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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit
Autoren: Roxann Hill
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Blonder, dafür bin ich doch da.“ Frau Dr. Naumann drückte die Akte, die sie noch immer in der Hand hielt, gegen ihre Brust. „Die Schussverletzung Ihres Freundes ist neu. Das ist nicht die alte Wunde, die ich bereits gesehen habe. Und Ihre Freundin hat so gut wie jeden Knochen im Leib gebrochen. Sie muss mehrere Stockwerke tief gestürzt sein.“
    Asmodeo blieb ihr eine Antwort schuldig. Kein noch so kleiner Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Lediglich seine ohnehin bereits ausgeprägte Blässe wurde noch eine Nuance heller, doch das reichte der Ärztin als Bestätigung.
    „Wenn ich zwei und zwei zusammenzähle, die Wachmänner an der Tür, die beinahe hermetisch abgeschlossene Abteilung, das viele Geld, das Sie mir zahlen, dann muss das hier geheimgehalten werden. Sehe ich das richtig?“
    „Exakt“ Asmodeo räusperte sich. „Wir werden alles in Kürze an einen anderen Ort verlagern.“
    „Das ist vernünftig. Hier können wir das nicht auf Dauer vertuschen. Und an diesem … anderen Ort - bekomme ich dort alles, was ich brauche?“
    „Schreiben Sie mir eine Liste.“
    „Gut. Das wird eine wirklich lange Liste.“ Frau Dr. Naumann hängte die medizinische Akte, die sie noch immer hielt, entschlossen an das Fußende des Bettes zurück und trat dicht an den männlichen Patienten heran, um ihn eingehend zu betrachten. „Wie hat er das geschafft?“, fragte sie.
    „Was meinen Sie?“, erkundigte sich Asmodeo.
    „Wie hat Johannes Hohenberg das Killerbakterium besiegt, das dabei war, ihn umzubringen?“
    Asmodeos Augen fielen für den Bruchteil einer Sekunde auf das Gesicht von Lilith. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Ärztin. „Er hatte wohl Glück“, bemerkte er.
    Frau Dr. Naumann schüttelte den Kopf. „Das war kein Glück. Das war ein Wunder. Er muss einen Schutzengel gehabt haben.“
    „Einen Schutzengel ?“, wiederholte Asmodeo.
    „Ja, und was für einen! Hoffen wir, dass dieser Engel weiterhin hilft. Wir brauchen noch einmal ein solches Wunder, sonst kommen weder Lilith, noch Johannes durch.“
     

 
    4
     
    D ie alte Frau stand im Halbdunkel seines Zimmers. Der Kummer hatte ihre Schultern gebeugt. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und drehte ihm den Rücken zu.
    „Asmo, was ist mit Lilith? Samael hat sie erwischt, nicht wahr?“, sprach sie.
    Asmodeo senkte die Hand mit seinem Revolver, den er beim Anblick einer vermeintlich fremden Person in seinem Zimmer sofort gezogen hatte, und entspannte den Hahn. Gleichzeitig schloss er mit der anderen Hand die Tür hinter sich, durch die er gerade getreten war. Mühsam schaffte er es bis zu einem der Sessel, auf dem er sich niederließ. Er legte die Waffe auf den Couchtisch. Das diffuse Licht ließ den Griff aus Wurzelholz rötlich schimmern.
    „Was weißt du von Samael?“, fragte er.
    „Alles. Ich weiß, dass Samael seit jeher versucht, Lilith zu finden und zu vernichten. Ich weiß, dass Samael deine Schwester ist. Und ich weiß, wer du bist.“
    Es dauerte eine Weile, bevor Asmodeo ihr antwortete. „Woher hast du deine Informationen?“
    Gerti lachte bitter auf. „Deine Mutter war meine beste Freundin, Asmo. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Und meine Schwestern und ich, wir hatten Samael bereits Jahre zuvor kennengelernt. Wir waren ihr verpflichtet.“
    „Du?“, fragte Asmodeo ungläubig. „Du bist ein Handlanger Samaels?“
    Gerti nickte und sah weiter in den Schatten, der sich auf der Wand vor ihr abzeichnete. „Samael hat von mir verlangt, dass ich Lilith an sie verrate. Aber ich habe ihr nicht gehorcht. Für keinen Preis dieser oder jeder anderen Welt würde ich meinen kleinen Findling im Stich lassen – selbst wenn es bedeuten sollte, dass ich mein Leben und meine Seele verliere.“ Gerti machte eine Pause, um mit fester Stimme fortzufahren: „Du bist mir eine Antwort schuldig, Asmo. Was ist mit meiner Lilith?“ Abrupt drehte sich zu ihm um, doch ihr Gesicht blieb im Halbdunkel.
    „Lilith ist schwer verletzt, Nanah. Ebenso, wie Johannes.“
    Gerti blieb bewegungslos. „Versprich mir, dass sie es schaffen wird. Versprich mir, dass ich meinen kleinen Findling wiedersehen werde!“ Ihre Stimme wurde immer lauter und klang zum Schluss durchdringend und schrill.
    Asmodeo schwieg.
    Gerti trat einen Schritt nach vorne und schaltete das Licht an. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Augen vom Weinen gerötet. In ihrem aschfahlen Gesicht wirkten sie übergroß.
    „Ist es so schlimm? Besteht keine
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