings beinhaltet ihr Verfahren etwas, wovon Jotham nichts weiß. Etwas, das ägyptisches Eisen weitaus widerstandsfähiger macht.«
    »Das kannst du ja mir erzählen. Schließlich bin ich bald König von Ugarit.«
    »Darüber werde ich einzig und allein Jotham Auskunft geben.«
    Yehuda lachte traurig auf. »Damit erkaufst du dir nicht deine Freiheit. Versuch erst gar nicht, mit meinem Onkel zu handeln. Deine Kenntnisse wird er dir durch die Folter entlocken. Was«, fügte er noch hinzu und wandte sich zum Gehen, »durchaus amüsant sein dürfte.«
     
    In der königlichen Bettkammer herrschte helle Aufregung. Militärkundschafter kamen und gingen, Höflinge liefen händeringend auf und ab, Ärzte und Wunderheiler stimmten laute Gesänge an, Weihrauch verqualmte die Luft. Shalaaman in seinem Bett keuchte und schnaufte, das Ausatmen ging mit einem eigenartiges Pfeifton einher, die Priester beteten und schwangen ihre Rasseln, um den Dämon davon abzuschrecken, sich in der Brust des Königs festzusetzen.
    Jotham, der ebenfalls anwesend war, hatte mitbekommen, dass sein Neffe nach Erhalt einer ihm zugeflüsterten Nachricht die Kammer verlassen hatte. Was mochte so wichtig sein, Yehuda in dieser kritischen Stunde mit anderen Dingen zu belästigen? Jotham wusste, wie sehr sein ehrgeiziger Neffe hoffte, der Dämon, der die Luftröhre einschnürte, würde über Shalaaman siegen. Auch andere in der Kammer hegten diesen Wunsch, Männer, die davon profitieren würden, wenn Yehuda König wäre. Jotham selbst war es gleichgültig, wer auf dem Thron saß – der Krieg war ein gutes Geschäft. Selbst wenn Ägypten nicht angriff, würde Ugarit weiterhin Waffen aus Eisen herstellen und sie für den Ernstfall lagern. Er selbst würde sich jedem gegenüber, der die Krone trug, loyal verhalten.
    »Bringt mehr heiligen Weihrauch!«, rief der Oberste Arzt, worauf Bedienstete mit Rauchfässern herbeieilten und die Luft mit noch mehr beißendem Qualm erfüllten.
    Yehuda kam zurück und erkundigte sich bei einem der untergeordneten Ärzte nach dem Befinden des Königs. »Sein Zustand verschlimmert sich, Herr«, gab man ihm Auskunft.
    Der Rab spähte durch den Rauch zu seinem Onkel, der sich bei Shalaamans militärischen Beratern aufhielt. Jotham war noch immer ungemein einflussreich, und vielleicht zahlte es sich aus, wenn er sich gerade jetzt bei seinem Onkel einschmeichelte. Zumal das Geheimnis der ägyptischen Metallurgie Ugarit zugutekommen würde.
    Er ging auf Jotham und die Offiziere zu. »Onkel«, begann er, »es gibt da etwas, was du wissen solltest.«
    Während Jotham den Worten seines Neffen lauschte, gingen seine Gesichtszüge von Missmut – er schätzte es nicht, herumzustehen und darauf zu warten, dass ein König starb – erst in Staunen, dann in Neugier über. Ohne sich zu verabschieden, eilte der fette Schiffbauer hinaus.
    Im selben Moment nahm das Befinden des Königs eine dramatische Wende. Röchelnd rang er um Luft, seine Augen traten aus ihren Höhlen, ließen an einen Fisch auf dem Trockenen denken. Die Generäle besprachen sich leise. In der Annahme, ägyptische Spione würden bereits diese Entwicklung der Dinge – Ugarits König plötzlich erkrankt, die Stadt somit verwundbar – gen Süden tragen, erließen sie den Befehl, Späher und Truppen von der Küste und dem Hafen abzuziehen und entlang der südlichen Stadtmauer in Stellung zu gehen.
    Yehuda lächelte. Es war genau der Befehl, den auch er gegeben hätte.
     
    »Ich befürchte«, sagte Leah in der dunklen Zelle zu David, »dass Yehuda mich nicht zum König vorlässt. Er wird Shalaamans Tod in Kauf nehmen!«
    David zog sie an sich. Seine Stärke wirkte tröstend. »Shubat hat mich nicht so weit begleitet – mich nicht vor den Pfeilen und Schlingen der Habiru gerettet –, damit ich in einem Gefängnis sterbe. Die Götter haben etwas mit uns vor, Liebste. Dessen bin ich mir sicher.«
    Eine bekannte Stimme im Gang draußen ließ sie plötzlich aufhorchen. Schritte hallten auf dem Steinfußboden, und in der kleinen Öffnung der Zellentür tauchte ein rundes Gesicht auf.
    »Was hast du mir mitzuteilen?«, bellte Jotham ungeduldig.
    »Erst lass uns hier raus«, erwiderte David, »dann erfährst du es.«
    »Ich lasse nicht mit mir handeln. Meinem Neffen zufolge besitzt ihr Informationen über die Verhüttung von Eisenerz in Ägypten. Also raus mit der Sprache, oder ich überlasse euch den Ratten.«
    Noch ehe David antworten
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