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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Wood
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einschüchtern, mein schändliches Geheimnis publik zu machen. Und sollte unser geliebter Shalaaman zu den Göttern gehen, werde ich dafür sorgen, dass du niemals auf dem Thron von Ugarit sitzen wirst.«
    Richter Uriah wandte sich an die Wunderheiler, die das Bett umstanden: »Schluss mit dem Weihrauch. Schafft Fächer herbei.«
    Während Rauchfässer und Kohlebecken und Duftkerzen entfernt wurden, setzte sich Leah auf die Bettkante und griff nach der Hand des Königs, sprach beruhigend auf ihn ein. Fächer aus Straußenfedern wurden zum Einsatz gebracht, und schon bald klärte sich die Luft. »Der Dämon wird aus deiner Brust ausfahren, Majestät«, sagte Leah leise und umfasste seine Hand.
    Nach einer Weile musste sich Shalaaman beim Atemholen nicht mehr derart anstrengen, und staunend verfolgten die Umstehenden, wie sich der Zustand ihres Königs verbesserte.
    Auf Leahs Bitte hin halfen ihm die Priester, sich aufzurichten und leicht vorzubeugen. »Bete mit mir, Majestät«, forderte Leah ihn auf. »Lass die Götter dein Gebet hören.«
    Aber noch immer rang er zwischendurch um Atem, begleitet von rasselnden Geräuschen, die von dem Dämon verursacht wurden, der sich in der Brust des Königs Leahs Betörung widersetzte.
    »Öffnet die Vorhänge und bringt einen Stuhl, damit der König zum Balkon getragen werden kann.«
    Sechs eilfertige Höflinge stellten einen mit Gold verzierten Stuhl für den König bereit, trugen ihn damit auf den Balkon, in eine strahlende Morgensonne, die ganz Ugarit mit hellem, warmem Schein aufglänzen ließ.
    Shalaamans Atemzüge wurden zusehends regelmäßiger, sein Gesicht nahm wieder Farbe an. Leah setzte sich zu ihm, beschwor ihn in gleichmäßigem Rhythmus immer wieder: »Ganz ruhig einatmen – jetzt ganz ruhig ausatmen. Übernimm die Kontrolle über deinen Körper, Majestät. Zeige dem Dämon, dass du der König bist.«
    Nach und nach verebbte das Keuchen und auch das Röcheln, und Shalaaman atmete wieder normal. Als die Ärzte nach einer Untersuchung erklärten, der Dämon sei ausgefahren, pries die Mehrheit der Anwesenden mit lauter Stimme die Götter, während andere unauffällig den Raum verließen.
    »Ich danke Dagon«, sagte Shalaaman, der die warme Sonne und die frische Luft, die vom Meer herwehte, genoss, »dass er dich zu mir zurückgeführt hat, Leah. Wie kam es, dass Thutmosis dich hat gehen lassen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Majestät. Zunächst aber haben wir dir etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    David trat hinzu und erstattete Bericht über die ägyptische Flotte. Was er vortrug, wurde von Yehuda als unwahr abgetan; bei den Generälen hingegen machte sich Unruhe breit, weil Davids Beschreibung der feindlichen Schiffe höchst akkurat war. Woher sonst sollte ein Schriftgelehrter über derlei Dinge Bescheid wissen? Alle erkannten bestürzt, dass ihnen vom Meer her große Gefahr drohte und Ugarits ungeschützte Küste dementsprechend verwundbar war. Befehle wurden erteilt, und mehrere Offiziere verließen eilig die königliche Bettkammer, um die Truppen entlang der Küste wieder zu verstärken und dafür zu sorgen, dass der Hafen bewacht wurde.
    Obwohl Shalaaman noch sehr geschwächt war, rief er Jotham zu sich. »Nimm dein schnellstes Schiff und segle der ägyptischen Flotte entgegen. Hisse eine weiße Flagge. Versuche unter allen Umständen zu verhindern, dass unser Hafen in Flammen aufgeht.«
    Jotham eilte hinaus, nicht ohne Leah noch einen Blick zuzuwerfen, der sie verblüffte, drückte er doch …
Bewunderung
aus.
    Auf Leahs Anweisung hin wurden Becher mit kaltem Wasser für den König gebracht. Als er wiederum Anzeichen von Atemnot zeigte, war es ihre sanfte Stimme, die ihn beruhigte. »Majestät, du solltest in Abständen diese mit Rauch erfüllte Kammer verlassen und die frische Luft hier draußen einatmen. Weil der Dämon, der die Luftröhre einschnürt, Helligkeit und Wärme nicht widerstehen kann, solltest du dich den wohltuenden Strahlen der Sonne aussetzen. Dann wirst du noch lange Jahre gesund bleiben, und falls du mich benötigst, brauchst du mich nur zu rufen, und ich bin zur Stelle. Asherah ist mit uns.«
    Die Sonne näherte sich ihrem Zenit, als ein Bote atemlos in die Bettkammer stürzte, auf die Knie fiel, dem großen König Shalaaman einen Gruß entbot und dann mit schreckerfüllter Stimme ausrief, die ägyptischen Streitkräfte hätten den Hafen in ihre Gewalt gebracht und marschierten auf die Stadt zu.
    Panik brach in der Bettkammer aus.
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