Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
wieder ans Feuer. Auch wenn die Krumen erbärmlich aussahen, konnte Kieran sie nicht gut zurückweisen. Also aß er beide Stücke. Und sie stillten seinen Hunger auf eine Weise, wie er es nicht erwartet hatte.
      „Du bist nicht sehr gut darin, oder?“, sagte Shannon und warf einen Ast in das Feuer, das er entfacht hatte. „Ein Pflegevater zu sein, meine ich.“
      „Ich bin nicht dein Pflegevater. Ich bringe Aidan zu seiner Mutter. Wenn du brav bist, werde ich dir eine nette Familie suchen, während wir in Lismanagh sind.“
      „Da bin ich froh.“ Sie nickte zustimmend mit dem Kopf. „Du kannst nämlich nicht gut für Kinder sorgen.“
      Obwohl sie nur eine Tatsache ausgesprochen hatte, nahm er ihr die Bemerkung übel. Es stimmte, er verstand nicht viel von Kindern. Aber er konnte sie ausreichend beschützen. Schon wollte er protestieren, hielt sich dann aber doch zurück.
      Shannon versuchte, ihn zu provozieren. Warum, wusste er nicht, aber sie erinnerte ihn an seine Schwestern. Überhaupt nicht schüchtern, schien sie bereit zu sein, ihn bei jeder Gelegenheit herauszufordern. Er hatte nicht erwartet, dieses kleine Ding zu mögen. Aber etwas an ihrer beharrlichen Behauptung, er sei ein miserabler Hüter über die Kinder, weckte in ihm den Wunsch, ihr das Gegenteil zu beweisen.
      Aidan wurde quengelig und rieb sich die Augen.
      „Er muss schlafen gehen“, erklärte Shannon.
      „Dann wird er einfach die Augen zumachen müssen.“
      Bei dieser Erklärung wurde aus Aidans Jammern ein Weinen. „Will zu Rosaleen“, schluchzte er.
      Kieran blickte zum Himmel und fragte sich, ob auch das hier als Teil seiner Strafe gedacht war. Keinen Moment lang hatte er Frieden gehabt, seit Verlassen der geplünderten Siedlung. Wäre Iseult jetzt an seiner Seite, wüsste sie sicher, was zu tun war. Er stellte sich vor, wie sie Aidan in die Arme schließen und den Jungen an sich drücken würde. Wie sie ihm zärtliche Worte zuflüsterte, während sie ihn wiegte.
      Verdammt, er vermisste sie. Er spürte, dass Iseult eine wunderbare Mutter sein würde, die, ohne lange nachzudenken, fähig war, für die Bedürfnisse der Kinder zu sorgen. Er sah es direkt vor sich, wie sie sie zum Schlafen legte und ihnen einen Kuss auf die Stirn drückte. Und dann würde er sie bitten, zu ihm zu kommen und ihm auch einen Gutenachtkuss zu geben.
      Aber nicht auf die Stirn. Das sündige Bild weckte lebhafte Erinnerungen an ihren Körper und daran, wie weich sie sich unter ihm angefühlt hatte.
      Die Einsamkeit schmerzte. Iseult hatte ihn verlassen. Es war ihre eigene Entscheidung gewesen. Sie wollte ihn nicht mehr, außer, er versprach ihr ein gemeinsames Leben.
      Wusste sie denn nicht, wie sehr er sie wollte? Was würde er nicht darum geben, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen und zu wissen, dass sie immer bei ihm sein würde? Aidans Schreien übertönte die Leere in seinem Herzen.
      „Was will er denn?“, fragte Kieran.
      Shannon zuckte bei seinem scharfen Ton zusammen, und Kieran wünschte sich augenblicklich mehr Geduld. Aber was wurde denn jetzt von ihm erwartet? Er hatte dem Kind zu essen gegeben und für ein wärmendes Feuer gesorgt. Und bald würde Aidan auch bei seiner Mutter sein.
      „Auf der blanken Erde kann er nicht schlafen“, erklärte Shannon. „Mach ihm aus Blättern und deinem Mantel ein Bett.“
      Das war keine schlechte Idee. Er gab Shannon den Auftrag, trockene Blätter aufzuhäufen, anschließend breitete er seinen Mantel darüber.
      „Schlaf jetzt“, befahl er dem Jungen und hob Aidan auf den Mantel. Der Junge bekam einen Schluckauf und rang mit bebenden Schultern nach Luft.
      Shannon legte sich neben Aidan und rieb ihm den Rücken. Bei der beruhigenden Berührung wurde das Weinen des Jungen leiser. „Er vermisst unsere Pflegemutter“, sagte sie. „Vielleicht könntest du uns eine Geschichte erzählen. Das hat sie immer gemacht.“
      Eine Geschichte. Kannte er überhaupt eine? Die einzigen Geschichten, die er wusste, handelten von Männern, die des Ruhmes wegen auf Schlachtfeldern erschlagen wurden.
      Nicht gerade sehr beruhigend für ein Kind.
      „Ich weiß keine“, gestand er.
      „Doch, das tust du. Erzähl uns eine Geschichte von einem Krieger und einer Prinzessin.“ Shannon kuschelte sich an ihren Bruder. „Erfinde eine.“
      „Wenn ich das tue, werdet ihr dann auch die Augen zumachen?“ Beide Köpfe nickten zustimmend.
      Kieran hätte am liebsten laut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher