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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ändern …«
    »Oh ja, verehrungswürdiger Vater … Die Mädchen warten mit Ungeduld.«
    »Nun, das ist das allerbeste, was mir passieren kann.« Philip Wang Fu leistete sich ein Kichern.
    »Teeny Sue hat nach Champagner verlangt …«
    »Teeny? Seit wann Champagner? Ach ja, wahrscheinlich für Olga. Die trinkt den Roederer wie ein Pferd das Wasser. Am liebsten aus dem Kübel.«
    »Nein, es ist die Kleine, die Sie für heute abend bestellt haben«, log Gold-Daumen Kim. »Und sicher hat Teeny recht … man bringt sie damit in Fahrt!«
    Philip Wang Fu runzelte mißbilligend die Stirn. Man konnte Kim einiges durchgehen lassen, er machte seine Sache gut. Schließlich, war er nicht der Enkel seiner alten Amah? Doch schmierige Vertraulichkeiten dieser Art … Und es war nicht das erste Mal. Umgekehrt: Rausschmeißen konnte man ihn nicht. Blieb nur eine Lösung … Doch sie hatte Zeit und mußte bedacht werden. In Ruhe. Und bei Gott nicht jetzt.
    Er ließ sich von Kim entkleiden, nahm eine Dusche, dachte dabei noch einmal an das Problem mit dem Diener, kam aber bereits mit besserer Laune zurück und fuhr in den Kimono, den ihm Kim bereit hielt.
    »Gib mir ein Glas Champagner.«
    »Sofort, ehrwürdiger Vater.«
    Gold-Daumen Kim ließ den Pfropfen knallen. Die Musik war angenehm, harmonisch: Harfen. Wie nannten sie das? ›New Age‹? Er schaltete die Videoanlage ein, die die Geräusche im Paradies aufzeichnete. Viel war nicht auszumachen. Zu laut. Ja nun, was sonst? Sie waren jung. Dazu das Gekicher. Ob es die Kleine war? Die tiefere Stimme jedenfalls gehörte Olga. Olga kam aus Wladiwostok, ihr Vater stammte aus dem Kaukasus, hatte sie ihm erzählt, und mit diesem rollenden russischen Akzent blieb ihr Englisch ohnehin kaum verständlich.
    Frauen, die sich die Zeit vertrieben, während Sie auf ihn warteten. Nun ja. Er würde sie erlösen, die Vögelchen … Bald …
    »Gib mir den Zucker, Kim.«
    »Und das andere, ehrwürdiger Vater?«
    »Ja. Das auch …«
    Kim brachte die silberne Zuckerdose und den Löffel.
    Der Mandarin nahm ihm das Fläschchen aus der Hand. Er ließ die Tropfen selbst fallen und zählte. Nicht zehn, diesmal fünfzehn …
    Mayas Herz raste. Es war, als breite sich ein heißer Feuerstrom von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen in ihr aus. Sie konnte doch den Fuß nicht vom Gas nehmen! Auf keinen Fall. Aber was sie jetzt empfand, war nicht Angst, das war Panik, die pure Panik. Sie versuchte damit fertigzuwerden. Diesmal half der Wille nicht.
    Dann bekam die Welt wieder Gesicht! …
    Der weiße Mittelstreifen auf der Fahrbahnrampe.
    Dort oben die Lichter!
    Der Verkehr auf dem Keppel-Express-Way …
    Glas rieselte. Der Wind fauchte herein und riß an ihren Haaren.
    Tan hatte mit der Faust das Milchglasgeäder der zerschossenen Scheibe durchstoßen.
    Gut gemacht. Gott sei Dank! … Sie hatte Sicht, Sicht, bekam wieder Luft. Aber bei Gott, den Göttern oder Heiligen, dachte sie, was soll das? Was tust du hier? … Du bist siebenundzwanzig Jahre alt. Du hast eine abgeschlossene akademische Ausbildung. Du könntest auf irgendeinem Campus bequem im Sessel sitzen und auf dein Gehalt warten. Oder zuhause auf irgendeinen Ehemann. Und stattdessen läßt du dir von miesen chinesischen Hafen-Gangstern das Auto zersieben … Und zuvor jagst du mit einem wildfremden Menschen übers Wasser zu irgendeinem mysteriösen Sampan, um dort Tiger-Knochen und Tiger-Penisse zu filmen. Bist du noch zu retten? Wieso läßt du dich in einer so absurden Stadt wie Singapur auf einen derartigen Wahnsinn ein?
    Jetzt aber bist du dran! Jetzt kriegst du Hintern und Rücken mit Kugeln vollgepumpt. Oder donnerst die Böschung runter. Und jeder wird sich fragen, was eine Maya Nandi sich eigentlich dabei gedacht hat.
    Doch der Colt fuhr noch immer, als sei nichts geschehen. Und sie fuhren noch immer auf der Rampe. Nur, daß sie jetzt gleich zu Ende sein würde. Ja: Das weiße Dreieck des Warnzeichens … Und jetzt der Einfahrtspfeil in den Keppel-Express-Way; sechzig Meilen Höchstgeschwindigkeit. Von wegen! Sie steigerte auf hundert, auf hundertzwanzig, hundertdreißig …
    Und der Colt hielt durch. Die Reifen hatten die Verfolger nicht erwischt. Endlich, die breite Doppelfahrbahn. Der Wagen schoß hinein, ohne auf die wütenden Lichthupen-Proteste eines großen Mercedes zu achten. Geschafft … Aber was soll das? Wieso muß dieser idiotische Kühllaster ausgerechnet jetzt einen Bus überholen?
    Sie klemmte sich hinter ihn, hustete in den
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