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Im Auftrag der Lust

Im Auftrag der Lust

Titel: Im Auftrag der Lust
Autoren: Jasmin Eden
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Nachrichtensprecher gerade das Wetter verlas. Jareds Gesicht war schon längst wieder verschwunden, aber Sara sah es vor ihrem inneren Auge noch immer deutlich. Er hatte Handschellen getragen. Er, der doch sonst immer alles unter Kontrolle hatte, hatte sie nun verloren und musste zum ersten Mal die Konsequenzen seines Handelns tragen.
    Sara verspürte weder Triumph noch Genugtuung. Sie konnte einfach noch nicht fassen, dass ihre Probleme sich mit einem Mal in Luft aufgelöst haben sollten. Es war zu einfach, zu schön, aber es war wahr.
    Sara legte den Kopf in den Nacken und lachte, lachte so laut und lange, bis sie heiser war.

Kapitel 20
    Sara schob sich die Sonnenbrille in die Haare und lehnte sich im Polster des Taxis zurück. Der Sommer war endgültig nach New York zurückgekehrt, die Sonne heizte tagsüber den Asphalt der Gehwege auf und ließ die Luft flimmern. Jetzt, in den Abendstunden, wenn die Hitze sich langsam zurückzog, schien die Stadt die letzten Quentchen Wärme in sich aufzusaugen, wie trockene Erde das Wasser.
    Sara trug nicht mehr als ein weich fallendes Maxikleid im Empirestil. Das Fenster des Taxis hatte sie weit genug heruntergekurbelt, um sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Der Taxifahrer hatte ihr angeboten, die Klimaanlage anzuschalten, aber Sara bevorzugte die natürliche Methode.
    Seit gut zwei Wochen nahm sie alles viel intensiver wahr. Es war wie eine zweite Geburt, sie hatte fast alles zurückbekommen, was sie verloren geglaubt hatte. Und es erschien ihr noch immer wie ein kostbares Geschenk, das ihr jederzeit wieder genommen werden konnte.
    Es war nicht perfekt, aber es war das, was sie wollte. Viele der Aufträge nahm sie seither auch selbst an und widmete jedem so viel Zeit und Aufmerksamkeit wie nie zuvor. Die Dinge waren gut so, wie sie waren – bis auf die Momente, in denen ihre Gedanken umherstreiften und unweigerlich auf Alan kamen.
    Noch immer war es ein Stich ins Herz, wenn sein Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte, aber sie respektierte seinen Wunsch, keinen Kontakt mit ihr haben zu wollen. Seine Nummer hatte sie dennoch nie gelöscht, und tief in ihrem Herzen trug sie die Hoffnung mit sich herum, dass sie ihn doch noch einmal treffen konnte. Irgendwann einmal.
    Draußen raste die Stadt an ihr vorbei, mit all ihren kleinen und großen Sorgen und Wünschen. An ihrem Zielort hielt das Taxi mit quietschenden Reifen. Sara bezahlte den Fahrer und blieb vor dem Stadthaus stehen. Es war die richtige Adresse, aber sie sah noch überall Baugerüste und Malerarbeiten. Das Haus wurde renoviert, auch wenn im Augenblick keine Arbeiter anwesend waren. Nur hinter dem obersten Fenster war Licht. Sara tastete zu ihrer Handtasche und erfühlte die Kontur des Tränengasfläschchens. Zwar hatte sie, wie immer bei einem Neukunden, die üblichen Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen, aber mit diesem Fläschchen fühlte sie sich noch immer sicher.
    Sara stieg die wenigen Stufen zur Tür hinauf und klingelte. Niemand antwortete. Sie klingelte noch einmal, und endlich ertönte der Summer. Sara drückte die Tür auf und stand inmitten eines großen halbfertigen Flures, an dessen Seite eine große Treppe nach oben führte. Da sie im oberen Stockwerk Licht gesehen hatte, ging sie hinauf.
    Sie stand auf dem obersten Absatz der Treppe und war unschlüssig, wohin sie sich wenden sollte. Schließlich entschied sie sich, die große Flügeltür zu ihrer Rechten zu nehmen, anstatt die einfache Tür zu ihrer Linken. Sie klopfte an und schob sie auf, als jemand »herein« rief. Vorsichtig spähte Sara hinein – sie befand sich anscheinend im Schlafzimmer des Hauses, aber außer ihr war niemand da. »Hallo?«, rief sie noch einmal und wurde plötzlich rücklings von zwei starken Armen umfasst. Sie reagierte reflexartig, versuchte, sich halb herumzudrehen, und schlug der Person hinter sich die Handtasche an den Kopf.
    Ihr Angreifer ließ sie los und griff sich an die Stirn. »Verdammt, Sara, du musst besser zielen lernen«, beschwerte Alan sich und rieb sich die Nase. »Das hätte ins Auge gehen können.«
    Sie starrte ihn an. »Du?«
    »Ja, ich.« Er betastete vorsichtig seinen Nasenrücken. »Ich hoffe, das schwillt nicht an«, murmelte er.
    Noch immer konnte Sara ihn nur anschauen. Sie war unfähig, sich zu rühren, konnte einfach nicht vom Fleck, bis die Erkenntnis endlich tiefer sackte: Alan war da. Er war direkt vor ihr, er … sie stieß einen erleichterten Schrei aus, schlang ihm die
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