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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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zu gehen, und schon gar nicht einer Halbwüchsigen, die sich wichtig machen will.«
    Jana setzte ihr charmantestes Lächeln auf. Sie wollte dem alten Wächter beweisen, dass sie sich nicht so leicht einschüchtern ließ. »Jedenfalls haben diejenigen, die mir von deiner Krankheit erzählt haben, nicht übertrieben«, konterte sie. »Du siehst wirklich ziemlich mitgenommen aus. Haben dich die Varulf so zugerichtet?«
    »Die Varulf?« Argo stieß wieder ein Lachen aus, doch diesmal schlug es in einen langen Hustenanfall um. »Mach dich nicht lächerlich«, sprach er schließlich weiter. »Sie sind nicht mächtig genug, um … so etwas fertigzubringen.«
    »Dann verstehe ich es nicht.« Jana machte ein paar Schritte auf den Gefangenen zu, weil sie ihn aus der Nähe sehen wollte. »Den anderen Wächtern geht es gut. Nieve sieht sogar jünger aus als vor Eriks Tod in der heiligen Höhle. Für deinen Zustand muss es doch einen Grund geben.«
    »Den gibt es auch. Ich habe etwas getan, was die anderen nie wagen würden. Ich habe die Natur herausgefordert. Ich habe versucht, die Unsterblichkeit zu erringen. Und das ist dabei herausgekommen.«
    Jana lief ein Schauder über den Rücken. »Vielleicht ist es besser so«, sagte sie unverblümt.
    »Für dich und deine Leute? Mit Sicherheit.« Argos Stimme war aggressiv und scharf wie eine Rasierklinge geworden. »Mir ist egal, was in dieser Höhle passiert ist, ihr werdet immer meine Feinde sein. Doch jetzt habe ich auch noch andere Feinde, die ich noch mehr hasse als die Medu.«
    »Meinst du etwa …?«
    »Ja, ich meine die anderen Wächter, meine früheren Gefährten. Sie haben mich im Stich gelassen und das werde ich ihnen mit gleicher Münze heimzahlen.«
    Jana runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, was in Argo vorging. »Deshalb wolltest du mich sehen? Du willst dich an den anderen Wächtern rächen?«
    Jetzt flackerten zwei orangefarbene Pünktchen in Argos Pupillen, als spiegelte sich in ihnen eine glimmende Zigarette. »Für eine Rache bleibt mir leider keine Zeit. Ich habe nicht mehr lange zu leben, Jana. Außerdem bin ich selbst auch immer noch ein Wächter. Uns verschafft es keine Genugtuung, anderen zu schaden.«
    »Wenn es nicht um Rache geht, was willst du dann von mir?«
    »Ich werde bald sterben und habe gründlich darüber nachgedacht, was aus meinem Vermächtnis werden soll. Meinen früheren Gefährten will ich es nicht hinterlassen, aber es soll auch nicht in Vergessenheit geraten, wenn ich nicht mehr da bin. Da bist du mir eingefallen und ich habe beschlossen, dir mein kleines Geheimnis anzuvertrauen. Was du damit machst, ist deine Sache. Aber ich kann dann wenigstens in Ruhe sterben.«
    Jana lächelte ungläubig. Argo sollte ruhig merken, wie wenig seine Worte sie überzeugten. In diesem Moment ging Yadia, der die ganze Zeit an der Tür gestanden hatte, zu einem der Kerzenhalter und zündete mit seinem Feuerzeug die beiden Kerzen an, die durch einen Luftzug ausgegangen waren.
    Jana beobachtete ihn missmutig und wandte sich dann wieder dem Wächter zu. »Ich dachte, unser Gespräch findet unter vier Augen statt. Kannst du ihn nicht fortschicken?«
    In Argos Augen tanzte ein Funken Ironie. »Ich soll ihn fortschicken?«, fragte er, das letzte Wort spöttisch betonend. »Meine Liebe, du scheinst vergessen zu haben, dass ich sein Gefangener bin.«
    »Aber du hast gesagt, du wolltest dich allein mit mir unterhalten«, beharrte die junge Agmar. »Es reicht doch, wenn er die Tür von außen bewacht, er braucht uns nicht zuzuhören. Ich rede mit Harold und Eilat, wenn es sein muss. Ich will keine Zeugen.«
    »Das wäre Zeitverschwendung«, sagte Yadia, mit dem Rücken zu Jana und Argo; er war in die Hocke gegangen und kratzte das warme Wachs vom Boden, das von einer der Kerzen getropft war. »Bei Harold und Eilat wirst du nichts ausrichten. Ich muss bei dem Gespräch dabei sein, das hat Glaukos ausdrücklich so bestimmt. Du kannst ihn gern fragen, wenn du willst.«
    »Das war die Bedingung, die die Varulf gestellt haben«, bestätigte Argo resigniert. »Du hast doch wohl nicht gedacht, sie würden zulassen, dass ich dir mein kleines Geheimnis schenke, ohne dass dabei auch etwas für sie abfällt.«
    »Warum erzählst du es dann nicht gleich ihnen und lässt mich in Ruhe?«, brach es aus Jana heraus. »Ich traue dir nicht, Argo. Ich traue weder dir noch den Varulf. Und mir ist meine Zeit zu schade, um dieses ganze Theater noch länger mitzuspielen.«
    Mit diesen
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