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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch, dann hatten sie sofort eine Streife im Kreuz.
    Die Stoßdämpfer knallten durch. Der Wagen flog. Sie hatte die Sicherheitsschwelle am Fuß der Rampe übersehen.
    Tan hörte auf zu fluchen. Sie gab wieder Gas. Doch diese vier ekelhaften, leuchtenden Quadrate in ihrem Nacken wuchsen buchstäblich heran. Hundertvierzig, hundertdreißig, hundertzehn … Sie würgte den dritten Gang rein. Mehr als hundertzwanzig schaffte der Colt bei dieser Steigung nicht.
    Und dann knallte es wieder. Nicht allzu laut. Der Knall einer Kinderpistole. Doch dieses Mal war es nicht ein einzelner Schuß, dieses Mal kam eine ganze Salve. Die Windschutzscheibe zersprang vor ihren Augen zu einem krakeligen, milchweißen Etwas …
    »Bauen Sie mir mein Paradies«, hatte Philip Wang Fu zu Donald McKenzie, dem kanadischen Architekten gesagt, der die Entwürfe zum Silver Tower, dem Hochhaus an der Marina Bay, in dem sich auch Philip Wang Fus private Konzern-Zentrale befand, geliefert hatte.
    »Und wie sieht es aus, das Paradies?« hatte McKenzie gefragt.
    »Das Paradies eines älteren Mannes liegt in der Fantasie der Frauen«, lautete die etwas kryptische Antwort.
    Nun, McKenzie war als Architekt nicht übel. Vor allem war er berühmt. Weltberühmt. Dies wiederum war in Singapur die beste Garantie, die zweiundvierzig Stockwerke des Silver Towers schnell und teuer zu vermieten.
    Schließlich, McKenzie hatte die Börse in Sydney neu gestaltet, ein Hyatt-Hotel in Hongkong entworfen. Die Entwürfe zum Modern-Art-Museum in Boston und der neuen Konzerthalle in Mailand kamen aus seiner Hand. Doch was er mit dem Paradies ablieferte … Schön, den silbergefaßten, dreiblättrigen Swimming Pool, die Verwendung von Marmor und Stahl, dazu die flachen, mit Saffianleder bezogenen Liegen konnte man angehen lassen. Aber trotz des ganzen Marmors und der raffinierten Beleuchtung, in den feineren Stilfragen zeigte sich die typische Ignoranz eines ›Quai Loh‹, eines ausländischen Teufels.
    Philip Wang Fu hatte schweigend das Honorar von zweihundertfünfzigtausend Dollar für den Paradies-Entwurf beglichen und sich einen neuen Architekten, einen Chinesen, geholt. Nun kam das Paradies seinen Vorstellungen schon etwas näher. Das Marmorbassin wurde von einem Wasserfall gespeist, der automatisch oder auf Knopfdruck in allen Pastelltönen aufschimmerte. Es gab Pflanzen, sogar Singvögel, es gab Seide und Seidenkissen, und schließlich hatte der Architekt die Wände des halbrunden Raumes mit Vergrößerungen der raffiniertesten erotischen Tuschzeichnungen aus der T'ang-Dynastie tapezieren lassen. Und die T'ang-Dynastie war und blieb nun einmal Philip Wang Fus Lieblings-Epoche. Die hohe Zeit der feinsinnigen, kunstliebenden Mandarine. In ihr, das hatte er sich zumindest suggeriert, wurzelte noch immer seine Seele.
    Philip Wang Fus besondere Vorliebe aber galt der Kombination zwischen Vorraum und Ankleidezimmer, die er den ›Salon‹ nannte. Die Wände allein … ein erlesenes Kunstwerk! Ein Vermögen an Schmiergeldern hatte es ihn gekostet, die prunkvolle Innenraumverkleidung mit all ihren Perlmutt-Silber-Intarsien, den Reiher-Scharen, den tanzenden Frauen, den Chrysanthemen und den Fischern im Schilf, den betenden Mönchen vor winzigen Tempelchen, all diese Erhabenheiten nach Singapur bringen zu lassen. Wieviel Hände, die sich nach seinen Dollars ausstreckten! Wieviel Unterschriften, die gekauft werden mußten! Das ganze Klavier seiner Beziehungen hatte Philip Wang Fu spielen lassen, und sie reichten schließlich nicht nur bis in die Wirtschafts- und Handels-Behörden der chinesischen Volksrepublik, sondern bis hinein ins Zentral-Komitee der Partei. Sein ganzes Gewicht mußte er in die Waagschale legen, um sich mit diesen Kostbarkeiten schmücken zu können.
    Nun, die erste Besitzerfreude hatte sich zwar gelegt, doch jedesmal, wenn er den Raum im zweiundvierzigsten Stockwerk des Silver Towers betrat, empfand er dieselbe angenehme Zufriedenheit über den Dreiklang von Licht, Harmonie und Kunst. Und jedesmal mischte sich gleichzeitig der Kitzel der Vorfreude hinein. Wie auch nicht? Nein, er war nicht müde. Und falls er es gewesen wäre, so hatte Kim die Medizin bereitgestellt. Er sah sie neben dem Champagner-Kübel.
    »Nun, Kim«, nickte er dem Diener zu, »ist alles in Ordnung?«
    »Aber selbstverständlich, verehrungswürdigster Vater.«
    »Die Mädchen … Hast du dich um sie gekümmert? Meine Abfahrt von der Sitzung hat sich verschoben. Leider … War nicht zu
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