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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Wood
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und der Truppen, die außerhalb der Stadtmauern exerzierten, bereitete sich König Shalaaman zweifelsohne auf einen Krieg vor.
    Sie waren mit ihren Pferden und einem Packtier allein unterwegs. Die ägyptische Eskorte hatte sich außerhalb von Kadesch von ihnen abgesetzt und, des Soldatenlebens müde, auf einem Schiff angeheuert, das zu Inseln im Großen Meer aufbrach.
    Eine rasche Suche im Haus ergab, dass niemand hier war. »Ich mache mich sofort zum Sklavenmarkt auf«, sagte Leah, die das Schlimmste befürchtete. »Geh du zum Palast und informiere den König über die ägyptische Flotte.«
    Um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, ließen sie die Pferde bei der Villa zurück – nur wenige Bürger zeigten sich in der Stadt hoch zu Ross – und schlossen sich den Leuten an, die, schwer bepackt mit all ihrer Habe, auf das Tor zuströmten, um, wie es aussah, innerhalb der Stadtmauern Schutz zu suchen.
    Als David und Leah sahen, dass jeder am Tor von Soldaten aufgehalten, befragt und ihr Gepäck durchsucht wurde, schlugen sie einen Weg um die Mauern herum zum östlichen Tor ein. Auch hier herrschte Hochbetrieb, nur dass die Bürger nicht in die Stadt hineindrängten, sondern sie vielmehr verließen. »Sie wollen dem Krieg entkommen«, sagte David, »und fliehen in Städte im Osten.«
    »Irgendwie müssen wir an ihnen vorbei«, sagte Leah mit Blick auf die auch an diesem Tor postierten Wachen. Am Nordtor verhielt es sich wahrscheinlich ebenso und nicht anders auf den Straßen, die zum Hafen führten. »Ich werde ihnen erklären, wer ich bin«, sagte sie, als sie sich dem großen Torbogen näherten, der im Ernstfall mit riesigen Holztüren verschlossen werden konnte. »Ich werde behaupten, dass König Shalaaman mich unverzüglich zu sehen wünscht.«
    Als sie aber der Wache ihren Namen nannte, überprüfte ein Schreiber eine Tontafel, auf der verschiedene Namen aufgelistet waren. Barsch wies er den diensthabenden Offizier an: »Die beiden sind sofort zu verhaften!«
    Vier Wachen mit Speeren und Schilden führten sie durch die Straßen. Gesprächsfetzen flogen Leah zu, immer drehte es sich um Krieg. Wie weit die ägyptische Armee noch entfernt sei, fragte man einander. Verfügte Ugarit über genügend Soldaten, um die südliche Straße zu sichern? Bangen Herzens verfolgte Leah die vielen, die dem Hafen zuströmten, um sich auf dort ankernde Schiffe zu flüchten. Wie sollten sie auch wissen, dass Ägyptens mächtige Flotte Kurs auf Ugarits ungeschützten Hafen nahm!
    Das Gefängnis war wie das in Megiddo vor langer Zeit unterhalb des Palastes gebaut worden. Dunkle Steintreppen führten zu einer Vielzahl unterirdisch angelegter feuchter Gänge und Zellen. David und Leah beteuerten ihre Unschuld, verlangten, mit einem Vorgesetzten zu sprechen, und versuchten den Wachen verständlich zu machen, dass sie umgehend zu Shalaaman gebracht werden müssten. Angesichts einer so großen Zahl Inhaftierter, denen man Spionage vorwarf, Verrat, Aufruhr oder Anstiftung zur Revolution, herrschte jedoch ein derart albtraumhafter Lärm, ein solches Durcheinander aus Wehklagen, Geschrei und Unschuldsbeteuerungen, dass David sich kaum Gehör verschaffen konnte – und schon fiel die hölzerne Tür vor seiner Nase zu und der Riegel ins Schloss. Sie waren eingesperrt.
    Leah drückte sich gegen die Tür und rief durch die kleine Luke nach draußen, während David rasch die Zelle inspizierte, indem er sich, ungeachtet der Ratten, die ihm über die Füße huschten, an den mit Moos bedeckten Wänden entlangtastete.
    »Keine Möglichkeit, hier rauszukommen«, stellte er fest.
    Leah konnte kaum sein Gesicht erkennen, derart wenig Licht drang durch die schmale Öffnung in der Tür. David zog sie in die Arme und drückte die vor Angst Zitternde fest an sich.
    Er galt als Deserteur. In Kriegszeiten war dies ein Vergehen, das ohne Anhörung im Schnellverfahren mit Hinrichtung geahndet wurde, die jedoch nur der König anordnen konnte. »Diesen Befehl wird Shalaaman nicht geben«, sagte er, »wenn er begreift, dass ich die Stadt verlassen habe, um dich zurückzuholen.«
     
    »Nachricht von Pharao Thutmosis?«, fragte König Shalaaman kurz angebunden, als Rab Yehuda die Kammer betrat.
    Der Herrscher bereitete sich auf seine täglichen Audienzen im Thronsaal vor, ließ sich von Sklaven Öl in Haar und Bart massieren und in seine purpurnen Gewänder helfen. Seine Laune war alles andere als gut. Er hatte schlecht geschlafen, und in seiner Brust machte
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